Taucha. Taucha ist dafür bekannt, besonders grün zu sein, immerhin ist die Stadt Teil des Grünen Rings Leipzig. Wenn es allerdings um den Wald geht, steht die ehemalige ökologische Modellstadt nicht besonders gut da. Nur acht bis neun Prozent der Fläche ist als Wald ausgewiesen – der Durchschnitt in Sachsen liegt bei 26 Prozent und soll schrittweise auf 30 Prozent erhöht werden. Viel zu tun also für die Kommune.
Einen Anfang machte jetzt die Klasse 6a des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Auf Einladung der Stiftung „Wald für Sachsen“ und der Stadtverwaltung Taucha pflanzten die Schüler 300 Ulmen und Walnussbäume. Die Aktion war Auftakt zur Schaffung eines neuen Waldes an der B87, dem Flugplatz gegenüber. „Ich freue mich besonders, dass sich Schüler zu dieser Pflanzaktion gefunden haben. Denn bekanntlich wächst ein Wald langsam. Diese Pflanzen werden euch und euren Kindern also später Freude bereiten“, sagte Bürgermeister Holger Schirmbeck, bevor die Spaten verteilt wurden.
Mit viel Eifer und Sachverstand gingen die Schüler nach der kurzen Rede ans Werk. „Du musst tiefer graben, sonst werden die Wurzeln verletzt“, ermahnte ein Mädchen einen Mitschüler. Innerhalb einer halben Stunde waren die 300 Bäume, die weniger dick als ein Finger waren, auf dem Acker gepflanzt. Tim Heinrich fand’s schade: „Was, schon alle weg? Ich hätte gern noch mehr gesetzt“, so der Elfjährige, der es „krass“ fand, dass später 25000 Bäume hier Platz finden sollen.
Die Fläche von 5,7 Hektar stellte das Gut Engelsdorf zur Verfügung. Der Agrarbetrieb war bis vor kurzem Pächter des Feldes, baute zuletzt hier Hafer an. Weil der sandige Boden der Endmoränenlandschaft aber nicht ertragreich genug war, gab das Unternehmen die Fläche ab. „Natürlich ist Wald eine Konkurrenz für die Landwirtschaft, so ganz freiwillig geben wir den Boden also nicht her. Aber der Zusammenarbeit mit der Stiftung ,Wald für Sachsen‘ haben wir trotzdem zugestimmt. Bei einer Gesamtfläche von 2500 Hektar fallen die knapp sechs Hektar nicht ins Gewicht“, so Friedrich Weber vom Gut Engelsdorf. Nach der Anfrage der Stiftung ging es dann recht schnell. Die Stiftung stellte die Mittel für den Kauf der Fläche zur Verfügung und das Landwirtschaftsamt Mockrehna genehmigte die Pflanzung. Zehn Jahre lang kümmern sich nun die Käufer um den Wald, danach geht er in die Obhut der Stadt Taucha über.
Die mäßige Qualität des Bodens, die bislang nur mittlere Erträge an Hafer, Kartoffeln und Co. hervorbrachte, reicht für Laubbäume allemal, wie Gerhard Tümmler, Projektleiter der Stiftung „Wald für Sachsen“ wusste. „Hier ist viel Sand vorhanden, der Boden recht weich. Für den Wald gerade richtig“, sagte er. Nicht zuletzt würden aber gerade die Bäume später selbst dafür sorgen, dass sich die Bodenqualität bessert. Der Rest der 25000 Pflanzen wird in den nächsten Wochen von Fachfirmen eingebracht. „Wir werden eine grüne Insel aus Eiche, Spitzahorn, Winterlinde und Hainbuche, sowie Früchte tragende Sträucher pflanzen. Das wird ein perfekter Schutz für das angrenzende Biotop und die landwirtschaftlich genutzten Flächen“, freute sich Tümmler.
Ein wachsames Auge auf den neuen Wald wird zukünftig Harald Köpping haben. Er ist zuständiger Förster beim Staatsbetrieb Sachsenforst. „Ich freue mich immer wieder, wenn mehr Wald entsteht. Insofern ist das heute ein Termin, wie er nicht schöner hätte sein können.
Erschien am 01.11.2007 in der Leipziger Volkszeitung.