Wann ist die Realtiät bereits Fiktion und wie viel Fiktion verträgt die Realtität? Diesen Fragen auf den Grund zu gehen versuchte Valentina Rao, Doktorandin an der Utrecht Universität (Niederlande), in ihrem Vortrag auf der GAMES CONVENTION ONLINE in Leipzig über „Social Games für ernsthafte soziale Zwecke“. Wichtigste Erkenntnis: Soziale Netzwerke und ihre Spiele können helfen, auf reale Dinge aufmerksam zu machen.
Fiktion und Realität liegen bei Social Games eng beeinander. Facebook-Spiele wie Mafia Wars oder Bejeweled Blitz etwa vereinen beides: Während das Spiel wirklich existiert, führen die Spieler einen virtuell, nicht existenten Wettkampf um Punkte nach existierenden Spielregeln. „Der Übergang ist fließend, die Spieler bemerken ihn oft gar nicht. Die beiden Ebenen überlagern sich“, sagte Valentina Rao und ergänzte: „Facebook wird zur dritten Ebene.“
Derzeit vollziehe sich eine Revolution, von der wir nicht wussten, dass es sie gibt, war sich die Niederländerin sicher und zitierte Bücher und Präsentationen von Experten wie Jane McGonical oder Byron Reeves. Teil dieser Revolution sei auch Foursquare, ein Service, mit dem man seinen aktuellen Standort mitteilen kann. „Der Service ist nicht als Spiel ausgelegt, aber er wird zum Spiel, indem man Punkte fürs das Mitteilen seines Standortes bekommt. Das ist nur ein Beispiel das zeigt, wie Realität und Spiel, also Fiktion, miteinander verschmelzen“, so Rao.
Für die Expertin gebe es vier Wege, wie Social Games mit der Realität interagieren könnten: Zum einem können Spielmechanismen in das wahre Leben integriert werden, etwa wie beim Beispiel Foursquare oder in virtuellen Welten, die anhand realer Orte aufgebaut wurden.
Ein zweiter Weg wäre, Elemente des reellen Lebens ins Spiel zu integrieren. Bestes Beispiel hier die Fast-Food-Kette BurgerKing, die Menschen auf Facebook dazu animierte, Freunde in „lausige Burger“ zu tauschen, wie es Valentina Rao ausdrückte.
Einen dritten Weg um schrieb sie mit „erreichen, dass andere etwas erreichen.“ Beispielsweise könnte in Spielen auf reelle Probleme wie die globale Erwärmung aufmerksam gemacht werden.
Und eine vierte Strategie, Social Games in die Realität zu holen sein, den Zweck des Spiels zu ändern. So wäre es etwa möglich, das Facebook-Spiel Farmville dafür einzusetzen, Mathematik zu lernen.
Spiele und die Realität verschmelzen also bereits jetzt, ohne, dass man es wirklich merkt. Diese Revolution habe gerade erst begonnen – und „wir alle können dabei sein“, so Rao.
Update: Wen es interessiert: Valentina hat ihre Slides jetzt zugänglich gemacht.