Fünf Jahre Belantis: Geschäftsführer Job im Interview

Heute erschien in der Leipziger Volkszeitung ein Interview, das ich mit Nikolaus Job, Geschäftsführer des Belantis Vergnügungspark Leipzig führte. Da dieses an manchen Stellen arg komisch gekürzt wurde (warum eigentlich biete ich immer wieder an, dies selbst zu machen, wenns dann doch nicht beachtet wird?), erscheint es hier für meine lieben Blog-Leser in der Urform.


Am Sonntag startet der Belantis Vergnügungspark vor den Toren Leipzigs in seine fünfte Saison. Wo einst Tagebaubagger jede Menge aufgewühlte Erde hinterließen, vergnügen sich jetzt Familien auf Achterbahn & Co. Im großen LVZ-Interview sprach Daniel Große mit Nikolaus Job, Geschäftsführer des Freizeitparks, über unternehmerischen Mut und Erreichtes, aber auch über zukünftige Pläne.

Frage: Herr Job, umgerechnet auf ihre Hauptzielgruppe, die Kinder, befindet sich Belantis im Kindergartenalter. Mit fünf Jahren sind Kinder längst aus den Windeln, können Bälle fangen und sagen, was sie morgen vorhaben. Lässt sich das so anwenden?

Nikolaus Job: Ja, das passt durchaus. Aus den Windeln waren wir allerdings etwas später als ein Kleinkind, nämlich im dritten, mehr noch im vierten Jahr. Ich verhehle auch nicht, dass wir in der ersten Saison die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Das liegt aber auch vor allem daran, dass wir als neuer und mittelgroßer Freizeitpark sofort mit den nationalen Marktführern Phantasialand und Heide Park verglichen wurden, die über 30 Jahre Bestand haben. Das war aber eigentlich gut für uns, denn das ließ uns nie still stehen. So gesehen haben wir die schwersten Jahre hinter uns gelassen. Und Bälle haben wir in der Zeit reichlich gefangen, also Chancen genutzt und viel investiert.

Beispielsweise in die Autobahn A38. Spürt man schon positive Folgen?

Die Autobahn haben wir seit Jahren vorfinanziert, also den kommunalen Eigenanteil übernommen Wir haben schon frühzeitig die Chance erkannt, die in einer Autobahn steckt. Und zwar nicht nur, weil es uns nutzt, sondern dem gesamten Leipziger Neuseenland. Ziel des Landkreises ist es ja, auch Menschen aus dem Umkreis von 100 Kilometern hierher zu holen. Dass dies funktioniert, spürten wir bereits kurz nach der Eröffnung der A38. Sowohl für die Besucher, die von weiter weg anreisen als auch für die Leipziger. Es ist der gefühlte Komfort. Ich kenne keine zweite Stadt, in der ein Autobahnzubringer so weit in die Stadt reinführt und in der man nur zwei Ampelkreuzungen überqueren muss, um auf der Autobahn zu landen.

Sie sprachen das Neuseenland an. Wie sehr fühlt sich Belantis mit der Region im Wandel verbunden?

Aufs Innigste, möchte ich sagen. Leipzig hat hier eine super Chance, Touristen zu motivieren. Der Zwenkauer See ist beispielsweise größer als der Tegernsee, der sich als Ferienregion etabliert hat. Das muss man den Leuten nur begreiflich machen und echte Attraktionen aufbauen. Ich bin darum sehr für die Seilbahn, die im Gespräch ist.

Weil der Bahnhof bei Belantis sein soll und Sie davon profitieren.

Natürlich ist das eine Überlegung. Die andere ist aber: Wir holen jedes Jahr über 500 000 Besucher zu Belantis und können diese Leute motivieren, in die Seilbahn einzusteigen und von hier aus zum Zwenkauer Hafen zu fahren. Das lohnt sich schon allein darum, weil die Seilbahn 65 Meter hoch sein soll und 800 Meter freitragend über den See führt. Das wirkt weit über Leipzig hinaus.

Klingt danach, als unterstützten Sie den Wandel der ehemaligen Tagebauregion sehr aktiv?

Ich hatte im vergangenen Jahr ein schönes Erlebnis. Vor unserem Schloss umarmte mich ein mir fremder Mann. Es war ein ehemaliger Tagebauarbeiter, wie er mir sagte. Mit Tränen in den Augen bedankte er sich dafür, was wir quasi aus Staub und Dreck geschaffen haben und dass sein Sohn bei uns Arbeit fand. Das hat mich sehr berührt und erfreute mich zugleich. Zeigt es doch, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die Unterstützung der Bevölkerung haben.

Die ursprünglich nicht vorhanden war. Was ist aus den anfänglichen Bedenken geworden?

Es waren nicht nur Bedenken, es gab auch Klagen gegen den Braunkohlefolgeplan. In deren Folge verzögerte sich Belantis um ein Jahr, was uns etwa zehn Millionen Euro kostete. Aber – und das ist der positive Aspekt dabei – alle Befürchtungen, ein Freizeitpark könne unangenehme Folgen mit sich bringen, haben sich in Wohlgefallen aufgelöst. Unser unternehmerischer Mut, eine Mondlandschaft in einen Besuchermagnet zu verwandeln, ging auf. Mittlerweile sind wir fest in der Region verankert und sichern auch Arbeitsplätze, weil wir Aufträge nach Möglichkeit nur in die nähere Umgebung vergeben.

