Lag es am Thema oder am frostigen Wetter? Zum gestrigen Webmontag fanden nur acht Gäste ins Café plan b in der Härtelstraße. Und dabei ging es um ein für Leipziger doch sehr relevantes Thema: Die Wahl zum Oberbürgermeister. Ja, die ist vorbei und das Ergebnis bekannt. PR- und Social-Media-Berater René Lingnau untersuchte aber für seinen Vortrag, inwiefern die Auftritte der einzelnen Kandidaten förderlich oder eher hinderlich waren für den Wahlkampf.
Lingnau hatte bei den Recherchen für seinen Vortrag vor allem mit einem zu kämpfen: Dem wilden Durcheinander auf Facebook. Die Partei Die Linke beispielsweise hat für Leipzig auf Facebook fünf Profile und Seiten. Die SPD sogar gleich elf. Bei der CDU und den Grünen sind es jeweils vier. „Das mag für die Ansprache der einzelnen Zielgruppen und Bewohner in den jeweiligen Stadtteilen okay sein. Für den Wahlkampf ist diese Zerspitterung aber eher hinderlich“, so Lingnau. Generell sei zu bemerken gewesen: Auf den Personenprofilen war stets mehr Bewegung als auf den eigentlichen Seiten.
Ein wenig Aufklärung kam von Oliver Dorausch, Fraktionsgeschäftsführer der Leipziger FDP – übrigens mit FDP-Kreisschatzmeister Marcus Viefeld der einzige anwesende Vertreter der städtischen Politik: „Den Fraktionen ist es untersagt, bei einem OBM-Wahlkampf, der ein Personenwahlkampf ist, Werbung zu machen.“
Dass es trotz allem etwa für Burkhard Jung (SPD) besser gewesen wäre, eine Facebook-Seite statt eines Profiles zu verwenden erklärt René Lingnau: „Es ist als öffentliche Person, die einen Wahlkampf führt, etwas fragwürdig, ein Profil zu haben. Das ist ein adminstrativer Aufwand, den man sich nicht antun muss. Zumal Profile bis 5000 Fans beschränkt sind.“ Mit der Umwandlung eines Profiles in eine Seite kämpfte auch die Leipziger FDP während des Wahlkampfes – und musste lernen, dass dann sämtliche Beiträge des Profiles gelöscht werden. „Insgesamt war das aber besser, denn unser Kandidat René Hobusch bekam immer mehr Anfragen von Leuten, die er gar nicht kannte. Wir hätten also jeden Menschen nachverfolgen müssen, um auszuschließen, dass es ein Radikaler aus links oder rechts ist“, so Oliver Dorausch.
René Lingnau ging während seines Vortrages explizit auf alle Websites und Auftritte in den sozialen Netzen der Kandidaten ein. Auch dem Youtube-Link auf der Website der Linken-Kandidatin Barbara Höll folgte er – und war erstaunt: „Da fanden sich nur Videos zur Bundestagsfraktion, der sie angehört, ebenso auf dem verlinkten flickr-Profil. Für den Leipziger OBM-Wahlkampf war das nicht relevant“, so Lingnau.
Die Auftritte Felix Ekardts (Bündnis 90 / Die Grüne) und des parteilosen Dirk Feiertag fand er am gelungensten. „Hier war erkennbar eine Strategie dabei“, so sein Urteil.
Generell fanden während des Wahlkampfes auf den Seiten und Profilen kaum politische Dikussionen statt, fand er heraus. Lediglich zum LVZ-Wahlforum im Gewandhaus gab es unter dem Twitter-Hashtag #obm13 eine regelrechte Kontroverse. „Die war so stark, dass der Hashtag sogar deutschlandweit in den Twitter-Trends war“, erinnert sich Oliver Dorausch.
Schwierigkeiten, die Aktivitäten bei Facebook und anderen Netzwerken nachzuverfolgen hatte Lingnau bei Horst Wawrzynski. „Dort war man nach der OBM-Wahl gründlich: Sozusagen alle Websites und Profile sind gelöscht – nachträglich etwas rauszufinden war also nicht möglich“, so der Berater.
Damit so etwas nicht noch einmal passiert, wolle sich Lingnau zur nächsten Wahl rechtzeitig die Auftritte der Kandidaten ansehen.
Dazu ist mir auch gerade was lustiges aufgefallen.
Meine Katzen haben einen Twitteraccount (@mietzi_und_cosi) und beim durchschauen der Follower sehe ich doch das meinen Katzen @TeamFelixEkardt folgt. Wozu denn das?
P.S. Über den Sinn von Haustieraccounts brauchen wir nicht reden, lustigerweise haben meine beiden Tiger ohne was zu tun schon über 300 Follower 🙂
LG Daniel
René Lingnau befand sich in der selben Situation wie die Kandidaten, keinen Menschen interessiert das, was er erforscht hat.
Danke Nicolette, Du sprichst mir aus dem Herzen.
2 Monate nach der Wahl ein Thema was meiner Meinung nach mit dem Webmontag nichts zu tun hat. Da gibt es spannendere Themen, schauen wir über den Tellerrand zu anderen Webmontagen.
Liebe Ingrid, liebe Nicolette,
Der Webmontag ist eine Veranstaltung über der sich jeder einbringen darf. Ich erwarte Eure Vorstellungen und Eure Bereitschaft mitzumachen.
Meckern kann jeder.
Und die, die da waren fanden es interessant.
Der Webmontag ist eine reine Verkaufsveranstaltung von „Möchtegern“ 1-Mann-Firmen.
Ähm. Nein. Schon lange nicht mehr.