Taucha. Wenn es um Suchtberatung geht, ist Tauchas Mittelschule seit Jahren engagiert. 2007 gewann eine achte Klasse beispielsweise den bundesweiten Antiraucher-Wettbewerb „Be smart – don’t start“. Ebenfalls um Prävention geht es seit gestern beim Besuch der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die hat ihren Mitmachparcours „Klarsicht“ aufgestellt.
„Zustande kam die Zusammenarbeit durch unser Schulprogramm und eine Gruppe, die sich auf Suchtprobleme und Gesundheit spezialisiert hat“, erklärt Lehrerin Sigrid Theile. Seit 2005 tourt die Bundesbehörde durch Deutschland und stößt dabei auf reges Interesse. „Vorher gab es nur die zwei Dachkampagnen .Rauchfrei‘ und ,Bist du stärker als Alkohol‘. Darauf aufbauend wurde der Mitmachparcours entwickelt“, berichtet Roland Titt, Projektleiter von „Klarsicht“. Ziel sei es, mit Hilfe von Akteuren vor Ort aktive Suchtprävention zu betreiben. In Taucha sind neben der Mittelschule auch das Gesundheitsamt des Landkreises Nordsachsen, der Jariko Sozialer Ring, das Jugendcafé Quo Vadis aus Delitzsch, das Behindertenzentrum sowie die Arbeiterwohlfahrt Delitzsch eingebunden.
Das Thema Suchtprävention wird in Taucha bereits aktiv umgesetzt. Michael König, erster Beigeordneter der Stadt: „Seit fünf Jahren engagieren wir uns auf diesem Gebiet. Sozialarbeiterin Ulrike Denkinger sorgt zuverlässig dafür, dass die Schüler für das Leben fit gemacht werden. Das beginnt bei Dingen wie der Streitschlichtung und geht bis zur Suchtberatung.“ Außerdem gebe es die Möglichkeit, sich an die Suchtberatungsstelle in der Graßdorfer Straße 13 zu wenden.
Bei „Klarsicht“ geht es vor allem um die Aufklärung zu Tabak- und Alkoholkonsum. „Das sind zwei weit verbreitete legale Drogen. Rund 50 Prozent der Jugendlichen in Deutschland haben schon Rauscherfahrungen durch Alkohol. Und bis zu 200000 Deutsche sterben jährlich an den Folgen des Rauchens“, so Titt. Zwar sinke durch Steuererhöhungen die Zahl der Alkoholabhängigen, gleichzeitig würden Jugendliche aber immer früher und immer mehr trinken.
Auf dem Mitmachparcours können die Schüler lernen, das eigene Verhalten zu reflektieren und die Suchtgefahren diskutieren. Gestern nutzten dies die neunten Klassen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, heute steigen die Mittelschüler mit ein. An sieben Stationen erfahren die Jugendlichen etwas zur Tabak- und Alkoholwerbung, müssen Fragen beantworten oder spielen in einer Art Talkshow Szenarien durch, wie man Süchtigen helfen kann. Auch ging es gestern um den Geschmack der ersten Zigarette. „Schrecklich“, sagte Vincent Matz, der mit seinen Mitschülern dann auf Ursachensuche ging, warum trotz des üblen Geschmacks viele weiter rauchen. Wie sich beschwipste Menschen fühlen, konnten die Schüler erfahren, nachdem sie eine spezielle Brille aufsetzten. Der Blick verschwamm, Händeschütteln oder einen Schlüssel aufheben war fast unmöglich. An der „Trink-Bar“ sollten die Jugendlichen den Alkoholgehalt von Getränken schätzen – mit teils überraschenden Ergebnissen.
Für die BZgA stand schon gestern fest, dass sich das Engagement in Taucha gelohnt hat. Allerdings, das machte auch Michael König klar, bringe so etwas nur einen positiven Effekt, wenn es kontinuierlich durchgeführt würde. Die Bundeszentrale war darum mit Sicherheit nicht das letzte Mal in Taucha.
Erschien am 10. Oktober 2008 in der Leipziger Volkszeitung.