Taucha. Die Bauarbeiten der Deutschen Bahn auf der Zugstrecke Taucha-Jesewitz rufen die Anwohner auf den Plan. In der Nacht von Freitag zu Sonnabend schreckten einige Bewohner der Graßdorfer Straße 18 hoch – das Haus steht unmittelbar am Bahnübergang. „Kurz nach 23.30 Uhr kreischte auf einmal völlig unvermittelt der Trennschleifer. Das klang, als würde direkt neben mir jemand damit arbeiten“, berichtet Karsten Meyer. Der Fensterbauer habe durchaus Verständnis für nötige Instandhaltungen. „Das muss aber nicht damit beginnen, dass man den Leuten mitten in der Nacht solchen Lärm zumutet“, klagt er.
Durchgeführt werden die Arbeiten unter anderem von der Leipziger Niederlassung der Heitkamp Rail GmbH. Deren Oberbauleiter Beyer, der seinen Vornamen nur mit „F“ angeben wollte, verstand die Aufregung nicht. „Das sind genehmigte Baumaßnahmen. Wir erneuern hier auf einer Strecke von 5,5 Kilometern die Gleise und das Schotterbett. Das passiert auf unkonventionelle Weise und mit schwerem Gerät, damit wir die Arbeiten in zehn Tagen schaffen, für die wir sonst zwei Monate benötigen würden“, erklärte er. Dass dabei nachts auch ein Trennschleifer zum Einsatz komme, mit dem der Beton zwischen den Gleisen aufgeschnitten wird, sei normal. Dabei berief sich Beyer auf ein Gesetz mit dem Namen „Verordnung zur Einführung der Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung“. Dort sind unter Paragraph 7 Zeiten festgelegt, in denen Maschinen in Wohngebieten nicht betrieben werden dürfen, allerdings gelten diese Einschränkungen nicht für Schienenwege von Eisenbahnen des Bundes. Um des lieben Friedens willen einigte man sich vor Ort, auf das Gerät zu verzichten und die Platten mit dem Bagger zu entfernen. Eine telefonische Beschwerde des Anwohners Klaus-Dieter Heßberg beim Notruf der Polizei fruchtete nicht. „Die fühlen sich nicht zuständig, ich müsste eine einstweilige Verfügung bei Gericht einreichen“, sagt er. Auch er habe nichts gegen Bauarbeiten, allerdings habe er beim letzten Bau des Bahnüberganges erlebt, dass vor allem Nachts gebaut würde, um den Zugverkehr am Tag nicht zu stören. „Es kann einfach nicht sein, dass die Bahn hier dermaßen unsensibel agiert“. Informiert über die nächtlichen Arbeiten wurden die Anwohner nicht. „Ja, das ist ein Versäumnis, das gebe ich zu. Eigentlich hätten Aushänge an die Häuser gehört“, so Bauleiter Beyer.
Erschien am 10. November 2008 in der Leipziger Volkszeitung.