„So, und jetzt schneiden wir ihn auf“, sagt Hendrik Fleer, greift zu Schere und Messer, um den vor ihm liegenden Karpfen anschließend von der Afterflosse bis zum Kiemendeckel aufzuschlitzen. Klingt brutal, ist aber wichtiger Lehrstoff. Die Anatomie der Fische, die der Biologielehrer erklärt, ist nur ein Teilbereich der Woche der Naturwissenschaften. Die läuft noch bis morgen im Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasium und soll, so die Vorstellung von Fachleiter Holger Kießling, bei den Schülern das Interesse für die belebte und unbelebte Natur wecken. Neben Bio stehen auch Kurse und Vorträge in den Fächern Chemie, Physik, Mathematik und Informatik auf dem Plan. „Die Teilnahme ist freiwillig, wir empfehlen aber den Schülern, mindestens ein Angebot zu besuchen“, so Kießling.
An Auswahl mangelt es nicht. Beispielsweise wird heute ein Mausefallen-Rennen stattfinden. Physiklehrer Veiko Kuhne hatte die Idee, dass die zurückschnappende Mechanik der Falle ein Spielzeugauto anstößt. Neun Teams treten bei dem ungewöhnlichen Rennen gegeneinander an. Weniger rasant, dafür nicht minder spektakulär geht es im Chemie-Kurs zu. Hier wird erklärt, dass Nitroglycerin auf Erschütterungen mit spontaner Explosion reagiert. Und es wird gezeigt, wie Magnesium verbrennt. Maria Gurks aus der 7b darf als eine der ersten die Zange mit dem dünnen Plättchen über den Bunsenbrenner halten. Das Stück Metall erzeugt sofort gleißend helles Licht, bis es wenige Sekunden später zu einem kläglichen Rest zusammenschmilzt.
Auch Kurse und Vorführungen in Geographie und ein Physik-Mathe-Quiz werden in dieser Woche angeboten und zahlreich besucht. Beim Quiz gilt es vor allem, logisch zu denken. Anne Grabs fällt das nicht schwer, auch wenn sie zuerst etwas ratlos vor einem mit Flüssigkeit gefüllten und einem leeren Becher saß. „Ich muss mit einem Röhrchen die Flüssigkeit aus dem einen in den anderen Becher befördern, darf die Gefäße aber nicht berühren“, beschreibt die Sechsklässlerin die Aufgabe. Dann überlegt sie kurz und nutzt schließlich den Unterdruck, der sich im Röhrchen aufbaut, wenn sie einen Finger auf das obere Ende legte. Problem erkannt und gelöst.
Den Mittelpunkt der naturwissenschaftlichen Woche bildet die zweite Stufe der Mathematikolympiade, bei der die hellsten Köpfe des Gymnasiums ermittelt werden. Um die Olympiade herum sind die Kurse verteilt, damit alle Schüler die Möglichkeit haben, sich freiwillig weiterzubilden.
Nicht nur die Gymnasiasten nehmen freiwillig teil, auch die Lehrer leisten das Angebot zusätzlich zum Lehrplan. „Das passiert aber aus eigenem Interesse, schließlich will man ja den Schülern etwas beibringen und einen guten Klassenschnitt erreichen“, meint Holger Kießling. Eine Rückkopplung mit den Schülern gibt es nach der Woche der Naturwissenschaften nicht. „Wir sprechen natürlich über die Angebote, wollen wissen, was wir verbessern können. Ob nun unsere Kurse letztlich dazu führen, dass sich jemand wirklich beruflich auf ein Fachgebiet festlegt, können wir aber nicht sagen“, informiert der Physiklehrer und hofft: „Wünschenswert wäre es angesichts der gerade wieder aktuellen Diskussion über den Fachkräftemangel allerdings schon, wenn wir hier etwas dazu beitragen, Nachwuchs zu generieren.“
Erschien in der Leipziger Volkszeitung vom 15.11.2007