„Wir brauchen kein Olympia, keinen Citytunnel und schon gar keine Beraterverträge von den Stadtwerken. Wir brauchen nur den BA-HU-Fasching!“ Die Ansage von Thomas Hofmann, einst Student der Bauschule und jetzt Unternehmensberater, war eindeutig. Der anschließende Jubel der rund 500 Gäste beim ersten Fasching für Bauleute über 30 Jahre auch.
Eigentlich sollte Lama Horst am Sonnabend kommen. Doch leider, so bedauerte Büttredner Hofmann alias Dömes, habe Horst keine Zeit gehabt. „Er kandidiert kurzfristig für das Amt des OBM und hat meine volle Unterstützung. Bevor noch ein Blinder ins Rathaus einzieht.“ Keine Frage: Bauleute sind direkt. Und so war Cornelia Scholz, Eventmanagerin und Organisatorin des Faschings auch die Unterstützung von vielen ehemaligen Studenten sicher. „Einkaufen, Schmücken oder Pinnwand gestalten – es wurde angepackt und losgelegt“, freute sie sich.
Gefeiert wurde im Bayerischen Bahnhof auch ordentlich. Mit dabei war Katrin Hohaus. Die 39-Jährige ging 1986 als Diplom-Bauingenieur von der damaligen TH Leipzig ab und freute sich, alte Bekannte zu treffen. „Die Idee eines Faschings nur für Leute über 30 ist Klasse, so habe ich gute Chancen, ehemalige Seminargruppen wieder zu sehen, aber auch Kollegen und Auftraggeber aus dem Planungs- und Tiefbauamt. Das ist aber nicht schlimm, die sind alle nett“, schmunzelte die als Indianerin verkleidete Frau, deren Kopf von einem Pfeil „durchbohrt“ wurde. Größere Unterschiede zum Absolventenfasching, der am 14. Januar gefeiert wurde, sieht sie aber nicht. „Zu später Stunde sind alle Baumenschen gleich, da wird Bier getrunken und zünftig gefeiert“, meinte sie.
Die Stimmung in der Schalterhalle war tatsächlich ausgelassen. Realnamen waren nur selten zu hören. Stoni, Lemmi, Nena, Fossi – man kannte sich eben. Das sei es, was den BA-HU-Fasching ausmache. „Beim DHfK-Fasching beispielsweise gibt es diese Vertrautheit nicht“, so Cornelia Scholz.
Für Frank Wiegand, zweiter Geschäftsführer des Gasthauses mit Gosebrauerei, war eine derartige Nutzung seiner Räume eine Premiere. „Wir haben ja sonst Firmenevents hier mit gepflegtem Essen, Büffet und ähnlichem. Aber was ich so erlebe, ist durchaus beeindruckend. Und letztlich kommt es nur darauf an, dass alle Spaß haben und unser Bier trinken“, lächelte er verschmitzt.
Im nächsten Jahr soll der gesamte Bayerische Bahnhof gemietet werden. Das Ziel sind dann mindestens vierstellige Gästezahlen. Dass dies klappt, davon war Cornelia Scholz am Ende der Veranstaltung um vier Uhr morgens überzeugt. Auch, weil zu früher Stunde rund 40 verbliebene Gäste in Windeseile die Dekoration und den Müll beseitigten. Bauleute eben.
Erschienen in der Leipziger Volkszeitung vom 30.01.2006.