Taucha. Sabine Müller war sichtlich aufgeregt. Die Leiterin des Hortes Tauchsches Spielhaus, der in der Regenbogenschule untergebracht ist, erwartete Besuch von der Geschäftsstelle des Trägers. Wolfgang Ewald, verantwortlich für Kindertagesstätten und Horte der Volkssolidarität Leipziger Land/Muldental hatte sich angekündigt. „Hoffentlich kommt er mit einer frohen Botschaft“, so Müller, die auf ein Zertifikat für besondere pädagogische Qualität hoffte. In den vergangenen Wochen waren Ewald und einige Kolleginnen immer wieder in der Einrichtung, beobachteten Erzieherinnen und Kinder, verschafften sich einen Überblick über die Gestaltung der Freizeit und waren auch in den Ferien zugegen.
„Hier in dieser Einrichtung haben wir das Problem der Doppelnutzung. Die Hortzimmer sind in erster Linie Klassenzimmer. Das verhindert teilweise eine individuelle Gestaltung und erfordert eine gute Zusammenarbeit mit der Schule“, so Ewald. Allerdings funktioniere dies sehr gut. „Die Kinder wissen genau, wann Hausaufgaben zu machen sind und – soweit wir das überblicken konnten – klappt auch die Überwachung der Schularbeiten durch das Hortpersonal reibungslos“, lobte der Mitarbeiter der Volkssolidarität. Die Erzieherinnen hätten einen guten Tagesrhythmus gefunden, von dem auch die Kinder eine positive Meinung hätten. Besonders die Gestaltung der Ferienspiele beeindruckte Ewald und seine Kolleginnen. „Wir fanden die Aufteilung der Zimmer großartig. da wurde in einem Raum ein aufwendiges Frühstücksbüfett aufgebaut, in einem anderen konnten die Kinder den Computerführerschein machen und sich danach in einem dritten bei leiser Musik und gedämpfter Beleuchtung entspannen“, zählte Wolfgang Ewald auf, dem nur ein Fazit blieb: „Das Team unternimmt große Anstrengungen, um den Hortkindern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.“ Kurzum: Das Qualitätssiegel war Sabine Müller und ihren Kolleginnen sicher.
„Für uns war es wichtig, dass mal einer von außen auf unsere Arbeit geschaut hat“, so die Hortleiterin. Denn obwohl Ewald beim Trägerverein arbeitet, hat sein Urteil Gewicht. „Wir zertifizieren ja nicht einfach ins Blaue hinein“, sagte er und zeigte einen Kriterienkatalog vor, nach dem die Einrichtung geprüft wurde. Immerhin rund 500 Punkte galt es dabei abzuarbeiten. Der Katalog ging aus dem Modellprojekt „Nationale Qualitätsinitiative im System der Tageseinrichtungen für Kinder“ hervor, das unter anderem vom Familienministerium des Bundes finanziert wurde. In ihm werden etwa Verständnis von Bildung, Erziehung und Betreuung für Kinder im Schulalter dargelegt, die Notwendigkeit der permanenten Weiterentwicklung einer Einrichtung begründet oder die Bedeutung der Entwicklung von Zielen und ihrer Überprüfung herausgestellt. Letzteres ist besonders wichtig. „Denn“, so Sabine Müller, „wir sind uns im Klaren darüber, dass wir dieses Qualitätssiegel nun auch verteidigen müssen.“
Nach der Kita Tausendfüßler, die im Dezember vergangenen Jahres die Zertifizierung erhielt, ist der Hort Tauchsches Spielhaus nun die zweite Einrichtung der Volkssolidarität in Taucha, die eine solche Auszeichnung tragen darf. An der dritten werde derzeit gefeilt, so Ewald: „Der Hort in der Grundschule am Park befindet sich gerade in der Prüfungsphase.“
Erschien am 27. März 2008 in der Leipziger Volkszeitung.