Wer die Games Convention kaputt gemacht hat

gco.jpgSeit etwas mehr als einer Woche wissen Thomas und ich, wie es mit der Games Convention weitergeht. Zur Vorbereitung auf die GAMES CONVENTION ONLINE, wie die neue Messe heißt, die vom 31. Juli bis 2. August in Leipzig stattfinden soll, erklärte uns das Projektteam bereits eine Woche vor der Pressekonferenz das Konzept. Ein Konzept, von dem wir überzeugt sind, weil Onlinegames ein Wachstumspotenzial haben wie der gesamte Computerspielemarkt um das Jahr 2002 herum. Schnellere Breitbandzugänge, die quasi ständige Verfügbarkeit des Internets an nahezu jedem Standort sind Gründe dafür, dass sich immer mehr Spieler für Browsergames oder Client-basierte Onlinespiele interessieren. Ebenso ist der Markt für Handyspiele ein riesiger, nicht nur wegen des iPhones.

Dass das neue Konzept nicht jedem gefällt, darüber waren wir und darüber war sich das Projektteam von Anfang an klar. Trotz rund 65 Millionen registrierter Nutzer bei Gameforge und knapp 50 Millionen User bei Bigpoint ist das Thema noch nicht bei allen Gamern angekommen. Das ist logisch, denn der Markt für Onlinespiele funktioniert anders. Hier liegt der Hype nicht auf den neuesten Knallern der ganz großen Studios, hier gibt es kein Nintendo, kein EA, kein Microsoft, Ubisoft und wie sie alle heißen. Es sind die kleinen Nebenbeispiele, aber auch die strategischen Piraten- und Aufbauspiele, die hier die Nutzer fesseln. Und das oft komplett gratis und ohne Zugangsbeschränkungen.

Es ist schön zu lesen, dass es offenbar doch einige gibt, die das Konzept verstanden haben und die sich freuen auf die neue GCO. Doch manchmal möchte man am liebsten aus der Haut fahren, wenn man den Blödsinn liest, den manche schreiben. Leipzig hätte die Games Convention kaputt gemacht, die Leipziger Messe hätte erst große Töne gespuckt und dann den Rückzieher gemacht, die GC hätte so bleiben sollen wie sie war.

Wie sie war? Dann müsste der BIU eine komplette Kehrtwende hinlegen und wieder zum bewährten Messestandort Leipzig stehen. Doch davon sind wir ungefähr so weit entfernt wie von einem Leben auf dem Mars. Um das nochmal klar zu sagen, auch wenn ich mir vorgenommen habe, diese emotionale Komponente aus der Diskussion rauszulassen, es war nicht die Leipziger Messe, die sich entschieden hat, die Games Convention kaputt zu machen. Es war der BIU, der sich von Versprechungen der Koelnmesse hat leiten lassen, der meinte, Leipzig sei zu provinziell. Es war der Verband, der alle großen Aussteller an den nahezu äußersten linken Rand der Republik mitgenommen hat, um eine komplett neue Messe aufzubauen, die weitgehend das Konzept der Leipziger GC kopiert.

Was also blieb der Leipziger Messe übrig? Entweder die Messe komplett abzusagen. Doch das wäre zu einfach gewesen. Stattdessen stützt man sich, wie bereits zu Beginn der GC im Jahr 2002, auf einen Wachstumsmarkt. Eine Spezialisierung in der Spezialisierung. Ob Onlinegames eine eigene Messe rechtfertigen, wird man sehen. Natürlich wird die Ausstellungsfläche kleiner, natürlich werden weit weniger Besucher da sein. Dafür hat man hier die Chance – und es ist wirklich eine Chance – eine Messe zu schaffen, die echte Wachstumspotenziale hat. Wachstumspotenziale, die der normale Spielemarkt längst ausgereizt hat, dazu muss man sich nur mal die stagnierenden Verkäufe und Entwicklungen für PC-Spiele anschauen.

Ich wünsche mir für Leipzig, für die Gamesbranche und vor allem für das wirklich engagierte Projektteam der GAMES CONVENTION ONLINE, dass die Messe ein Erfolg wird. Dass die Leipziger Messe in der Lage ist, geile Publikumsmessen zu organisieren, hat sie in der Vergangenheit mehr als bewiesen. Ob es auf der GCO auch wieder so spektakuläre Messestände und eine so unbeschreibliche Atmosphäre geben wird, weiß ich nicht. Aber allein die Chance darauf ist es wert, für diese Messe zu kämpfen und hinter ihr zu stehen.

Thomas und ich tun das bloggenderweise. Denn auch für die neue GCO sind wir die offiziellen Messeblogger. Die versuchen werden, den interessierten Gamern die Themen der Messe schmackhaft zu machen.

6 Gedanken zu „Wer die Games Convention kaputt gemacht hat

  1. Also deinen enthusiasmus in ehren, aber ausgerechnet die Plattform PC als Beweis für deine These zu nehmen ist gewagt. Denn der PC verliert als Spieleplattform schon seit Jahren an Bedeutung. Konsolen sind die Wachstumsträger und ich sehe nicht, dass sich das ändern würde.

  2. Ja, darum hab ich auch nicht geschrieben, dass Konsolen an Bedeutung verlieren, weil es die PCs sind. Dass das seit Jahren schon so ist, machts ja auch nicht besser. Ich wollte ja auch den traditionellen Gaming-Markt nicht totreden. Trotzdem steckt in Onlinegames mehr Potenzial, ähnlich dem Potenzial, das im gesamten traditionellen Markt im Jahr 2002 steckte. So meinte ich das. Darum lohnt es sich, messetechnisch auf dieses Segment zu setzen.

  3. nein, ich meinte deine Annahme, dass der normale Spielemarkt seine Wachstumspotentiale ausgereizt hätte. Dafür ist der PC das denkbar schlechteste Beispiel. Auch stimmt das nicht, sonst würde der Markt nicht Jahr für Jahr wachsen wie blöde.

  4. Eine eigene Messe nur für Onlinespiele? Eigentlich keine schlechte Idee. Bin mal gespannt wie sich das entwickelt.
    beste Grüsse

  5. Pingback: Großes Netz – Die Leipziger Webszene » Leipzig spielt hinter (teils) verschlossenen Türen

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