„Wir haben eine Anfrage von der GEZ. Die wollen sich öffnen, im Netz präsenter sein. Wir sollen das Image ein wenig aufmöbeln. Die sind gar nicht böse. Sagen die. Hat jemand ne Idee?“
„Hm. Lass uns doch Mitarbeiterblogs einrichten. Dann verdonnern wir ein paar Angestellte zum bloggen, notfalls schreiben wir die ersten Einträge selbst.“
„Okay. Und weiter?“
„Wie wäre es mit einem Forum? Genau, ein Forum! Wo jeder seine Fragen zur GEZ posten kann. Viele Leute wissen jar gar nicht, warum sie zahlen müssen und so weiter. Das verschafft der GEZ jede Menge Transparenz.“
„Gute Idee, machen wir.“
Natürlich wird das Gespräch zwischen den Mitarbeitern der Kölner Division der Agentur Media Consulta nicht so abgelaufen sein. Und sicher war die Sache auch gut gemeint, der GEZ, dem gebührenfinanzierten Gebühreneinzugsapparat, ein neues Image zu geben. Weg vom Wegelagerer, der fremden Leuten an ihr Geld will, hin zum Servicedienstleister, der auf seine Kunden hört. Das Problem ist nur: Gerade bei der GEZ funktioniert das eben nicht nur durch virale Spots und der Öffnung durch ein Forum. Gerade bei der GEZ dürfte das Problem schwerwiegender sein und tiefer liegen.
Seit dem heutigen Tag hat die GEZ unter gez-meine-meinung.de also ein Forum online. Ein Forum, das der betreuenden Agentur und/oder den Onlineredakteuren bei der „Behörde“ jede Menge Arbeit macht. Denn heute Nachmittag wurde das Forum regelrecht überrannt. Nicht von auskunftsfreudigen Gebührenpflichtigen. Nein, von Forentrollen und – sagen wir mal vorsichtig – GEZ-Gegnern. Ich habe mir das Treiben einige Zeit angesehen. So schnell wie Threads geöffnet waren und dort Antworten gepostet waren, so schnell waren die Themen auch wieder gelöscht. Später wurden bereits erste Benutzerkonten gelöscht, weil Nutzernamen wie „Hitler“ und Sonderzeichen in Hakenkreuz-Optik nur schwerlich in die Demokratie passen. Dass sie überhaupt angelegt werden konnten, ist eine andere Sache – und eindeutig ein Versäumnis der betreuenden Agentur.
Was sich heute im GEZ-Forum abspielte, war ein Trauerspiel sondersgleichen. Ernste Beiträge wurden sofort von den Trollen in Grund und Boden kommentiert und mit antisemitischen oder anders beleidigenden Wortäußerungen versehen. Mit dem Ergebnis, dass die Administratoren das komplette Thema löschten. Mit Transparenz oder einer „neuen GEZ“ hatte das Ganze wenig zu tun. Mal davon abgesehen, dass die Übersichtlichkeit litt, weil es Media Consulta offenbar vergessen hatte, Unterforen anzulegen, um den Themenfluss ein wenig zu steuern. So wurde immer stehts in den „Hauptarm“ des Forums gepostet. Entsprechende Hinweise der Nutzer, mal für Ordnung zu sorgen, wurden zum einen nicht beachtet und zum anderen nicht beantwortet. Überhaupt ist mir kein einziger Kommentar der GEZ-Redakteure aufgefallen. Sicher waren alle nur damit beschäftigt, User zu sperren und Beiträge zu löschen.
Das schlimme daran ist: Es war abzusehen. Es war von vornherein klar, dass ein Forum, so wie es Media Consulta geplant hat, nicht funktionieren kann. Nicht bei der GEZ, bei einem solchen Apparat, der ein schlechteres Image als alle Journalisten, Schönheitschirurgen und Politker zusammen hat. So etwas kann nicht funktionieren und muss in solch einem PR-Gau enden, wie wir ihn heute erlebt haben.
Meine Empfehlung an die GEZ und Media Consulta: Alle Beiträge löschen, Forum abschalten. Und nochmal neu nachdenken. So jedenfalls wird nichts draus. Ernsthafte Diskussionen werden in diesem Forum nicht zustandekommen.
Hi Daniel,
kann dir da nur zustimmen und mir echt vorstellen, dass dass „Planungsgespräch“ etwa so in der Art abgelaufen ist
Was haben sie erwartet, was passiert? Und wie kann man nur so wenig vorbereitet sein und so blauäugig an sowas ran gehen? 🙄
Viele Grüße,
das Schubladenschaf
Keine Ahnung. Natürlich ist es im Nachhinein leicht, zu sagen, dass das nie gut gehen konnte. Aber gerade im Fall der GEZ hätte man das wissen müssen. Ich glaube nicht, dass das Forum lange durchhält.