Warum es Win-Express und Co. immer geben wird

In den vergangenen Monaten dominierte hier vor allem ein Thema das Geschehen: Die vermeintlichen Betrügerfirmen Win-Express, Global Invest Limited, Uniscore Forderungsmanagement und ihr mutmaßlicher anwaltlicher Erfüllungsgehilfe bzw. dessen Trittbrettfahrer und Nachfolge- oder Nachahmerfirmen wie Deutsche Gewinngarantie. Ich habe zum Teil Tage und Nächte mit Recherchen verbracht, Geld für Handelsregistereinträge ausgegeben, mit besorgten Menschen telefoniert, gemailt und versucht, Dinge auch mit Hilfe der Menschen klarzustellen, die hier fleißig und rege Kommentare abgeben. All das habe ich gemacht, um die zum Teil beängstigten Verbraucher, die Post von undurchsichtigen Anwälten und Briefkastenfirmen wie Win-Express bzw. Global Invest erhalten, zu beraten oder ihnen wenigstens einen Tipp zu geben, wie sie sich künftig verhalten sollen. Allerdings: Lesen und verstehen muss man diese Hinweise und Kommentare auch. Doch damit haben offenbar einige Zeitgenossen so ihre Probleme.

Grund zu dieser Annahme habe ich, weil ich gestern per Einschreiben einen Brief eines Mannes aus Essen bekam. Darin schrieb er, er wolle fristgemäß zum nächstmöglichen Termin kündigen und bat um Bestätigung. Adressiert war der Brief tatsächlich an mich. Auf dem Schreiben stand unter meinem Namen in Klammern: „Bitte weiter leiten an die Deutsche Garantie GmbH Payment by Afendis AG“.
Dass er das Wort „Gewinn“ vergessen hat, ist noch verschmerzbar. Dass dieser Mann aus Essen allerdings glaubt, ICH könne seine Kündigung an irgendwelche nicht existenten Firmen weiterleiten, oder hätte vielleicht mit ihnen zu tun, ist dann doch reichlich zynisch.

Allerdings: Es spiegelt genau das wider, worauf solche Firmen überhaupt ihre Existenz begründen. Auf der – ich muss das so drastisch sagen – Dummheit mancher Menschen. Und darauf, dass offenbar keiner mehr richtig zuhört und in der Lage ist, richtig zu lesen. Natürlich gibt es unter den Betroffenen auch viele, die wirkliche Opfer sind, weil ihre Bankdaten bereits im Umlauf waren. Ich spekuliere allerdings, dass ein Großteil der jetzt Abgezockten ihre Situation selbst herbeigeführt haben. Eben weil vor Bekanntgabe personenbezogener Daten am Telefon nicht nachgedacht wird. Da will jemand meine Bankdaten? Naklar, ich geb sie ihm. Da will jemand Ratenzahlung vereinbaren für eine Forderung, für die es gar keinen Vertrag gibt? Kein Problem, er bekommt seine Raten. Doch, ich vermute, es gibt Tausende Menschen „da draußen“, die genau das machen. Weil sie es nicht besser wissen. Oder weil sie Angst vor irgendwelchen Konsequenzen haben, die ihnen diese Firmen versuchen einzureden.

Als wäre dieses Einschreiben, für das der Essener Herr 4,40 Euro zum Fenster rausgeworfen hat, nicht genug, rief dann gestern auch noch ein anderer Mensch an, offenbar im Auftrag seines Vaters, der im Hintergrund aufgeregt zu hören war. „Ist da Win-Express?“, fragte mich der Mann. Er hätte im Internet Win-Express eingegeben „und da kam dann eine Seite, wo ich auf Kontakt geklickt hab und dachte, Sie sind das.“ Ja, richtig. Ich bin’s. Ich selbst. Mehr aber eben auch nicht.

Würde Charles Darwin noch leben, er hätte seine pure Freude an manchen Mitmenschen. Er könnte seine Forschungen von Evolution auf Involution ausweiten.

