Wir befinden und im März 2010. Ganz Radiosachsen versinkt im Einheitsbrei, leidet unter Einfallslosigkeit und claimt sich zu Tode*. Ganz Radiosachsen? Nein. Ein kleiner, tapferer, von unbeugsamen Radiomachern besetzter Sender macht das, was ein Radiosender tun sollte: Radio. Authentisch, unterhaltsam und nah am Hörer.
Seit etwa zwei Wochen läuft bei R.SA Sachsen eine Aktion, die aufhorchen lässt. Alles begann mit den Digedags, jenen Helden aus dem DDR-„Comic“ MOSAIK. Die Morgenmoderatoren Thomas Böttcher und Uwe Fischer riefen die Hörer auf, ihre Lieblingsausgabe zu wählen. Ob es nun glückliche Fügung war oder nachgeholfen wurde, dass Ausgabe 154 mit dem Schaufelraddampfer-Rennen als Favorit hervorging, sei mal dahingestellt. Jedenfalls machten die BöFis aus dieser Geschichte eine weitere. Für die Sächsische Dampfschifffahrt arrangieren sie nun ein Schaufelraddampfer-Rennen auf der Elbe. Am 1. April tritt der Dampfer „Stadt Wehlen“ gegen den Dampfer „Pirna“ an. Auf der Elbe in Dresden, die für diese Veranstaltung eigens gesperrt wird.
Die Vorbereitungen zu diesem Rennen werden quasi minütlich in der Morningshow der BöFis dokumentiert. Da rufen DLRG und Wasserschutzpolizei an, melden sich ehemalige Mitarbeiter der Weißen Flotte und jetzige Mitarbeiter der Sächsischen Dampfschifffahrt. Da wollen anfangs hunderte auf Böttchers Dampfer mitfahren und niemand beim Fischer. Da wird eine Gallionsfigur für Böttchers Schiff gesucht – und gefunden. Und da spielt, wie heute Morgen, eine Dixieland-Band live im Studio, um schonmal eine Kostprobe dessen zu geben, was auf Fischers Schiff am 1. April zu hören sein wird.
Die Eigendynamik, die das Ganze nimmt, und die man förmlich am Radio spüren kann, ist genau das, wofür Radio gemacht wurde. Das ist Kino im Kopf, man lacht mit und nicht über die Moderatoren. Dass das Ganze eine verkaufte Geschichte ist – die Sächsische Dampfschifffahrt ist ein Kunde von R.SA – mag Geschmäckle haben. Allerdings zeigt die Aktion, wie kreativ heutzutage mit Kundenwünschen im Radio umgegangen werden kann. Ohne nervige Spots, ohne peinliche Aktionen. Und wie man gleichzeitig tausende am Radio unterhalten und für eine Sache begeistern kann.
„Richtig schön anders“ ist eine der eigenwilligen Übersetzungen des Kürzels R.SA (, für das es keine wirkliche Entsprechung gibt). Eine Übersetzung, die auch von Hörern stammt. Ich glaube allerdings nicht, dass R.SA anders ist. Nein, R.SA ist sich nur der wesentlichen Aufgabe eines Radiosenders treu geblieben. Die Hörer ernst zu nehmen und Radio für die „Leute da draußen“ zu machen. Werte, derer sich so mancher Programmchef in Deutschland endlich wieder annehmen sollte.
*) Natürlich war das keine Generalkritik an allen anderen sächsischen Sendern. Es gibt bei jeder Station Elemente, die erwähnungswürdig und gut umgesetzt sind. Die Einleitung hat lediglich dramaturgische Gründe. 🙂
Auch wenn ich nicht direkt zur Zielgruppe gehöre, die Böfis haben es schon immer gut verstanden wie man so eine Aktion umsetzt. Auch psr versteht es immer gut ihre Aktionen zu vermarkten. Einschalten werd ich die Sender deshalb trotzdem nicht, was aber andere Gründe hat.