Es gab Zeiten, da habe ich gemeinsam mit Kollegen Leute Geld zum Fenster rauswerfen lassen. Das war nach der Einführung des Euro, als die Landeszentralbanken geschredderte D-Mark-Scheine ausgaben. „Einmal Geld zum Fenster rauswerfen, das war mein Traum“, sagte die junge Frau, die wir dafür fanden. Das war lustig und die Geschichte in der LVZ dazu war eine schöne.
Jetzt kommt das Unschöne: der Radiosender RPR1 lässt am Freitag einen Hörer 75.000 Euro aus dem Fenster werfen. Der Mann ist der Gewinner im Spiel „Was würden Sie für 100.000 Euro tun?“ 25.000 Euro behält der Gute Mann also, den Rest streut er in den Wind. Lustig für die, die unten stehen und das Geld einsammeln. Und sicher eine schöne Geschichte für die Lokalpresse. Dumm nur für die, die echte Vorschläge einsendeten und mit dem Geld anderen helfen oder echte Projekte unterstützen wollten.
Der Vorschlag hier beispielsweise:
Für 100.000 Euro würde ich ein Therapiezentrum für alternative Therapie-Methoden einrichten und damit schwer kranken Kindern die Möglichkeit geben,diese kostenfrei zu nutzen, da noch viele Kinder sterben müssen,weil solche immunstärkenden Heilmethoden noch immer nicht von den Kassen bezahlt werden.
Oder der hier:
Für 100.000 Euro würde ich ein ganzes Jahr lang arbeiten ohne Lohn, versteht sich. Den Lohn kassiert ihr dann und damit könntet ihr armen
deutschen Kinder eine Freude machen.
Woher ich das weiß? Weil komischerweise viele Leute das Kontaktformular auf radionews.de für das Kontaktformular von RPR1 halten. Google bringt mit den Suchbegriffen RPR1 und 100.000 Euro die entsprechende Meldung bei radionews an erster Stelle. Weitergeleitet habe ich alle Mails natürlich. Gewonnen hat nun der Vorschlag, der am buntesten und lautesten ist. Und der die beste Presse bringt.
Hoch lebe das Formatradio!
Update: Na bitte, das Konzept des Sender ist aufgegangen.
Ein Gedanke zu „Geld und Ideen zum Fenster rausgeworfen“
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