Wiederholungsmuster, Wetterfühligkeit und weiße Weihnachten: 15 Fragen und Antworten zum Wetter

Das Jahr 1996 in Deutschland. Das Internet steckt noch in den Kinderschuhen. AOL und Compuserve beherrschen den Markt der Anbieter. Google und Facebook existieren noch nicht. An einen Boom des Internets, das einmal unser tägliches Leben beherrscht, ist nicht zu denken. Und dennoch gründet sich in Bonn ein Wetterdienst, der auf das Internet als Verbreitungsweg setzt: Donnerwetter.de. Jetzt, 15 Jahre später, bringt Donnerwetter ein Buch zu dem Thema heraus, das die Menschen mehr interessiert als Finanzkrisen, Bambis für Rüpel-Rapper oder neue iPhone-Varianten.

DonnerwetterIn „Die 15 meistgestellten Wetter-Fragen“ wird dem Ursprung eben dieser auf den Grund gegangen, bevor sie leicht verständlich erklärt werden. Das Buch, das nur als E-Book erhältlich ist, liest sich sehr schnell weg, was an der lockeren Ansprechhaltung liegt. Wie einem guten Freund erklären Karsten Brandt und Michael Klein die Wetterphänomene oder klären über Mythen und Legenden zum Wetter auf. Ohne meteorologisches Fachchinesisch, dafür mit nachvollziehbaren Beispielen.

So werden wir darüber aufgeklärt, dass der Hundertjährige Kalender im Grunde genommen Unsinn ist:

Seit ca. 1900 haben wir verlässliche Messungen der Wetterstationen und so oft man die Daten auch vorwärts und rückwärts betrachtet – ein Wiederholungsmuster ist nicht zu finden.

Gern dahingesagt sind Sätze wie „Das Wetter ändert sich, ich merke das an meiner Narbe.“ Oder „Das Wetter macht mich ganz fertig.“ Tatsächlich sei es so, dass die Mehrheit aller Menschen wetterfühlig ist. Krank mache das Wetter aber nicht:

Das Wetter macht also nicht krank, es deckt aber Krankheiten und Schwächen im Körper auf. Daher nochmals der wichtige Hinweis: Nur Sie können sich letztlich selbst heilen. Der Arzt als Werkstatt funktioniert insbesondere bei zumindest leichten wetterabhängigen Beschwerden nur sehr eingeschränkt, insbesondere wenn er in nur wenigen Sekunden die Beschwerden beurteilen muss.

Wer sich mit dem Wetter beschäftigt, kommt an Bauernregeln nicht vorbei. Direkt am Beispiel wird erklärt, was dran ist an Sprüchen wie „Genauso wie der Juli war, wird nächstes Mal der Januar“. Fazit der Wetterfrösche aus Bonn:

Einige der alten Regeln zum Wetter der kommenden Wochen und Monate können durchaus noch mit unseren modernen Witterungsvorhersagen mithalten!

Auch mit Mythen und Verschwörungstheorien räumt das Wetterbuch auf. Bestes Beispiel: Die so genannten Chemtrails:

Geht man diesen Hinweisen über „Chemtrails“, die für einen Wetterwechsel gesorgt haben sollen, nach, dann sieht man recht schnell, dass die Wetterveränderung schon seit Tagen von den Wettercomputern erwartet wurde.

Weitere Wetterfragen, um deren Antwort sich die Autoren bemühen, sind beispielsweise „Warum unterscheiden sich Wetterberichte oft voneinander“, „Warum haben Hoch- und Tiefdruckgebiete so komische Namen“ und „Gibt es den Klimawandel überhaupt“ – letzteres eine durchaus verständliche Frage angesichts schlechter Sommer und eisiger Winter.

Die laut Brandt und Klein meist gestellte Frage an Meteorologen ist die, ob es in diesem Jahr weiße Weihnachten gibt. Glaubt man den Beiden, wird bereits im Sommer eine Antwort darauf verlangt. Dummerweise sei genau diese Frage viel schwerer zu beantworten als etwa „Kann ich morgen grillen?“. Denn zum Problem der Langfristprognose, die nie zuverlässig sein könne, käme ein fieses Ereignis hinzu: Das Weihnachts-Tauwetter.

Beim Weihnachtstauwetter handelt es sich um eine sogenannte meteorologische Singularität, also um ein Ereignis, dass in sehr ähnlicher Form immer wieder in vielen Jahren auftritt. Wegen eines Tiefdruckgebietes fließt von Südwesten feuchtwarme Meeresluft nach Mitteleuropa. Diese bringt zum einen Wärme, aber auch ergiebige Regenfälle. Beides lässt eine zuvor gefallende Schneedecke weg schmelzen. Wenn der Boden gefroren ist, tritt ausgerechnet „zwischen den Jahren“ dann auch noch Hochwasser auf. Nicht selten verläuft zu den Weihnachtsfeiertagen eine Luftmassengrenze quer über Deutschland. Dann herrscht im Südwesten milde Luft, im Nordosten kalte Luft vor. Typischerweise tritt das Weihnachtstauwetter zwischen dem 24.12. und dem 28.12. auf, also genau zum Zeitpunkt der Feiertage.

Trotzdem dürfe man die Frage „Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten?“ gern immer wieder stellen. Wenn es nicht gerade unter der Juli-Sonne am Strand ist…

„Die 15 meistgestellten Wetterfragen“
Dr. Karsten Brandt & Michael Klein
von Donnerwetter.de
3,99 Euro, nur als E-Book im Amazon-E-Book-Shop. Lesbar auf PC, Mac, Kindle, iPhone, iPad, Android, usw. via Kindle-App.