Wohngebiet bleibt ohne Spielplatz

Taucha. In dem sanierten Wohngebiet zwischen der Goethe- und der Friedrich-Ebert-Straße in Taucha wird es definitiv keinen Spielplatz geben. Das sagt Steffen Kurze, Geschäftsführer der Sachsengrund Hausverwaltung GmbH, auf LVZ-Anfrage. Grund sei die komplizierte Zusammensetzung der Eigentümergemeinschaften. Bei den Mietern herrscht ob dieser Nachricht geteilte Meinung.

Im Sommer hatten verschiedene Anwohner ihren Unmut darüber geäußert, dass ein im Zuge von Sanierungsarbeiten entferntes Klettergerüst bislang nicht ersetzt wurde (die LVZ berichtete). Vor allem Familien mit Kindern bedauerten den Wegfall der einzigen Spielmöglichkeit des Innenhofes. Diese wird auch weiterhin fehlen. „Man bräuchte für die Errichtung eines Spielplatzes einen allstimmigen Beschluss der Eigentümer“, erklärt Steffen Kurze. Dies gestalte sich aber kompliziert, weil es keine Fläche gebe, die allen Eigentümern gehört. „Wir haben dort verschiedene Eigentümergemeinschaften, die dem Vorhaben alle zustimmen müssten. Das ist utopisch, da wir teilweise schon Probleme haben, die Beschlussfähigkeit bei Versammlungen zu erreichen“, sagt er.

Tatsächlich scheinen sich nur wenige Besitzer um ihre Objekte zu kümmern. Laut Aussage eines Eigentümers, der anonym bleiben will, würden die Objekte von der Megaron-Tochter Wohnpark Taucha GmbH unter der Maßgabe verkauft, sich nie wieder darum sorgen zu müssen. „Es sind vor allem Kapitalanleger, denen die Wohnungen gehören. Die haben in vielen Fällen diese Objekte noch nie gesehen“, so der Informant. So sei es auch nicht verwunderlich, dass Wünsche und Sorgen der Mieter die Eigentümer gar nicht erreichen. „Die Verwaltung arbeitet mit wenig Aufwand, sonst rechnet es sich nicht“, vermutet er.

Steffen Kurze von Sachsengrund gibt aber auch zu bedenken, dass nicht nur Eigentümer, sondern auch Mieter befragt werden müssten, ob diese einen Spielplatz vor dem Haus befürworten. „Ich bin mir sicher, dass dies viele nicht wollen.“ Die Meinung der Mieter ist geteilt – sie offen auszusprechen fällt ihnen aber gleichermaßen schwer. Alle Befragten wollten ihre Namen nicht nennen, aus Angst vor Konsequenzen. Eine ältere Dame beispielsweise ist froh über die Entscheidung der Hausverwaltung. „In dem Hof spielt sich so viel ab. Im Sommer sitzen die Mütter mit ihren Kindern auf Decken, bringen Badewannen für die Kleinsten mit. Auf dem Trockenplatz wird Fußball gespielt und auf den Bänken sitzen Erwachsene und unterhalten sich laut. Mein Mann und ich konnten darum den Balkon im Sommer kaum nutzen“, sagt sie. Beschwerden bei anderen Mietern hätten nichts gebracht. „Da wurden wir gleich als kinderfeindlich abgestempelt, obwohl das nicht stimmt.“ Ein anderes Ehepaar versteht die Aufregung nicht. „Wir hatten doch alle Kinder. Schade, dass das manche so schnell vergessen.“ Und eine ehemalige Mieterin, die lange Zeit in der Goethestraße lebte, als dort noch ein Klettergerüst stand, sagt: „Ich habe mich nie daran gestört, dass dort Kinder spielen. Die sind doch unsere Zukunft.“

Neben der nicht durchführbaren Beschlussfähigkeit führt Kurze ein weiteres Problem an. „Solch ein Spielplatz verursacht Betriebskosten, vor allem durch TÜV und Instandhaltung. Diese Kosten müssten auf die Mieter umgelegt werden. Um dies gerecht zu gestalten, müsste der Grund und Boden allen Eigentümern gehören, was aber nicht durchführbar ist.“

So bleibt den Familien mit Kindern nichts anderes übrig, als mit der Entscheidung zu leben. Um weiteren Beschwerden zukünftiger Mieter aus dem Weg zu gehen hat die Sachsengrund Hausverwaltung ein Rundschreiben an alle Makler verschickt. Inhalt: Eventuelle Aussagen über einen Spielplatz sind zu streichen.

Erschien in der Leipziger Volkszeitung vom 18.10.2007.

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