Für Verwirrung bei Autofahrern und Verärgerung bei Anliegern und Gewerbetreibenden sorgt derzeit die Baustelle in der Hohentichelnstraße im Leipziger Nordosten. Seit 13. Oktober ist die Verbindungsstraße zwischen Torgauer- und Permoserstraße voll gesperrt. Wie die Abteilung Verkehrsmanagement des Verkehrs- und Tiefbauamtes mitteilt, wird im Auftrag der Stadtwerke Leipzig ein Elektrokabel verlegt. Aus bautechnologischen Gründen könne dies nur bei einer Vollsperrung der Straße realisiert werden. Eine Sperrung, die offenbar zu spät angekündigt wurde und die gar keine Sperrung im eigentlichen Sinne ist. Denn wer als Autofahrer die Einfahrtsverbotsschilder und Warnbaken missachtet, sieht, dass nach hundert Metern die Straße für Anlieger befahrbar ist. Allerdings tun das die Wenigsten, viele drehen vor den Schildern um – mit teils dramatischen Folgen für die Mieter des Gewerbegebietes.
„Ich habe etwa 80 Prozent Umsatzeinbußen seit Beginn der Bauarbeiten, öffne darum drei Stunden weniger als üblich“, sagt etwa Raik Wittig, Betreiber des Imbisses „Curry 68“. Tino Zimmermann, vom gleichnamigen Autohaus in der Hohentichelnstraße spricht ebenfalls von wegbleibender Laufkundenschaft. „Unseren Terminkunden für Räderwechsel, Reparaturen und sonstiges können wir am Telefon wenigstens noch erklären, dass man eben doch auf unser Gelände gelangt“, sagt er, fragt sich aber gleichzeitig, „warum Gewerbetreibende so vor den Kopf gestoßen werden“. Auch Uwe Wagner, Inhaber des Unternehmens Eisen-Schrott-Buntmetall, dreht in seinem Büro Däumchen. „Wir haben am Montag vor der Sperrung in der LVZ gelesen, dass die Straße aufgerissen werden soll. Es hat uns total überrascht, dass es keine Information seitens der Stadt gab. Das ist schlimmer als zu DDR-Zeiten“, beschwert er sich und fragt sich, warum das so sei. „Nach der wöchentlichen Information der Medien durch die Stadtverwaltung ist es vor allem Aufgabe der Baufirmen, die betroffenen Anlieger konkret zu informieren. Die Stadtverwaltung erteilt dazu eine entsprechende Auflage in der verkehrsrechtlichen Anordnung“, teilt Michael Jana, Abteilungsleiter Straßenverkehrsbehörde, mit. Kontrolliert werde dies vor allem dort, wo sich für Anlieger schwierige Konstellationen ergeben können. „Es gibt keine Auflage, mit welchem Vorlauf diese Mitteilung an Anlieger zu erfolgen hat“, so Jana. Festgelegt sei nur die „rechtzeitige“ Information.
Tatsächlich schreibt sich Tomas Beck, Geschäftsführer des ausführenden Bauunternehmens LTS Straßen- und Tiefbau, die späte Ankündigung auf seine eigenen Fahnen. „Es wäre fünf Tage früher möglich gewesen, tatsächlich haben wir erst einen Tag vor Baubeginn die Informationen verteilt. Allerdings ist unser Vorarbeiter persönlich in die Unternehmen gegangen und hat sich dafür entschuldigt. Auch haben wir in Gesprächen geklärt, wie wir den Firmen im Rahmen der Möglichkeiten und unter Beachtung der Sicherung der Baustelle entgegen kommen können. Darum verstehe ich die Unruhe nicht so recht“, meint er. Tino Zimmermann bestätigt diese Gespräche. „Erst nach unseren Hinweisen wurden aus Richtung Permoserstraße zusätzliche Schilder angebracht, die anzeigen, dass die Zufahrt zum Autohaus frei ist“, sagt er. „Das war ein Zugeständnis“, erwidert Beck, denn „normalerweise ist das gar nicht nötig, wenn es heißt, dass die Straße für Anlieger frei ist.“ Dass die Straße frei ist, bestätigt auch Michael Jana von der Straßenverkehrsbehörde. „Anlieger frei bedeutet, dass jeder, der dort ein Anliegen hat, in die Straße einfahren darf“, erklärt er. Diese Beschilderung sei notwendig gewesen, um auch Kunden und Lieferanten explizit die Zufahrt zu ermöglichen.
Die Bauarbeiten dauern laut Planungen noch bis 30. November an. Davon ist auch die Buslinie 79 betroffen, die in beiden Richtungen über Permoser- und Torgauer Straße umgeleitet wird. Die Haltestellen Paunsdorf, Friedhof und Permoser-/Hohentichelnstraße werden nicht bedient.
Erschien am 27. Oktober 2010 in der Leipziger Volkszeitung.