Fragen statt Botschaften

Laith al DeenDeutschpop. Das klingt unspektakulär, beschreibt aber genau die Kategorie, in die Laith al Deen seine Musik einordnet. Und Pop ist das, wofür er lebt. „So lange es Musik bleibt“, meint er und zielt damit auf so manchen Versuch plastisch-künstlicher Castingteilnehmer. Die deutsche Sprache ist für ihn sehr wichtig.

„Englisch baut Sprachbarrieren auf. In meiner Muttersprache kann ich mich immer noch am besten ausdrücken“, so Laith, der halb Iraker, aber in Karlsruhe geboren ist. Die derzeitige Schwemme von deutschsprachigen Bands und deren Erfolg freut ihn. „Das zeigt doch, dass der Bedarf da ist. Ich hoffe nur, dass das keine vorübergehende perfekte Welle bleibt“, sinniert er, der am 19. November das Haus Auensee beschallen wird.

Laith lebt in Mannheim. „Ein Journalist fragte mich letztens, ob ich Xavier Naidoo kenne und wie der so drauf sei“, verzieht er sein Gesicht. Natürlich kenne er ihn. Eine Produktion mit ihm oder den Söhnen Mannheims würde ihn auch reizen. „Aber es wirkt, als wenn ich mich neben ihn stellen würde. Ich weiß nicht, ob ich das will.“

Seit 1989 macht der 33-Jährige Musik. Ursprünglich wollte er in die soziale Schiene, fing nach dem Abi ein Soziologie-Studium an, hielt aber nur drei Semester durch. Darauf folgte eine Ausbildung zum medizinisch-technischen Radiologie-Assistenten. Menschen zu durchleuchten war aber auch nicht sein Ding. Darum fing er Ende der 80er Jahre mit der Musik an. „Ich lieh mir von einem Kumpel die Gitarre. Die habe ich noch heute und bin ihm dankbar dafür, dass er sie noch nicht wieder haben wollte“, erzählt er. Eine Karriere als Popstar wollte er vor allem wegen der Frauen anfangen. „Das macht doch eigentlich jeder. Wer dir etwas anderes erzählt, lügt dir glatt ins Gesicht“, behauptet er.

Laith al Deens neues Album „Die Frage wie“ enthält 48 Minuten Songs, in denen er die Geschehnisse der letzten drei bis sechs Jahre verarbeitet. „Es geht vorrangig um Liebe und Nächstenliebe, aber auch um persönliche Geschichten“, sagt er. So erzählt er die Geschichte vom Tod des Vaters eines Produzenten oder erinnert an die Flut in Südostasien.

Für Starallüren müsste Laith al Deen erst Coaching-Seminare besuchen. Laith, das ist der nette Junge von nebenan, dem man ohne Zögern sein Haus, sein Auto, seine Yacht leihen würde. Der fragt, wo andere Botschaften verkünden. Der Leute bewundert, die auf dem Wege zu sich selbst sind oder ihre Bürde tragen (wie im Song „1000 Tage“ des Vorgängeralbums).

Übrigens: In einer Art, die sogar glaubhaft wirkt, verkündet er, auf Leipzig freue er sich schon. Sicher auch der Frauen wegen.

Erschienen am 12.November 2005 in der Leipziger Volkszeitung.