Ja, eine merkwürdige Überschrift, aber genau darum soll es beim Webmontag gehen, der am kommenden Montag, den 17. Oktober in der „Kleinen Träumerei“ stattfindet: um die Top-Level-Domain (TLD) .leipzig. Die Thematik der so genannten GeoTLD wurde bereits als zusätzlicher Punkt in den September-Webmontag eingeschoben und erwies sich schnell als Thema mit viel Gesprächsbedarf, der nun gedeckt werden soll.
Kurz zum Hintergrund: Herkömmliche Domains werden langsam „knapp“, die meisten Gattungsbegriffe sind auf den bisherigen rund 250 Ländercodes wie .de, .nl oder .gr und den 22 generischen TLDs wie .com oder .org bereits vergeben. Behörden, Unternehmen und Institutionen verlangen nach neuen Domain-Endungen, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Am 12. Januar 2012 will die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) das Bewerbungsfenster für neue TLDs öffnen. Erwartet werden über 200 Anträge, darunter auch die geografischen Bezeichnungen.
Während beispielsweise in Bayern, Berlin, Hamburg, Köln und dem Saarland bereits entsprechende Initiativen existieren, die teilweise schon weit mit den Planungen fortgeschritten sind, ist das Thema für Leipzig noch sehr neu. (Eine Liste weltweiter Initiativen für geoTLDs findet sich hier)
Das Problem an diesen neuen TLDs ist der Preis dafür. Die ICANN will eine Evaluierungsgebühr in Höhe von 185.000 US-Dollar sehen. Eine Stange Geld, wenn man aber bedenkt, dass sowieso nur Unternehmen, Organisationen oder Institutionen die GeoTLDs registrieren dürfen, relativiert sich das ein wenig.
Für eine Stadt wie Leipzig ist ein solches Projekt trotzdem nicht zu finanzieren, wie Michael Körner von der Wirtschaftsförderung sagte. „Die Stadt wird die Domain nicht registrieren, auch nicht mit ihren technischen Partnern“, erläuterte er. Dennoch sei die Stadt sehr daran interessiert, dass das Projekt vorangetrieben werde. Zur Finanzierung sei eine Art Gesellschaft denkbar, an der sich viele beteiligen, um die Gebühr aufzubringen. Die Kosten könnten dann durch die Vergabe der Domains, die unter der TLD .leipzig laufen, wieder eingespielt werden. Körner schätzt, dass in Leipzig rund 50.000 Domains registriert werden müssten, damit das Ganze wirtschaftlich abgebildet werden könnte. Pro Domain seien dann 20 bis 30 Euro im Jahr fällig, schätzte Körner. Steuernd tätig werden könne in den Augen Körners der Verein Medienstadt. Passenderweise ist dort Sandra Hoferichter Mitglied, die auch im Berater-Board der ICANN sitzt.
Bereits beim letzten Webmontag gab es heftige Diskussionen um den wahren Wert einer .leipzig-Domain. Es herrschten bei den Teilnehmern mehr Skepsis und offene Fragen vor als Euphorie. Etwa beim Thema Suchmaschinenoptimierung bringe eine zusätzliche TLD überhaupt nichts, hieß es etwa. Allein die Inhalte würden zählen. (Im Netz finden sich gegenteilige Aussagen.) Ein Teilnehmer befürchtete, dass dann eine Vermarktungswelle anlaufe, die branchenbuchähnliche Domains hervorbringe wie handwerker.leipzig, unter der alle Handwerker verzeichnet würden, denen eine Listung aber kaum etwas bringe. Ein anderer Gast des Abends vermutete gar, Leipzig sei zu klein, um die kritische Masse von 50.000 Domains überhaupt zu erreichen.
Kurzum: Es besteht weiter Gesprächs- und Klärungsbedarf. Darum soll am Montag noch einmal zum Thema .leipzig diskutiert werden. Zusätzlich stellen wieder einige Blogger ihre Projekte vor.
Los geht es wie immer gegen 19 Uhr. Treffpunkt ist die bewährte „Kleine Träumerei“. Veranstalter ist der Verein Kreatives Leipzig.
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