Die Social Media-Aktivitäten der Stadt Leipzig sind bislang eher dürftig. Es existiert zwar ein Twitter-Account namens StadtLeipzig. Selbiger ist aber nur Linkschleuder für Artikel und Pressemitteilungen auf leipzig.de. Kommunikation findet nicht statt. Die Facebook-Seite leipzigcity hat aktuell über 26.100 Fans – wird aber nicht von der Stadtverwaltung betreut sondern ist ein privates Projekt.
Geht es nach der FDP-Fraktion im Rathaus, könnte Leipzig schon bald eine offizielle Facebook-Seite bekommen. Ein entsprechender Antrag vom Januar diesen Jahres wird zur Ratsversammlung am 23. März wohl in zweiter Lesung behandelt. Dass Leipzig eine Präsenz im blauen social Network braucht, davon ist FDP-Fraktionsgeschäftsführer Oliver Dorausch überzeugt: „Ich glaube, es steht der Stadt ganz gut zu Gesicht, dort präsent zu sein. Wenn man sich anschaut, was andere Städte dort machen, sieht man schnell, dass hier viel Potenzial vorhanden ist“, sagt er. Ein Vorteil sei angesichts knapper kommunaler Kassen, dass die Einrichtung einer Fan-Seite kostenlos ist. „Das Ganze muss natürlich auch mit Leben gefüllt werden, darum wollen wir, dass gleichzeitig ein Nutzungskonzept erarbeitet wird“, so Dorausch. Ob dafür Kompetenz in der Pressestelle der Stadtverwaltung vorhanden wäre, könne er nicht einschätzen. „Es gibt aber in dieser Stadt eine Menge von Unternehmen und Freiberuflern, die so etwas übernehmen könnten.
Dorausch ist überzeugt, relativ zügig mehrere 10.000 Menschen zu erreichen. „Natürlich kann man nicht von vornherein sagen, eine Facebook-Seite bringt uns jährlich 20.000 Touristen mehr. Es sollte aber in die gesamte Klaviatur Tourismus und Marketing mit reinspielen. Facebook als Teil des Marketing- und Kommunikationsmixes wird immer wichtiger werden“, meint er. Die Millionen Menschen, die sich mittlerweile dort tummeln, sollte man „einsammeln und kostengünstig erreichen.“
Bislang, so konstatiert die FDP-Fraktion, wird das Thema Social Media überhaupt nicht genutzt. „Der Twitter-Kanal spielt eine One-to-all-Kommunikation. Wenn man im Rathaus Web 2.0 so versteht, hat man es überhaupt nicht verstanden“, sagt Oliver Dorausch. Natürlich berge die Öffnung und Kommunikation über solche Plattformen wie Twitter und Facebook auch Gefahren. „Aber da muss man sich eben Kompetenz an Bord holen“, sagt er.
Bislang hätten sich die Ausschüsse Allgemeine Verwaltung und der Kultur-Ausschuss mit dem FDP-Antrag beschäftigt. Wie andere Fraktionen den Vorstoß der Liberalen einschätzen, kann Dorausch nicht einschätzen: „Es gibt Signale aus einer Fraktion, für die das eher ein Randthema ist. Da fragt man sich vielleicht, warum wir uns mit so etwas beschäftigen. Wir würden es aber nicht tun, wenn wir nicht davon überzeugt wären.“ Vielmehr sei es eine Selbstverständlichkeit, die Leute da abzuholen, wo sie ihre aktive Lebenswelt haben. „Da kann man eben nicht nur auf Plakate oder teure Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften setzen. Wir sprechen hier von mehreren 10.000 Menschen, die man mit Informationen versorgen kann. Das ist keine Lappalie“, bekräftigt Dorausch.
Update 9. März: Der Standpunkt des Verwaltungsausschusses ist mittlerweile da. Im wesentlichen wurde der FDP-Antrag abgelehnt, bzw. es wurde ein Alternativvorschlag gemacht. Man wolle sich mehr auf den Relaunch von leipzig.de beschränken, der um Social-Media-Elemente erweitert werden soll. Das Referat Kommunikation wolle den Stadtrat im 4. Quartal 2011 über den Stand der Umsetzung des Relaunches, der Social-Media-Aktivitäten sowie des Web2.0-Konzeptes informieren. Heißt im Klartext: Eine kommunale Facebook-Seite wird’s nicht geben – und für eine Erarbeitung eines Konzeptes benötigt man intern bis mindestens Oktober. Den kompletten Verwaltungsstandpunkt gibt es hier als Download.
Und wie ist Eure Meinung? Braucht Leipzig eine offizielle Facebook-Seite? Und was könnten oder sollten die Informationen sein, die dort transportiert werden, damit ihr die Seite interessant finden würdet? Und was haltet Ihr vom Standpunkt der Stadtverwaltung?
