Schkeuditz. Manch vermeintlicher Superstar schreibt bereits vor seinem 30. Geburtstag die eigene Biographie nieder. Herbert Köfer tat dies erst mit 87 Jahren. „Nie war es so verrückt wie immer“ lautet der Titel des Buches. Ein Buch, das nach seinem Erscheinen für einigen Wirbel in den Medien sorgte. „Die Journalisten pickten sich einen Satz heraus, nämlich den, dass ich gern ein DDR-Bürger war“, erklärte der Schauspieler am Freitag bei einer Lesung am Flughafen.
Auf die Äußerung folgten im Frühjahr Verurteilungen, Köfer sollte sich erklären. „Ich glaube aber, dass ich das nicht muss. Es gibt viele Leute, die der Meinung sind, dieser Satz sei berechtigt. Ich habe 40 Jahre in dem Land gelebt und schäme mich nicht dafür“, sagte er und erntete von den etwa 35 Zuhörern Applaus. Aufgrund des medialen Interesses um diese Äußerung begann Herbert Köfer seine Lesung nicht am Anfang des Buches, sondern eben an dieser besagten Stelle. „Wenn gesagt wird, die DDR war ein Unrechtsstaat, werde ich immer darauf entgegnen: Die DDR war ein Staat, in dem auch Unrecht geschah. Ich will die DDR nicht zurück haben. Ich will mich aber gern an die positiven Dinge zurück erinnern dürfen“, las der achtmalige Fernsehliebling vor.
Köfer bezeichnet sich in seinem Buch als „heiteren Friedolin und ernsthaften Schauspieler.“ Und auch ein Narr sei er. „Narren machen Menschen glücklich, es sei denn, sie sind Politiker“, zitierte er. So hat seine Biographie durchaus auch humorvolle Passagen zu bieten. Unter anderem verrät der Berliner, dass er mit dem Hinterteil zur Welt kam. „Die Hebamme fühlte sich deshalb zur philosophischen Äußerung hingezogen, ich wolle so der Welt zeigen, was ich von ihr halte“, scherzte er.
Herbert Köfer las auch vor, wie er zum Schauspiel kam: Durch Schwänzen eines Ausbildungstages. Stattdessen nahm er an einer Schauspielprüfung teil. Worauf es abends eine Ohrfeige setzte, ausgeteilt von Köfers Mutter, die ihn bis dato nie schlug. Später erlaubten seine Eltern aber den gänzlich anderen Berufsweg. Heute blicke er „mit souveräner Gelassenheit“ auf sein Leben zurück. „Es war, wie es war.“ Natürlich mache er sich mit 87 Jahren auch Gedanken über den Tod. „Ich würde liebend gern schon jetzt den Nachruf auf mich lesen“, sinnierte er.
Ans Aufhören denkt er aber noch nicht, das berühmte Altenteil, auf das sich viele zurückziehen, kenne er nicht einmal. Demnächst steht er wieder auf der Theaterbühne und spielt bei den Jedermann-Festspielen im Berliner Dom den armen Nachbarn. Auch ein erneutes Auftreten im Fernsehen schloss er nicht aus. Eine Ankündigung, die seine Zuhörer mit Wohlwollen aufnahmen.
Köfer, der „Rentner, der niemals Zeit hat“, übernachtete nach der Lesung im Globana-Airport-Hotel. „Der Krach stört uns nicht, wir wohnen in Berlin und sind einiges gewöhnt“, so seine Frau Heike, die ihn begleitete. Am Sonnabend ging es zu einer Lesung nach Beelitz, ab heute will er weiter an seinen Theatertexten lernen.
Erschien am 28. Juli 2008 in der Leipziger Volkszeitung.