Ein Herz für Kinder

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Die Frühgeborenen-Intensivstation der Leipziger Uniklinik. In zwei Brutkästen, so genannten Inkubatoren liegen kleine, zarte menschliche Wesen. Kaum 2000 Gramm schwer. Das Zimmer ist abgedunkelt, nur zwei kleine Lämpchen weisen den Kinderkrankenschwestern den Weg. Wer die Station zum ersten Mal besucht, bleibt wie angewurzelt an der Tür stehen. Zu groß die Sorge, man könnte mit seiner Anwesenheit für Unruhe sorgen. Zu groß der Respekt vor der Arbeit, die hier verrichtet wird.

Eine, die ihren täglichen Dienst dort absolviert, ist Christin Henri. Die 23-jährige Leipzigerin beendete im August ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. „Früher hieß das Kinderkrankenschwester, aber das Berufsbild und die Aufgaben haben sich gewandelt, daher der neue Name“, erklärt Christin. Zum erweiterten Aufgabenspektrum gehört vor allem die Gesundheitsvorsorge und die Beratung. So ist auch in der Ausbildung vieles anders geworden. „Es gibt keine Unterrichtsfächer mehr, sondern Themenbereiche, die übergreifend behandelt werden“, erklärt die junge Mitarbeiterin. Neben den medizinischen und pflegerischen Dingen werden nun auch Kommunikation, Elternberatung und Entlassungsmanagement gelehrt. Weitere Fachbereiche, die Christin in der Medizinischen Berufsfachschule der Universität vermittelt bekam, sind beispielsweise Anatomie, Physiologie, Arztunterricht, Krankenbeobachtung und Mikrobiologie. Dazu kam der praxisnahe Unterricht, der sich mit der Theorie in etwa die Waage hielt. „Da haben wir an Puppen geübt. Waschen, Sonden legen, Blutentnahmen, Magenspülungen und Einläufe vorgenommen“, sagt sie.

In der praktischen Ausbildung durchlief sie während der drei Jahre verschiedene Bereiche. „Das waren etwa die Kinderpsychiatrie, Kinderchirurgie oder die Neonatologie, also diese Frühchenstation hier“, erzählt Christin. Durch das neue Ausbildungssystem müssen aber auch Stunden in der Erwachsenenkrankenpflege wie der Gynäkologie, der inneren Medizin oder der Wochenbettstation geleistet werden. Am Interessantesten fand sie die Arbeit in der Kinderonkologie, also dem Bereich, in dem die kleinen Krebspatienten behandelt und beraten werden. „Dort mal fest zu arbeiten, ist eigentlich mein Traum. Ich lag als Kind selbst über zwei Jahre im Krankenhaus, weil ich eine Krebserkrankung hatte.“ Die Arbeit jetzt in der Neonatologie ist aber nicht weniger anspruchsvoll. „Am Anfang hatte ich Bedenken, ob ich mir das wirklich zutraue. Das war aber unbegründet, denn die Arbeit macht Spaß, auch wenn sie hart und sehr verantwortungsvoll ist und man täglich Neues lernt.“

Zu ihrem Alltag auf der Station gehört es, den Kindern Injektionen und Medikamente zu geben, sie über eine Sonde mit Spezialnahrung zu versorgen oder ihnen – wenn nötig – den Darm zu entleeren. Außerdem werden die kleinen Patienten gepflegt. Das heißt, ein- bis zweimal pro Dienst schaut sie sich die Kinder an, achtet auf jegliche Veränderungen wie z. B. Rötungen und Schwellungen, führt die Mundpflege durch, wechselt die Windeln. Dabei sind kontinuierlich Blutdruck, Herzfrequenz und andere Vitalparameter zu überprüfen. Dazu kommt die ständige Absprache mit dem jeweiligen Arzt. Christin entscheidet auch, wann die Kleinen Ruhe brauchen. „Ich bin der Anwalt des Kindes und schicke, wenn es sein muss, auch einen Arzt weg. Denn die pflegende Schwester kann am Besten einschätzen, ob sie dem Kind zumuten kann, dass es gestört wird. Im Zweifelsfall muss der Arzt eben eine Stunde warten“, schmunzelt Christin.

Voraussetzung für den anspruchsvollen Job mit Kindern ist nach Christins Meinung eine „101-prozentige Sozialkompetenz. Der Umgang mit Kindern heißt vor allem auch, Umgang mit der Familie des Patienten zu haben. Da muss man einfühlsam sein, deren Sorgen und Ängste verstehen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen“, sagt sie.

Für ihre Zukunft hat Christin konkrete Vorstellungen: „Ich bin ein praxisnaher Mensch. Mein Ziel ist, Case Managerin zu werden. Dabei geht es unter anderem um die Entlassungsplanung, die Anleitung der Eltern, die psychosoziale Betreuung, sowie die Koordinierung von erforderlichen Hilfsleistungen und Leistungsanbietern.“

Erschien im Countdown Jugendmagazin (Dezember-Ausgabe), erscheint an Schulen der Klassen 9 bis 12 in Sachsen, sowie in Berufsinformationszentren.