Der lokale und sublokale Anteil in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) wird offenbar weiter reduziert: Die Beilage „Stadtleben“, die bisher Freitags erschien, verschwindet nahezu ersatzlos. Die Ausgabe vom 1. November war die vorerst letzte. Stattdessen soll es nach meinen Informationen aller zwei Wochen Freitags zwei Seiten mehr im Lokalteil geben. In die linken und rechten Spalten dieser Seiten wird die „Litfaßsäule“ integriert, eine Art Anzeigengrab in lockerer Optik. Dazwischen ist Platz für sublokale Berichterstattung – vier Spalten auf jeder Seite. Damit dürfte die einstige „Kleine Volkszeitung“, aus der das „Stadtleben“ hervorging, endgültig Geschichte sein. Update: Ergänzung hierzu: Zwischen „Kleiner Volkszeitung“ und „Stadtleben“ gab es für einige Zeit noch das „Norden Spezial“, dem irgendwann ein „Süden Spezial“ folgen sollte (was aber nie eintrat). Das halbnordische Produkt deckte in Konkurrenz zur Kleinen VZ den Bereich von Schkeuditz bis Althen ab und wilderte auch im Stadtgebiet.
Bislang erschien das „Stadtleben“ in zwei Ausgaben: Das „Stadtleben Nord“ und das „Stadtleben Süd“. Themen wurden entsprechend ihrer Bedeutung von den Redakteuren in die jeweilige Ausgabe gehoben. Das waren zum Teil Mini-Meldungen, oft aber auch sehr gut recherchierte „Zwischenthemen“ für Stadtteile, die in der LVZ keine Beachtung fanden. Die drei Redakteure des Stadtlebens bekommen nun andere Aufgaben im Verlag – nach meinen Informationen sind sie Teil des Bereiches Sonderthemen, der nach einigen Jahren Pause wieder neu gegründet wurde. Die Redakteure schreiben zukünftig also PR-lastige Texte für Beilagen und Sonderseiten. Die neuen zusätzlichen, zweiwöchentlichen Lokalseiten soll offenbar die Lokalredaktion füllen.
Ob und wie die Einstellung des „Stadtlebens“ den Lesern kommuniziert wird, ist nicht bekannt. Selbst intern kam die Entscheidung wohl recht überraschend. So verkaufte offenbar die Anzeigenabteilung noch Anzeigen für kommende Ausgaben, obwohl es keine neuen Ausgaben gibt. Das sagt einiges über die interne Kommunikation aus. Meine Anfragen zur Thematik blieben von der Chefredaktion unbeantwortet.
Die in meinen Augen weitere Reduzierung des Lokalteils reiht sich ein in eine Kette von inhaltlichen Einsparungen in der Stadtredaktion: Bereits Anfang des Jahres wurde die Tauchaer Redaktion geschlossen – mit der Folge, dass Themen für die Parthestadt seitdem aus der Schkeuditzer Redaktion geliefert werden müssen. Außerdem wird Montags Papier und Inhalt gespart, indem es keine zwei Seiten Umland-Berichterstattung aus Schkeuditz und Taucha sowie Markkleeberg, Markranstädt, Zwenkau und Großpösna gibt, sondern nur eine. Und über die Tier-Seite, die Dienstags der eigentlichen Lokalberichterstattung eine ganze Seite klaut, kann man auch geteilter Meinung sein.
Meiner Meinung nach ist das der komplett falsche Schritt. Wenn schon weiterhin im Mantel gespart wird, indem ein Großteil von Madsack in Hannover und Berlin produziert wird, sollte das lokale und regionale ausgebaut und nicht ebenso kaputtgespart werden. So steht es auch im Programm „Madsack 2018“, mit dem sich der Verlag fit für die Zukunft machen will: „Die Mediengruppe Madsack setzt auf das große Zukunftspotenzial regionaler und lokaler Medien. Unter dem Motto ‚Madsack 2018‘ wird der Verbund in den kommenden Jahren weiter umgebaut: Die Verlage an den einzelnen Standorten werden sich in Redaktion und Vermarktung noch klarer auf ihre regionale Kompetenz fokussieren“, ist dort zu lesen.
Nur leider zerschießt man sich seit Jahren die lokale und regionale Kompetenz.
Update: 8.11.2013
Und so sieht die Doppelseite heute aus. Unter der Überschrift „Aus den Stadtteilen“ gibts es eigenrecherchierte Geschichten und umgeschriebene Pressemitteilungen. Erklärt wird diese Doppelseite nicht, einen Hinweis auf den Wegfall des „Stadtlebens“ habe ich nicht gefunden.
Update 2:
Immerhin: Man scheint sich auf eine wöchentliche Erscheinungsweise dieser Doppelseite geeinigt zu haben.