„[…], dass hier viel Potenzial vorhanden ist.“
Frage: Welches? Wofür? Wie soll/kann das genutzt werden?
Ich wette, dass 98% der Fans selbst Leipziger sein werden, die restlichen 2% sind SPAM. Welche Touristen sollen damit angelockt werden und vor allem WIE?
Ich bin dagegen bzw. sehe den Sinn dahinter nicht wirklich. Vielleicht kann es mir auch jemand erklären, aber bitte nicht Herr Dorausch von der FDP, der will das höchstwahrscheinlich nur, weil es gerade „in“ ist.
Definitiv dafür!
Offensichtlich hat Micha, ähnlich wie derzeit noch die Stadtverwaltung, Web 2.0 nicht im Geringsten verstanden. Genauso wenig wie das Potential dahinter, oder wie man es nutzt.
Ebenso offensichtlich hat er nicht die geringste Idee wie modernes Stadtmarketing funktioniert. Bzw. im Falle Leipzigs eher nicht funktioniert.
Ein gut konzeptionierter Auftritt mit einer sinnvollen Vernetzung von Internetpräsenz (da bekommt LE ja demnächst eine Neue) und diversen Social Media Kanälen wäre unter dem Strich kostengünstiger als das Budget, dass LTM für Werbeanzeigen in britischen Zeitungen verbrät und würde ein vielfaches an Touristen bringen.
Aber nicht nur für den Tourismus ließe sich das sinnvoll einsetzen. Spontan fielen mir noch ein paar Möglichkeiten der Wirtschaftsförderung ein. Im Bereich Sport ließen sich sicher auch einige interessante Möglichkeiten nutzen.
Und selbst wenn, wie wie Micha sagt, die Mehrzahl der „Fans“ selbst Leipziger sind (was am Anfang definitiv so sein wird), bietet sich doch trotzdem ein kostengünstiger Weg die eigene Stadtbevölkerung mit Neuigkeiten zu versorgen und mit ihnen zu INTERAGIEREN.
Wollen wir nur hoffen, dass jemand das Konzept schreibt, der davon auch Ahnung hat… ich bin da ja nicht sonderlich zuversichtlich.
…bin mir auch nicht so ganz sicher, Daniel.
FB ist irgendwie komplett überlaufen, wenig Substanz. Twitter zeigts ja, dann lieber gleich leipzig.de
Aber vielleicht kommt es auch ganz anders.
Wenn, dann aber bitte parteienunabhängig.
Lieben Gruß
casus
Ich bin dafür, wenn sich die richtigen Leute damit beschäftigen.
Im besten Fall erhalten die Leipziger selbst eine engere Bindung zur Stadt. Auf ganz alltägliche Fragen und Vorschläge könnte direkt eingegangen werden. Letztlich auch ein Weg, politisch trockenen Sachverhalten eine reale Grundlage zu geben. Ich fände es interessant und wichtig..
@Lando:
„und würde ein vielfaches an Touristen bringen“
Nochmal die Frage: Wie?
Die Frage lautet eher, ob man überhaupt fb braucht. 😉
Bei üblicher Diskutiererei sollte man sich aber wenigstens _jetzt_ einen passenden und somit auch logisch findbaren Namen registrieren und späteren unnötigen Rechtsstreitigkeiten vorbeugen.
http://www.kreatives-leipzig.d.....media.html So viel erstmal dazu…
Ansonsten ist Facebook eine gute Möglichkeit, Leute auch außerhalb zu erreichen. Nehmen wir mal die Kreatives Leipzig Seite bei Facebook. Von den 1100 Usern sind nur wenige aus Leipzig. Hier mal ein Auszug aus den Statistiken.
308 Berlin
235 Leipzig
103 Munich
97 Frankfurt
72 Dusseldorf
49 Hamburg
etc.
Finde ich erstaunlich, da meine Themen ja doch sehr lokal begrenzt sind. Es zeigt aber das Potenzial, was im Prinzip jetzt ungenutzt verpufft.
Andere Städte machen es vor. Selbst Dresden ist da schon um ein Vielfaches weiter:
http://www.facebook.com/Dresden.Marketing
… und als erste Meldung „Umweltzone seit März“ !!
… und als zweite „Grundsteuer erhöht“ !!
Man muss mit den potentiellen Kunden/Touristen/Gästen auf Augenhöhe kommunizieren. Und dabei ist Social Media eben einfach nicht mehr wegzudenken. Die Einrichting mag freilich kostenlos sein, aber ein solcher Auftritt muss professionell betreut werden und kann kein Anhängsel der Pressestelle sein.
@Micha Die Frage ist doch wohl nicht ernst gemeint, oder?
