Wie viel muss man über Leipzig wissen, um ein Buch zu schreiben? Offenbar nicht viel.
Christian Moser, Comiczeichner und Buchautor aus München, stellte am Donnerstag in der Moritzbastei sein Buch „Goethe – Die ganze Wahrheit“ vor, das zur Buchmesse erscheint. Zuvor kehrte er im Restaurant Zentralapotheke ein. „Das ist gleich gegenüber einer großen Kirche, das muss wohl der Dom sein“, mutmaßte Moser – worauf er von den Besuchern zurechtgewiesen wurde, dass es sich um die Thomaskirche handelt. Ein Kellner habe ihm erzählt, dass er den jungen Goethe im Wasserwerke-Film „Mein Herz schlägt für Leipzig“ gespielt hat. Was Moser verwunderte: „Der Kellner erzählte von einer Liaison Goethes mit einer Dame hier in Leipzig. Davon wusste ich nichts.“ Goethe habe angeblich bei Treffen mit seiner Holden den Wein mit Wasser aus der Saale vermischt. Zum zweiten Mal erhob das Publikum Einspruch: „Pleiße, nicht Saale.“
Und Christian Moser gab schließlich zu: „Ich kenne von Leipzig nur zwei Straßen. Den Weg vom Bahnhof ins Hotel und vom Hotel zur Moritzbastei.“ Goethe-Kenner sei er auch nicht: „Der Verlag trat an mich heran, da habe ich die Biographie gelesen mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht.“ Das Ergebnis: Moser stellt Goethe als versoffenen, faulen, todtraurigen Mann dar, der an Häuserwände pinkelte und sich sonst nur für Frauen interessierte. Aufgelockert werden die Texte, die sicher nicht jedermanns Geschmack sind, durch witzige Zeichnungen. Diese sind derzeit in der Moritzbastei zu sehen.
Erschien am 11.02.2007 in der Leipziger Volkszeitung.