Taucha. Man kann es Hans-Jürgen Rüstau nicht übel nehmen, wenn er als kulturbegeisterter Mensch Tauchas gering vorhandenes Engagement für eben jene Kultur aufs Korn nimmt. Auch dann nicht, wenn er diese Thematik zusammen mit Tobias Meier in einem Kabarett verarbeitet. Selbst Elke Müller, Leiterin des Hauptamtes, konnte herzhaft über die oft zitierte „drittel Personalstelle“, die Taucha für die Kultur übrig hat, lachen. „Was soll ich machen, sie haben ja recht“, sagte sie in der Pause des Stückes „Unser Toll(es Rat) Haus“, das am Sonnabend im Café Esprit seine Herbstpremiere feierte und am Sonntag gleich noch mal aufgeführt wurde.
Als Gast durfte diesmal MDR-Moderator und Tauchaer Roman Knoblauch mitwirken. „Ich hatte zwei Angebote: entweder ich gehe zu ‚Verliebt in Berlin’ oder hierher. Und da mein Herz nur für Taucha schlägt, bin ich eben hier, scherzte er vor der Show am Sonntag. Knoblauch, Rüstau und Meier nahmen als „berufene Hobbykabarettisten“ alles aufs Korn, was im Ratskeller punkt zwölf am Mittagstisch sitzt. Als Müllmänner verkleidet suchten sie in einer Tonne nach dem, was Stadtverwaltung und Rathaus so alles wegwarfen. Den Tempel, die bereits beschriebene Kultur, das Museum. Und die Kreisgebietsreform, die ein neues Autokennzeichen hervorbringen würde. „Torgau-Oschatz-Delitzsch: TOD“, verkündete Tobias Meier.Auch das Pönitzer Dreieck wurde, wie schon bei der Aufführung des Stückes im April, thematisiert. „Man könnte ein Altenheim bauen mit einer urologischen Praxis. Damit wir den Status als urologische Modellstadt Sachsens halten können“, sinnierte Rüstau, um danach mit seinem Kompagnon das eher sarkastisch gemeinte Lied „Für Taucha tun wir alles“ anzustimmen. Überhaupt wurde diesmal mehr gesungen als im Frühjahr. „Im Wagen vor mir fährt der Bürgermeister“, „Rathausmambo“ oder „Ein Bett im Rathaus beispielsweise.“
Dieses Bett hätte wohl auch bald Bürgermeister Schirmbeck nötig, denn „wenn der Wein weiter so wuchert, kommt der Schirmi gar nicht mehr raus aus dem Rathaus“, vermutete Meier. „Und wenn dann einer rein will, ruft er: ‚Schirmpunzel, lass Dein Haar herunter!’ Da das aber nicht vorhanden ist, bleibt alles beim Alten.“ Nein, mit Kritik hielten sie nicht hinter dem Berg und vor keinem machten sie Halt. Nicht vor Klaus-Dieter Münch (CDU), nicht vor Mario Glaetzer (Grüne) und auch nicht vor der roten Dönerbude. „Pfarrer haben schließlich auch mal Hunger.“
Weitere Vorstellungen, diesmal mit Jürgen Ullrich (Stadtrat), gibt es am Sonnabend 20 Uhr und am Sonntag 19 Uhr. Krten im Café und telefonisch: 034298-14217.
Erschienen am 21. November 2006 in der Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung (Taucha-Seite)