Unter dem Namen Baby TV startet im nächsten Jahr deutschlandweit ein neuer Fernsehsender. Zielgruppe: Kinder im Alter von null bis drei Jahren. Spezielle Sendungen zu Farben und Formen, Expeditionen ins Tierreich, Lieder oder das Erlernen erster Worte sollen die Inhalte sein.
Die als Bezahlfernsehen ausgelegte Station stammt ursprünglich aus Israel. Laut Angaben von Sprecher Alexander Lewin hat sich der Sender nach Start innerhalb eines Jahres mit 16 Prozent Abonnentenrate zum erfolgreichsten Pay-Kanal Israels entwickelt.
Auch in Deutschland hofft Betreiber Baby Network Limited aus Frankreich, eine Tochter der israelischen Talit Communications, auf zahlkräftiges Publikum – und stützt sich auf Angaben des statistischen Bundesamtes, wonach es etwa 2,1 Millionen Kleinkinder in der „baby-relevanten Zielgruppe“ unter drei Jahren gebe.
Ein laut Sender mit Experten eigens für die Bedürfnisse von Kindern unter drei Jahren entwickeltes Programm soll „eine sichere, kleine Welt für die Entwicklung und Entdeckung“ sein. Nach Informationen des „Broadcast Magazine“ wird es auch ein Einschlafprogramm, bestehend aus beruhigender Musik und langsamen Farbbewegungen geben.
Auch Eltern, Großeltern und Verwandte sollen von Baby TV angesprochen werden. Denn die müssen schließlich auch die Abogebühr berappen. Wie viel das sein wird, auf welchen Plattformen und in welchen Kabelnetzen die deutsche Version des Senders eingespeist wird, steht noch nicht fest. Alexander Lewin terminiert vorsichtig: „Ende zweites, Anfang drittes Quartal 2006.“ Bei Kabel Baden-Württemberg ist bereits die englische Version kostenlos zu sehen.
Das Engagement der Franzosen sehen deutsche Spartenkanäle eher gelassen. Frank Beckmann, Programmgeschäftsführer des KI.KA vertritt die Devise: „Nicht alles, was ein Sender kann, muss er auch umsetzen“, sagt er und fragt: „Ist Fernsehen für Babys sinnvoll?“ Sich zu Vierecken verwandelnde Dreierecke, untermalt von klassischer Musik würde er mit seinem Kind nicht anschauen.
Und auch Sabine Kreft, Sprecherin von Super RTL hält die Idee eines Baby TV für „in Deutschland nicht umsetzbar. Jeder vernünftige Mensch, vor allem Eltern, sollten Kinder dieser Altersgruppe nicht vor den Fernseher setzen. Handlungsbedarf sieht sie nicht. „Unsere Zielgruppe beginnt nach wie vor bei Dreijährigen.“
Haik Schönherr, Psychologin aus Leipzig schlägt gleich die Hände über dem Kopf zusammen: „In der frühkindlichen Phase von null bis drei Jahren baut das Baby Bindung zu Vater und Mutter auf, entdeckt seine Umwelt. Diese Bindung kann man nicht an Apparate abgeben“, meint die 48-Jährige dreifache Mutter.
Erschien am 21.12.2005 auch in ähnlicher Form in der Leipziger Volkszeitung, Medienseite