„Wir müssen uns lösen von dem Gedanken, das digitale Fernsehen funktioniere nur mit Dachantennen“, sagt Michael Richter, Geschäftsstellenleiter von DVB-T Mitteldeutschland und schwenkt ein tragbares Empfangsgerät in seiner rechten Hand. Auf diesem laufen gestern Mittag zur Pressekonferenz die bewegten Bilder des ZDF. Was allerdings nur in Leipzig/Halle und Erfurt/Weimar möglich ist.
Das soll sich ändern. Der Lenkungsausschuss beschloss den weiteren Ausbau des digitalen Antennenfernsehens in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Start ist der 23. Juli. Dann werden die Regionen Dresden/Löbau, Chemnitz, das Erzgebirge, Vogtland, Gera sowie das Altenburger Land an das so genannte Überallfernsehen angeschlossen. Am 9. Oktober folgen Magdeburg, der Brocken, die Harzregion und weitere. Zur Jahresmitte 2008 soll DVB-T in Mitteldeutschland komplett ausgebaut sein.
Stellt sich die Frage nach der Zahl der Nutzer, der Zielgruppe also. Rein rechnerisch hätten ab Oktober rund 8,5 Millionen Einwohner der drei Länder die Möglichkeit, DVB-T zu empfangen. In Gera, Dresden, Chemnitz und Magdeburg sogar mittels Zimmerantenne, wie bereits jetzt in Leipzig und Erfurt/Weimar. 100.000 Empfangsgeräte, so hätte eine repräsentative Umfrage ergeben, seien in mitteldeutschen Haushalten präsent. Wie viele davon wirklich im Einsatz sind, ist nicht klar auszumachen. Andreas Vierling, Vorsitzender des DVB-T Lenkungsausschusses sagt: „Überwiegend werden die Geräte mobil eingesetzt, vor allem die jüngere Zielgruppe nutzt diese Art, sich überall im öffentlichen Raum auf dem Laufenden zu halten.“ Etwa die Hälfte der Geräte, die verkauft sind, so schätzt Vierling, werden auch eingesetzt.
Diese Akzeptanz könnte sprunghaft steigen, wenn es gelänge, die Privatsender ins Boot zu holen. Die RTL-Gruppe sowie ProSiebenSat.1 weigern sich bislang oder haben, wie etwa die Lokalsender auch, schlichtweg nicht die finanziellen Mittel. „Die Signale stehen aber nicht mehr ganz so schlecht, es ist Bewegung in die Verhandlungen gekommen“, so Eckhard Matzel, Leiter für Technische Grundsatzangelegenheiten beim ZDF. „Die Sender sehen, dass der Übertragungsweg beim Verbraucher von Interesse ist.“ Das ist schwammig und nicht viel mehr, als Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der Sächsischen Landesmedienanstalt bereits im Mai vergangenen Jahres zum Medientreffpunkt Mitteldeutschland sagte. Dass die Privaten Absichten zur Verschlüsselung haben, bestritt Matzel nicht. Dies sei aber nicht der Grund für die bisherige Zurückhaltung beim Thema DVB-T.
Am 23. Juli soll dann umgeschalten werden. Denn aufgrund von Frequenzänderungen müssen Verbraucher im Raum Leipzig/Halle ihre Geräte teils neu programmieren. Das ZDF rutscht auf den Platz der ARD, die dann nach Suchlauf neu zu speichern ist.
Erschien – in gekürzter Form und ohne Links – am 23.03.2007 in der Leipziger Volkszeitung (Medienseite).