Taucha. Ende des Jahres verliert die Parthestadt ein bekanntes Geschäft. Goldschmiedemeister Siegfried Mäckel schließt seinen Laden in der Leipziger Straße gegenüber des Schöppenteiches. „Ich gehe in den Ruhestand“, so der freundliche 75-Jährige.
Seit 16 Jahren ist der Juwelier mit seiner Werkstatt in Taucha ein Begriff, die Kunden besuchten ihn zuletzt etwa für Anpassungen von Ringen und Ketten oder Reparaturen. Seine goldenen Jahre hatte Mäckel zu DDR-Zeiten, wie er erzählt: „Damals gab es ja nichts, es musste viel angefertigt werden.“ Hier waren die geschickten Hände und der scharfe Blick des Goldschmieds gefragt, der zu Spitzenzeiten drei Gesellen beschäftigte. Heute steht ihm seine Frau Gertraud zur Seite, hilft vor allem beim Verkauf mit.
Bevor er nach Taucha kam, hatte Mäckel sein Geschäft am Dittrichring in Leipzig. 33 Jahre lang. „Dann musste ich aus dem Haus raus und fand den Laden hier, der vielen Einwohnern heute noch als Gemüse-Lehmann bekannt ist“, erinnert er sich. Bevor er eröffnen konnte, musste er zahlreiche Umbauten vornehmen. Der Verkaufsraum wurde umgestaltet, Panzerglas eingebaut. Was Ganoven nicht beeindruckte. Zwölf Mal versuchten Einbrecher im ersten Jahr, die Scheiben einzuwerfen, schafften es auch einmal und räumten den Laden leer. Seitdem hat Mäckel Rollläden vor den Fenstern. „Sonst hätte ich wohl Ärger mit der Versicherung bekommen“, meint er. Konkurrenz zu den Uhrmachern der Stadt habe nie bestanden. „Unsere Geschäftsfelder sind ja doch unterschiedlich“, erklärt der ruhige Mann. Probleme bereitete ihm dafür die Eröffnung des Paunsdorf Centers 1994. „Danach wurde es schwerer“, sagt er.
Seit 1959 ist Mäckel im Besitz des Meistertitels. Am vergangenen Sonnabend wurde er gemeinsam mit weiteren Handwerkern im Leipziger Gewandhaus geehrt und erhielt den Goldenen Meisterbrief. Diese 50 Jahre wollte Siegfried Mäckel wohl noch voll machen, bevor er sich zur Ruhe setzt. Bis Jahresende findet nun ein Ausverkauf statt. Eine Nachfolgersuche blieb trotz zahlreicher Bemühungen, etwa bei der Innung oder im privaten und beruflichen Umfeld erfolglos.
Erschien am 22. Oktober 2009 in der Leipziger Volkszeitung.