Taucha. Er gehört für zahlreiche Tauchaer mittlerweile zur Silvesternacht dazu, der Spaziergang zum Aussichtssturm im Stadtpark. Dort lockt alljährlich das Jahresabschlusskonzert der Tauchaer Jagd- und Parforcehornbläser, das sich zu einer ernst zu nehmenden Kulturveranstaltung gemausert hat.
Auch am letzten Tag des Jahres 2007 versammelten sich mehrere hundert Tauchaer und ihre Gäste, um den Klängen der Hörner zu lauschen. Bei Glühwein und Punsch konnte man aber auch den Worten von Jörg Frotscher folgen. Der Hornmeister des Vereins begrüßte die Anwesenden und gedachte „denen, die den Jahreswechsel nicht bei ihrer Familie feiern können, weil sie im Ausland im Kriegs- oder humanitären Einsatz tätig sind. Wir hoffen, dass alle wohlbehalten zurückkommen.“
Zwischen den kurzen musikalischen Einlagen der Hornbläser gab es auch amüsante Texte, etwa von Loriot, zu hören. Detlef Porzig, Tauchaer Urgestein, Autor und begeisterter Historiker erinnerte an schöne Ereignisse, die 2007 prägten. „Wir konnten unser schönes Stadtbad wieder eröffnen, den Grundstein für die neue Kita an der Klebendorfer Straße legen und den zehnten Geburtstag der Grundschule am Park feiern“, zählte er auf. Auch recherchierte Porzig einige wissenswerte Fakten und Jubiläen, die in diesem Jahr im Zusammenhang mit der Parthestadt stehen. „Vor 475 Jahren brannte Wilhelm von Haugwitz wahrscheinlich an dieser Stelle sein Schloss nieder und vor 200 Jahren war Taucha Durchzugsort für russische Soldaten.“ Auch die Post spielte eine Rolle, denn vor 185 Jahren wurde das erste Postamt in Taucha eröffnet. Für Porzig ein „besonders trauriges Kapitel, wenn man hört, dass die Zukunft der Postagentur ungewiss ist.“ Weitere Jubiläen, die dieses Jahr anstehen: Die Gründung des ersten Tauchaer Gewerbevereins vor 150 Jahren, der Beginn des Autobahnbaus nach Halle vor 75 Jahren und die Gründung der PGH Figaro vor 50 Jahren.
Diese Mischung aus Information und musikalischer Unterhaltung gefiel den Besuchern. Gisela und Horst Herold kommen jedes Jahr auf den Weinberg, um den Hornbläsern zu lauschen. „Das ist einfach eine schöne Art, Silvester zu begehen und gehört mittlerweile dazu“, so Gisela Herold. Auch Tochter Anita war begeistert. Sie kam zusammen mit Freund Stefan Lautner. „Ich glaube, der Trend weg von Disco und lauten Partys hin zu ruhigeren Veranstaltungen wird weiter zunehmen“, vermutete der 29-Jährige.
Erschien am 2. Januar 2008 in der Leipziger Volkszeitung.