6 Gedanken zu „Warum es Win-Express und Co. immer geben wird

  1. Ich kann mir vorstellen, dass es mehr als ärgerlich ist mit solchen Scheinfirmen in Verbindung gebracht zu werden. Und es mag sein, dass Menschen ihre Bankdaten mehr oder weniger freiwillig diesen Unternehmen geben. Doch anstatt sich über die vermeintliche Dummheit der Betroffenen aufzuregen, sollte man vielleicht eher darüber nachdenken warum diese Menschen Sie für diese Scheinfirma gehalten haben. Ihre Unwissenheit im Umgang mit den modernen Medien und deren Abzockemöglichkeiten, darin liegt doch der Kern des Problem. Nicht jeder ist so Internetaffin wie die meisten ihrer Blogleser, nicht für alle ist das Internet eine super Erfindung, ein großer Spielplatz, für manche stellt es vielleicht eine einzige große Überforderung dar, ein Netz in dem man sich verfangen kann. Und ich persönlich finde es mehr als arm, sich über diese Leute aufzuregen anstatt ihnen zu helfen.

  2. Daniel, ich kann mit dir fühlen.
    Im Grunde liegt das Problem ja auch der Hand. Ein paar skrupelose Geschäftsleute zocken Otto-Normal-Benutzer aber, welcher froh ist, das Rechner das macht was er soll ohne zu wissen warum es das macht. Und auf Webseiten werden so viele schöne Sachen versprochen, ach da klicken wir doch schnell mal drauf ohne genau hinzusehen.

    Naja ich sage Dir ja nichts neues. Ist schon schlimmt, nicht nur im Internet wird die Dummheit einzelner massiv ausgenutzt. Ich denke da nur an Kaffeefahrten und Lammfelldecken etc.

    Alles Verbrecher, Pack elendes.

    Gruss aus Leipzig

  3. @schlatterboy: Ich denke Daniel G. regt sich hier weniger über die Anrufe und Post auf, er deckt hier eher mehr die Gründe auf warum solche Briefkastenfirmen soviel Erfolg haben. Die Briefkastenfirmen nutzten schlichtweg die Dummheit anderer aus.

    Das hat Daniel mit diesem Beitrag eigentlich nur nochmal hervorgehoben.

    Gruss,
    Daniel B.

  4. @Schlatterboy: Du missverstehst das. Ich rege mich nicht über die auf, die hier Hilfe suchen. Nein, mich stört nur, dass heutzutage keiner mehr für zwei Minuten nachdenkt. Und vor allem liest.

    Die meisten geben wirklich in Google den Namen der Scheinfirma ein, kommen auf diese Seite, lesen nur irgendwas von „Brief vom Anwalt bekommen“ und kommentieren drunter, dass sie es auch betrifft und was sie nun tun sollen. Obwohl es wenige Bildschirmseiten weiter oben bereits klipp und klar steht. Das meine ich. Wer bei Google Suchbegriffe eingeben kann, der sollte dann a) auch wissen auf wessen Website er sich gerade befindet und b) auch lesen, was dort geschrieben steht.

    Wie bereits ausgeführt: Ich heiße die Machenschaften dieser Firmen nicht gut. Und oftmals können die Geschädigten nichts dafür, in diesen Strudel geraten zu sein, weil ihre Daten schlichtweg bereits mehrfach verkauft wurden, auch Bankdaten. Nur gilt für die das Gleiche: Wenn schon recherchiert wird, dann muss man auch lesen und verstehen können.

    Und wenn ich dann Kommentare von Leuten lese, die, nachdem sie bereits betrogen wurden, nochmals den gleichen Fehler begehen, und sich auf irgendwelche Forderungen nach Ratenzahlungen und ähnliches einlassen, dann frage ich mich wirklich, ob sie ihr Gehirn nur partiell einsetzen. DAS stört mich. Dass ich mit diesen Firmen in Verbindung gebracht werde, glaube ich nicht mal. Ich denke, der Einschreibenschicker hat einfach nur nicht nachgedacht oder genau gelesen.

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