Kurzer Blick zurück zum Ende der Saison 2006. Diese schloss Belantis mit einer Aktion ab, bei der es zum Tagesticket ein Saisonticket gratis dazu gab. Wird so nicht künstlich die Besucherstatistik geschönt? Es sind ja praktisch Gäste, die nicht bezahlt haben.

Wir sehen das etwas anders. An diesem Tag haben fast 4000 Besucher dieses Saisonticket erhalten. Diese 4000 wären ohne die Aktion vielleicht nicht gekommen. Uns ist es gelungen, einen Vorverkauf für die jetzt beginnende Saison zu starten. Das Glas ist also bereits halb voll, wenn Sie so wollen. Die Inhaber dieses Tickets kommen zu uns, bringen vielleicht weitere Familienmitglieder oder Freunde mit, essen und trinken hier. Und nach einem erlebnisreichen Tag erzählen sie draußen, wie es hier war. Von diesen persönlichen Stimmen erhoffen wir uns eine Menge.

Apropos Stimmen: Wie hat sich der Fakt des ganzjährig geöffneten Schlosses herumgesprochen?

Was das Familienangebot an den Wochenenden angeht, wurden unsere Erwartungen übertroffen. Von Beginn an war der Familienbrunch voll ausgelastet. Familien zu unterhalten ist auch unsere Kernkompetenz. Kinder haben bei einem Brunch nicht das Sitzfleisch wie die Eltern. Hier sind sie nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich erwünscht und werden ausreichend beschäftigt, vom Kinderjahrmarkt bis zur Zirkusshow. Nachhaltige Probleme haben wir allerdings damit, das Schloss als Rastschloss zu etablieren. Wir können und dürfen aus Autobahnrechtlichen Gründen dem Autofahrer derzeit nicht sagen, dass es hier auch einen Kaffee gibt. Das braucht sicher noch zwei, drei Jahre. Um Ausschilderungen bemühen wir uns weiter, was allerdings nicht einfach wird.

Ein Ausblick auf die kommende Saison. Was erwartet die Besucher?

Im April haben wir die große Shaolin-Show, die einen wesentlichen Höhepunkt darstellt. Die Künstler kommen aus der Nähe von Peking und proben seit mehreren Monaten. Außerdem werden wir die so genannten Segways anbieten. Das sind elektrisch betriebene Roller auf zwei Rädern. Damit zeigen wir Modernität und umweltbewusstes Denken. Ab Juni, spätestens Juli installieren wir dann eine rasante Wasserfahrattraktion. Das besondere daran ist, dass jeder selbst entscheiden kann, wie schnell seine Fahrt wird. Es gibt schon Mitarbeiter im Park, die behaupten, diese Anlage wird den Publikumsrenner Achterbahn schlagen.

Also weiterhin eine Ausrichtung auf kleine, familienorientierte Attraktionen?

Unbedingt. Wir wollen, dass unsere Gäste möglichst alles nutzen können. Große Fahranlagen schließen von Vornherein 70 Prozent der Gäste aus. Wer selbst mitmacht, hat einen viel tieferen Erlebniswert und erinnert sich länger daran. Überdimensionale Achterbahnen oder andere halsbrecherische Fahrgeschäfte führen dazu, dass der Großteil der Familie nur danebensteht. Am Abend kommt dann die Ernüchterung, wenn man merkt, man hat eigentlich nur zugesehen.

Wieviel will Belantis in dieser Saison investieren?

Wir haben bereits etwa 100.000 Euro investiert, indem wir elf Segways gekauft haben. Da kostet einer allein 7000 Euro plus dem nötigen Zubehör. Weitere 100.000 Euro kostete der Übungsparcour. In der Summe werden wir etwa 1,2 Millionen Euro investieren. Zudem wird es ein Vorteilssystem für Inhaber der Saison- und Jahrestickets geben. Jeden Monat wird eine Fahrattraktion zu einem festen Termin eine Stunde vor Parköffnung nur für diese Besucher geöffnet haben.

Ist das auch etwas für Sie selbst? Fahren Sie gern Karussell?

Ja, ich fahre alles mit. Das letzte mal bin ich am 31. Oktober unser Riesenschwungpendel, Belanitus Rache, gefahren. Ich muss ja schließlich wissen, wovon ich rede.

Letzte Frage: Wo sehen Sie sich in zehn, 15 Jahren?

In einer wunderschönen Seenlandschaft, die sich mit Seilbahn und weiteren Angeboten zu einem Tourismusmagnet gemausert hat. Eine Landschaft, aus der ich nie wieder weggehen will.

Ein Gedanke zu „Fünf Jahre Belantis: Geschäftsführer Job im Interview

  1. Das ist schön das man hier noch einmal das komplette Interview wieder findet. Der Belantis Freizeitpark ist immer wieder eine Reise wert, weil es Spaß macht dort zu sein. Übrigens gibt es in der Saison 2009 eine neue Attraktion im Belantis Park und laut dem Radio Werbespot soll die neue Attraktion den Namen „Götterflug“ erhalten. Ich bin jetzt schon neugierig was es werden wird.

    Gruß
    Micha 😉

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