Einige Mitarbeiter aus Redaktion, Verlag und Anzeigen der Leipziger Volkszeitung, Mitarbeiter von LVZ-Online sowie des Leipziger Anzeigenblattverlages nutzten die heutige Mittagspause nicht nur zur Nahrungsaufnahme in der Kantine, sondern folgten einer Einladung des Betriebsrates. Der hatte für heute 11.55 Uhr zu einer „aktiven Mittagspause“ aufgerufen.
Die Symbolik der Uhrzeit hätte mit „fünf vor 12“ nicht besser gewählt werden können. Denn der Madsack-Verlag, zu dem die LVZ und ihre Schwesterblätter gehören, hatte jüngst das Programm „Madsack 2018″ ausgerufen“ und damit angekündigt, die überregionale Kompetenz ihrer 18 Zeitungen künftig in die Hand einer Zentralredaktion zu legen. Auch die Vermarktung ist davon betroffen. Künftig solle sich bei den Einzeltiteln mehr um die regionale und lokale Kompetenz gekümmert werden. Dass das bei der LVZ mitnichten so ist, sieht man täglich in der Zeitung. Der Betriebsrat und die Mitarbeiter fürchten nun wohl zu Recht den Verlust ihrer Arbeitsplätze.
Aufzuhalten ist „Madsack 2018“ nicht mehr, das wissen die Mitarbeiter. Heute forderten sie mit Schildern und Bannern aber wenigstens eine sozialverträgliche Abwicklung. Für sie gesprochen hat der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Klaus Meinhardt. Die Geschlossenheit der rund 60 bis 70 auf dem Vorplatz der LVZ anwesenden Mitarbeiter als allen Bereichen ist etwas, das ich als Außenstehender immer wieder vermisse. In Gesprächen mit Kollegen aus Redaktion, Layout und Anzeigen hörte ich in den vergangenen Wochen immer das Gleiche: „Ja, das ist eine Schade, was hier gemacht wird“, „Wir wissen auch nicht, wie es weitergeht“ und „Keine Ahnung, wie wir das alles schaffen sollen“. Jeder für sich hat Fragen und Ängste – nicht nur um seinen eigenen Arbeitsplatz sondern auch um seinen Arbeitgeber und die Weiterentwicklung der Zeitung. Eine geschlossene Aktion, die den Verantwortlichen zeigt, was sie von ihrem Tun halten, vermisste ich bislang.
Geschäftsführung und leitende Redakteure waren heute wohl nicht anwesend – ob sie genüsslich in der Kantine speisten, während sich draußen ihre Kollegen Gedanken um die Zukunft machten, ist nicht bekannt. Vielleicht wartete die Geschäftsführung aber auch oben im Kuppelsaal auf die Mitarbeiter. Denn wie zu erfahren war, sollte die aktive Mittagspause wohl am Liebsten dort abgehalten werden – so zumindest der Wunsch der LVZ-Oberen. Muss ja nicht jeder mitbekommen, dass beim Lokalblatt der Wurm drin ist. Daraus wurde allerdings nichts – die 15-minütige Kundgebung fand trotzdem vor dem Verlagsgebäude im Peterssteinweg statt.
Update: Das Tarifblog berichtet ebenfalls und ergänzt, dass auch Vertreter des DJV und ver.di anwesend waren. Der DJV berichtet ebenfalls.