„Wird alles im Kamin verfeuert“

Ein Fest um und im Wald wurde am Sonnabend im Oberholz in Großpösna gefeiert. Das Sächsische Forstamt lud zum Dritten Leipziger Brennholzmarkt mit Unterhaltung für die ganze Familie. Wer schlammigen Waldboden und zeitweiligen Regen nicht scheute, konnte so einiges erleben und lernen.

Beispielsweise, dass heutzutage noch Pferde in der Forstwirtschaft eingesetzt werden. Lukas Meinhold aus Rittersgrün im Erzgebirge war eigens mit seinem rheinisch-deutschen Kaltblüter Oskar angereist, um zu zeigen, wie Holzrückarbeiten im 21. Jahrhundert aussehen können. „Das Pferd hat den Vorteil, dass es überall im Wald hinkommt, ohne den Boden oder andere Bäume zu beschädigen“, erklärte er, während Oskar fleißig drei an Seilen befestigte Baumstämme durchs Dickicht zog. Sechs Kaltblüter nennt Meinhold sein eigen, die im Erzgebirge richtig viel zu tun hätten, wie er sagt. „Im Leipziger Raum hat sich diese Methode allerdings bislang nicht durchsetzen können“, bedauerte Jochen Gebhardt, Vorsitzender der IG Zugpferde Sachsen, der seinen Verein vorstellte.

Staunende Gesichter gab’s auch am Stand von Denny Fischer. Der 20-jährige Forstwirtazubi aus Rödgen bei Eilenburg zeigte seinen filigranen Umgang mit der Motorsäge. Aus Lärchenholz fertigte er Adler, Eulen, Pilze und Igel. „Derzeit versuche ich mich an einem Eichhörnchen“, so der junge Mann, der im Auftrag auch ausgefallenere Holztiere sägt. „Ungewöhnlich war mal eine Kuh“, sagte Denny Fischer. Sein Chef im Forstamt Colditz habe Verständnis für sein Hobby. „Manchmal erlauben wir uns einen Scherz und sägen aus einem festgewachsenen Baumstumpf einen überdimensionalen Pilz, über den Waldspaziergänger sicher verwundert sind.“

Etwa 500 Meter weiter präsentierten sächsische Falkner ihre Greifvögel. Ein besonders schönes Exemplar hatte Wolfgang Schössler aus Chemnitz auf dem Lederhandschuh. „Das ist ein Roter Milan“, erklärte er. Einen Namen habe der imposante Vogel mit dem tief gegabelten Schwanz nicht. „Das ist nur üblich, wenn die Tiere auf Beutejagd gehen. Dieser hier kann aber aufgrund einer früheren Verletzung nicht jagen“, so Schössler, der den Rotmilan wegen seiner Gelehrigkeit und dem schönen Flugbild hält.

Einen Höhepunkt des Brennholzmarktes bildete die Holzauktion. Zwanzig Lose zu je einem Raummeter (etwa ein Kubikmeter inklusive Zwischenräume) wurden angeboten. Die Startpreise lagen zwischen 20 Euro für ganze Stämme und 35 Euro für bereits klein gehackte Stücke. Als Auktionator fungierte Thomas Lopau, der sonst bei MDR Jump die Nachrichten liest. „Ich wohne in Großpösna und mache das hier quasi als Nachbarschaftshilfe“, schmunzelte er. Auf witzige Weise gingen dann alle 20 Holzbündel weg. Als Großeinkäufer erwies sich Frank Wiedemann, der gleich fünf Raummeter ersteigerte. „Das wird alles im Kamin verfeuert.“

Dass viele Holzbündel zum Einstiegspreis oder nur fünf Euro darüber den Besitzer wechselten, störte Andreas Padberg nicht. „Wir haben die Auktion auch nicht aus Profitgier initiiert“, erklärte der Leiter des Sächsischen Forstamtes Leipzig. „Wir wollen hier Interesse für die Natur wecken und für die Akzeptanz der Waldarbeit werben.“ Was ihm auch gelungen sei. „Ich denke, etwa 10.000 Leute haben wir heute ins Oberholz gelockt“, schätzte er. Vor allem Familien mit Kindern in Gummistiefeln wärmten sich außerdem am Lagerfeuer, ließen sich Knüppelkuchen schmecken, andere verköstigten sich mit Metwein und Wildwürsten. Die Waldkönigin Cornelia Schulz aus Dresden beantwortete Fragen zur Forstwirtschaft und die Jagdhornbläsergruppe Hainichen führten Jägermärsche auf.

Erschienen am Dienstag, 08.11.2005 in der Leipziger Volkszeitung.