Die schönsten E-Mails sind immer die, die man nicht erwartet. Wie in dieser Woche eine Mail von meinem alten Schulkumpel Michael. Der arbeitet als Inbetriebnehmer und ist derzeit in der Verfahrenstechnik tätig. Ganz kurz erklärt: Inbetriebnehmer rücken an, wenn eine Industrieanlage montiert wurde. Nach Prüfung der Anlage wird diese stufenweise angefahren und die Leistung optimiert. Im Idealfall wird dann beispielsweise Raps-, Soja- oder Palmöl zu Biodiesel verarbeitet.
Seit Mitte Mai ist Micha nun mit seinen Kollegen für eine Anlage in Cuenca in Spanien zuständig. Von seinen Erlebnissen und Eindrücken berichtet er in seiner Mail, die ich für so interessant halte, dass ich sie Euch nicht vorenthalten will.
Arbeiten in Spanien – ein Gastbeitrag von Michael Bergner.
Ich hielt es also in der Hand, mein Ticket, das mich nach Cuenca bringen sollte. Cuenca liegt in der Mitte zwischen Madrid und Valencia. Was die geografische Lage der Anlage betrifft, so hatte ich ja höchste Bedenken. Ich dachte wieder an den Mad-Max-Film, an Rüdiger Nehberg und an die Silhouette einer Bio-Dieselanlage in der Steppe, umsäumt von dürren, ausgemergelten Rindern. Zum Glück kam alles anders.
Cuenca besteht aus einem hässlichen Neustadtteil und einer schönen Altstadt. Mit der „Neustadt“ haben sich die Spanier hier ordentlich das Stadtbild versaut. Leipzig–Grünau in Terrakottafarben. Die Spanier scheinen sich nach Franco mit Macht in die Moderne katapultiert haben zu wollen. Zumindest, was vor etwa 25 Jahren als modern galt. Vollkommen gegensätzlich zur Neustadt ist die Altstadt. Hier findet man schöne Altbauten, verwinkelte Straßen und eine inzwischen schon oft getestete und sehr gute gastronomische Infrastruktur.
Was die Umgebung von Cuenca betrifft, so kann man sich diese wie ein etwas zu groß geratenes Elbsandsteingebirge vorstellen. Cuenca liegt zwischen der La-Mancha-Ebene und der Cuenca-Gebirgsregion. Daher das doch ein wenig spektakuläre Altstadtbild von Cuenca.
Was das Arbeiten betrifft, so muss man sich hier etwas umstellen. Das betrifft vor allem die Zeitverteilung. Ein ausgedehntes Frühstück und Mittagessen sind hier selbstverständlich, was das Leben hier ein Stück weit sympathisch macht. Auch sollte man hier diverse terminliche Ankündigungen bei der Arbeit mit einer gewissen Gelassenheit auffassen…
Was das Essen betrifft, so kann man schon hin und wieder von einem kulinarischen Feuerwerk sprechen. Gerade am Meer (Alicante z.B.) kann man eine Paella bekommen, auf deren Inhalt bestimmt auch der Leipziger Zoo neidisch werden würde… Geschmackssache.
Fotos von Cuenca stellt Micha, sofern es seine Zeit erlaubt, in seinen Flickr-Account. Und angestachelt zum Bloggen hab ich ihn auch schon, grins.