Webmontag: Was bringt .leipzig wirklich?

Der gestrige Webmontag war geprägt von einem Thema: Domains und was man mit ihnen anstellen kann. Rechtsanwalt Jan Witzmann referierte über das Domainrecht und erklärte anhand von Beispielen, warum es heikel sein kann, Marken und geschützte Namen in Domains zu verwenden. Denn ins Domainrecht spielen sowohl Marken-, Namens-, Wettbewerbs- und Kartellrecht mit ein. Auch gab es schöne Beispiele, wo sich Unternehmen offenbar null für ihr Domainrecht interessieren. Der Drogerist Schlecker etwa duldet eine Domain namens schlegger.de – und schaltet sogar (über Google Adwords) auch noch Werbung darauf, verhilft also dem Domaininhaber zu Einnahmen.

So richtig zur Sache ging es aber beim zweiten Punkt des Abends – der Frage, ob Leipzig die Geo-Domain .leipzig registrieren sollte. Nach dem ersten Teil der Diskussion beim Webmontag im September gab es auch diesmal erneut Gesprächsbedarf bei den Anwesenden. Obwohl gestern nur rund ein Dutzend Teilnehmer anwesend waren, gab es einen regen Meinungsaustausch zum Thema. Sandra Hoferichter, Architektin aus Leipzig und Mitglied im Verein Medienstadt e.V. erklärte die Grundlagen. „Ab 2013 sind mehr generische Top Level Domains möglich als die bisher gültigen wie .com, .net, .edu oder .gov“, sagte Hoferichter, die auch Mitglied bei der ICANN ist und dort die Rechte des Endnutzers vertritt. Erwartet werde, dass unter anderem Unternehmen, Marken und Branchen eigene Domains anmelden werden. Zusätzlich können geographische Domainnamen registriert werden. Möglich würden so also Domain-Endungen wie .bayern, .hamburg, .berlin – oder eben .leipzig.

Bei den Anwesenden entbrannte eine heftige Diskussion, ob es wirklich einen Vorteil darstelle, über eine geographische Domain gefunden zu werden. Aus Suchmaschinenoptimierungs-Gründen ergebe dies keinen Sinn, waren sich viele einig. Google würde heute sowieso schon lokal suchen und den Standort des Nutzers erkennen. Insofern sei der für Hoferichter wichtigste und erste Punkt ihrer Präsentation hinfällig. Vielmehr würde eine .leipzig-Domain lediglich Image-Wirkung haben. Als Markenverstärker und Identifikationsstifter könnte die Städte-Domain daher hervorragend dienen.

Wie berichtet bräuchte eine Gesellschaft, die als Verwalter der -leipzig-Domain fungiert, rund 50.000 Domaininhaber, um einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zu gewährleisten. Dass dieses Ziel aufgehen könnte, davon war Sandra Hoferichter überzeugt. Ihren Recherchen zufolge seien derzeit 150.000 Domains in Leipzig und dem Landkreis registriert, 59.000 davon sind .com-Domains. Außerdem würden 15.000 .de-Domains existieren, die „Leipzig“ als Begriff in sich tragen. Zusätzlich gebe es nochmal 5000 Leipzig-Domains unter den Top Level Domains .com, .biz, .eu und so weiter.

Die Stadt Leipzig, so informierte Wolfgang Kleinwächter, Vorstand des Medienstadt e.V., habe sich bereits dahingehend positioniert, dass es den Willen zur Unterstützung gebe. Allerdings wolle Leipzig nicht Anteil an einer eventuellen Gesellschaft nehmen. Vielmehr sei seitens der Wirtschaftsförderung eine einmalige Unterstützung von Summe X denkbar, sagte Kleinwächter. Eine Mitgliedschaft in der Gesellschaft sei im Stadtrat nicht durchzusetzen. Wichtig für die Stadtverwaltung sei aber, bei .leipzig mitreden zu können, um die Registrierung nicht etwa einer „Heuschrecke“ zu überlassen. Eine US-Firma sei beispielsweise derzeit dabei, die Voraussetzungen zu schaffen, wichtige Städtedomains zu registrieren, um sie anschließend für viel Geld zu vermarkten. Anfang Januar solle nochmals über das Vorhaben gesprochen werden. Eines kristallisierte sich jedoch bereits heraus: Mit einer .leipzig-Domain könnten sich viele der gestern Anwesenden identifizieren. Aus Image-Gründen würden sie daher eine solche Domain registrieren.