Sorry, aber wenn man hier jetzt alle Einflüsse aufzählt die mitspielen um Menschen auf Facebook zu erreichen, muss man bei den Grundlagen des Internets anfangen…
Ein paar Eckdaten:
– Suchmaschinen lieben Facebook. Relevante Suchbegriffe werden (aus dem offiziellen Angebot der Stadt!) also auch über die Facebook-Page gefunden, nicht nur bei leipzig.de oder anderen Webseiten. Da Facebook-Pages auch für Nicht-Facebook-Mitglieder sichtbar sind, erreicht man so bereits jeden der nach Suchbegriffen sucht, die dort vorkommen (z.B. als Thema eine Veröffentlichung).
– Inzwischen über 16 Millionen Facebook-Nutzer in Deutschland. Selbst mit einer angenommenen Ungenauigkeit von 10-15% sind das immer noch mehr als man mit jedem Druckprodukt (potentiell) erreicht. Die müssen aber erst einmal wissen dass eine FB-Page existiert. Daher Vernetzung mit leipzig.de, diversen anderen Webseiten (z.B. LTM) auf die die Stadt irgendwie Einfluss nehmen kann, Twitter, YouTube, und was auch immer sonst noch genutzt wird inklusive Offline-Medien und -Werbung.
Ergänzt wird das ganze durch Facebook-Ads (Werbeanzeigen) zu bestimmten Events.
– Der „virale Effekt“. Person X (Facebook-Nutzer) hat Leipzig besucht, fand es hier schön und bekommt irgendwie mit, dass Leipzig eine Fanpage hat. Auf dieser Page wird also von X der „Gefällt mir“-Knopf gedrück und schon bekommen alle Freunde von X die Statusmeldung „X gefällt Leipzig“. Ein paar sind sicher neugierig und schauen sich die Page auch mal an…
Abhängig von der Qualität der Inhalte und der INTERAKTION (wichtig!!!) mit den „Fans“ schafft man damit echtes Interesse. Wie gesagt, die INTERAKTION ist wichtig.
– Bei (angenommenen) hochwertigen Inhalten aus ALLEN kulturellen und touristischen Angeboten und der richtigen Kommunikationsstrategie (und Kommunikationskanälen) schätze ich die Fanzahlen der Page nach 2-3 Jahren sechststellig mit mindestens 50% Nicht-Leipzigern ein.
Es gibt noch diverse weitere Möglichkeiten im Online- und Social Media Bereich mit kleinem Budget große Wirkung zu erzielen.
Ist es jetzt klarer?
Falls noch Fragen sind: Auf meinen Namen über dem Beitrag klicken und mir eine Mail schreiben 😉
facebook hat 600 millionen nutzer. da sollte sich die frage, ob leipzig auf facebook vertreten sein soll oder nicht, eigentlich erübrigen.
Es ist doch wirklich unnötig darüber zu diskutieren, dass die Stadt eine offzielle Facebook-Seite braucht.
Über Facebook und andere online Medien werden so viele (meist jüngere) Personen erreicht wie über kein anderes medium
Eine bessere Werbung kann man sich gar nicht wünschen!
Natürlich müsste die Seite ständig aktualisiert (neue Events aus Kultur, Sprt, Messen etc., eventuell überregionale/internationale Wettberwerbe und Preise die die Stadt oder Personen aus Leipzig gewonnen haben usw.)
Und warum sollte nicht die LTM das ganze übernehmen? Ist sie denn nicht genau dafür da?
https://www.facebook.com/leipzigcity
Müsste die Stadt doch nur offiziell übernehmen. Habe mich sowieso schon die ganze Zeit gefragt, wer die Seite unterhält.
@Sebastian
Die LTM sollte es aus zwei Gründen nicht übernehmen:
1) Es fehlt die Kompetenz mit Facebook umzugehen oder der Wille sich diese anzueignen (man könnte ja die Facebook-Hilfe lesen). Das hat man gesehen als diesen Winter die LTM sich bei Facebook registrierte und wirklich grobe Fehler gemacht hat. Darauf hingewiesen wurden die Facebook-Aktivitäten komplett eingestellt.
Sorry, aber solche Unternehmen verstehen nicht wie man Social Media nutzt und was überhaupt der gesellschaftliche Ansatz solcher Netzwerke ist… #fail
2) Sollte die LTM eine Leipzig-Fanpage betreuen kann ich mir die Inhalte schon vorstellen: Bach, Oper, Gewandhausorchester, ENDE.
Leipzig ist aber deutlich mehr als nur Hochkultur. Leipzig ist für Zielgruppen von Jugendlichen bis Senioren gleichermaßen interessant. Diese Zielgruppen müssen nur die richtigen Angebote präsentiert bekommen und genau das bekommt die LTM eben NICHT hin.
Oder beteiligt sich die LTM etwa an Werbemaßnahmen zum WGT oder irgendwelchen Festivals (bestenfalls noch ROCKMUSIK, oh je…)? Macht die LTM überhaupt irgendetwas für jüngere Zielgruppen?
Wenn ja, zeigen und revidiere diese Kritischen Äußerungen.