Familienprojekt im Kindergarten

Taucha. „Im Bauch meiner Mama wächst ein Pünktchen!“ Wenn Erzieherinnen im Kindergarten gleich von zwei Schützlingen diesen Satz, verbunden mit der Frage nach dem Warum hören, muss sich eine Pädagogin etwas einfallen lassen. So erging es im vorigen Sommer Heike Meyer: „Zwei meiner Kinder sagten, dass da im Bauch ihrer Mama etwas wächst. Das zog natürlich Interesse bei den anderen Kindern nach sich. Also überlegte ich mir, wie man in einem Projekt das Thema Schwangerschaft, Geburt und Familie den Drei- bis Vierjährigen näher bringen kann“, sagt die Erzieherin der Kita Tausendfüßler in Taucha.

Kurzerhand stellte sie einen Plan auf, bezog die werdenden Mamas mit ein und erklärte den Kindern auch, wie Babys entstehen. „Es gibt ja kindgerechte Fachbücher. Wir haben das dann angereichert und unter anderem gesagt, dass sich Mami und Papi ganz lieb haben“, erklärt Meyer und schmunzelt. Regelmäßig wurden die Schwangeren eingeladen, damit die Steppkes die Bäuche anschauen und anfassen durften. „Außerdem haben wir viel zum Thema gebastelt – unter anderem durften die Kinder Bäuche malen und dort Ultraschallbilder einkleben“, schildert die 41-Jährige.

Für Erzieherin Verena Kropf kam das Projekt gerade recht: Die 59-jährige musste eine Arbeit zur Umsetzung des Bildungsauftrages in Kindereinrichtungen in Sachsen einreichen und wählte direkt das Babythema. „Zur Prüfung habe ich dann darüber gesprochen und erzählt, dass die Kinder sehr interessiert waren und viel wussten. Etwa, dass man Mama und Papa braucht, die ihr Ei und den Samen zusammentun. Das war schon niedlich zu hören“, erzählt sie lächelnd.

Auch als die Babys im Dezember auf der Welt waren, ging das Projekt weiter. Die dreijährige Elena war total stolz auf ihre kleine Schwester Lucia und der gleichaltrige Jonas freute sich über seinen Bruder Niclas. Die Mütter brachten die Säuglinge mit in den Kindergarten. „Hier durften dann alle die neuen Erdenbürger anschauen und anfassen, die Hände und Füße mit ihren eigenen vergleichen“, so Heike Meyer.

Den Abschluss bildete kürzlich ein Familienfest. Vorher gab es eine Schnitzeljagd durch den Wald. Außerdem wurden an der Parthe Familienboote zu Wasser gelassen. Meyer: „Das sind kleine Schiffchen aus Korken, auf deren Segeln Wünsche und Sehnsüchte verewigt sind – verbunden mit der Hoffnung, dass diese in Erfüllung gehen.“

Erschien am 6. Mai 2008 in der Leipziger Volkszeitung.