Blick aufs antike Rom

Leipzig. Vögel zwitschern. Hufeisen klappern über Kopfsteinpflaster. Menschen unterhalten sich. Eine Kappelle spielt auf. So oder so ähnlich muss es gewesen sein, damals im Rom des Jahres 312. Eine Momentaufnahme der antiken italienischen Stadt zeigt seit einer Woche das weltgrößte Panorama, das in Leipzig zu sehen ist. Untermalt wird „Rom CCCXII“ von einem atmosphärischen Soundtrack.

Es ist beeindruckend. Und ja, man bekommt Gänsehaut. Was Yadegar Asisi da ins Leipziger Panometer gehangen hat, ist unvergleichlich. In einer noch nie da gewesenen Detailtreue zeigt der Architekt und Maler, wie Rom am 21. Oktober 312 ausgesehen haben könnte. An diesem Tag siegte Kaiser Konstantin, der Große über Maxentius in der Schlacht bei der Milvischen Brücke. „Ein bedeutsames Datum“, so Asisi, „hat es doch die Weltgeschichte beeinflusst und die bauliche Entwicklung des römischen Stadtkörpers geprägt.“

Auf einer Länge von 106 Metern und einer Höhe von 34 Metern eröffnet sich dem Betrachter ein atemberaubender Rundumblick. Das Kolosseum, imposante Stadtbauten, Säulen und Statuen. Zwischendrin Soldaten, Bauern und Geistliche. 1300 verschiedene Ebenen im Bildbearbeitungsprogramm, 3500 Quadratmeter Bildfläche, 4290 Arbeitsstunden. Will man das komplette Panoramabild in jeder Einzelheit betrachten, braucht es sicher ebenso lange.
„Kneifen Sie mal die Augen zusammen, dann wirkt es noch plastischer“, rät Yadegar Asisi den anwesenden Journalisten und führt die Mimik direkt vor. „Sehen Sie es?“

Asisi ist kein Spinner. Im Jahre 1993 entdeckte der in Wien geborene Iraner die magische Raumwirkung von Panoramen. Aber schon zuvor zeigte er, wozu Malerei fähig ist. 1986 ließ er durch eine Illusion die Berliner Mauer verschwinden. Wer von 50 Metern Entfernung auf die bemalte Mauer schaute, hatte den Eindruck, sie wäre verschwunden. Asisi war seiner Zeit – ohne es zu ahnen – weit voraus. So auch 2003, als er ein Panorama vom Mount Everest im Leipziger Gasometer anbrachte. Das Riesenrundbild vom Tal des Schweigens besuchten in anderthalb Jahren knapp 500 000 Menschen. Jetzt ließ er sich den Namen Panometer schützen. Ein Panorama im Gasometer. Nur ein Baustein für Asisis persönlichen Traum. „Ich möchte das Panorama ins 21. Jahrhundert bringen.“ In Leipzig ist es bereits angekommen, zu Bestaunen für die ganze Welt. Noch bis Ende 2006.

Weitere Informationen dazu unter: www.panometer.de

Erschienen am 3. Dezember 2005 im Blitzpunkt Mittweida, Chemnitz und Erzgebirge.