Mit reichlicher Verspätung erschien er dann heute doch noch in der Leipziger Volkszeitung (Medienseite), der Artikel zur „Wikipedia-Spiegelung.“ Hintergründe dazu unter anderem beim Medienrauschen. Mittlerweile ist die einstweilige Verfügung gegen die Wikipedia aber ohnehin spannender, auf die im LVZ-Artikel auch hingewiesen wird.
Wikipedia auf Spiegel Online
Es ist schon wieder passiert: Spiegel Online hat bereits zum dritten Mal ohne Quellenangabe aus der Online-Enzyklopädie Wikipedia abgeschrieben und damit das Urheberrecht verletzt. In einem Artikel über den Weltrekord eines Studenten, der in 11,13 Sekunden Rubiks Zauberwürfel korrekt drehen kann, wurden zwei Absätze komplett oder nur wenig umgeschrieben aus dem frei verfügbaren und nicht kommerziellen Projekt übernommen.
Die Ähnlichkeit der Textpassagen fielen am Montagabend einem Leser auf, der die deutschen Macher der Wikipedia informierte. „Um 22.15 Uhr schickte ich eine Mail an Spiegel Online. Später gab es eine automatische Rückmeldung, dass mein Kontakt nicht erreichbar sei, worauf ich eine erneute Anfrage an einen anderen Redakteur startete“, so Mathias Schindler aus Frankfurt, einer der freiwilligen Mitarbeiter des Webprojektes.
Tatsächlich bestätigt Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron die Kontaktaufnahme seitens der Wikipedia. „Leider haben wir die Nachricht erst am Dienstagmorgen gesehen und konnten entsprechend dann auch erst handeln“, bemüht er sich um Schadensbegrenzung. „Die quellenlose Übernahme ist unverzeihlich und ich kann mich dafür nur entschuldigen. Der zuständige Mitarbeiter aus dem Spätdienst wurde disziplinarisch zur Verantwortung gezogen.“ Noch am Dienstag habe die Redaktion beraten, wie solche Vorfälle in Zukunft vermieden werden könnten. Blumencron sehe es als „originäre Aufgabe der Redaktion an, „originäre Aufgabe der Redaktion an, auch interessante Themen aus fremden Quellen für den Leser zu erschließen.“ Dass dabei der Ursprung der Informationen dazu gehöre, sei selbstverständlich.
Am Dienstagvormittag wurden dann der Quellennachweis und eine Entschuldigung nachgereicht. Aus Sicht der Wikipedia-Macher eine völlig akzeptable Handlung. Trotzdem wird bei vielen Lesern ein fader Nachgeschmack bleiben und Erinnerungen an die beiden vorangegangenen „feindlichen Übernahmen“ aus der Enzyklopädie wachrufen. Bereits im Februar vergangenen Jahres erschien im Ressort Kultur/Gesellschaft ein Artikel zum Völkermord in Ruanda, der ebenfalls zu großen Teilen inklusive Kommafehlern aus dem freien Lexikon abgeschrieben war. Auch damals entschuldigte sich Spiegel Online bei seinen Lesern. Diese Entschuldigung kann übrigens mittlerweile für 50 Cent im Online-Archiv gekauft werden.
Im August 2004 erschien in der Internetausgabe des Nachrichtenmagazins die Herkunft von Firmennamen – ebenfalls kopiert aus der Wikipedia. Erst auf Nachfassen seitens Mathias Schindlers wurde die Quellenangabe nachgereicht.
Ein Gedanke zu „Spiegel Online klaut bei Wikipedia und entschuldigt sich“
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