Kiefern gefällt: Tauchaer Paar sauer aber nicht im Recht

Naturschutz geht jeden an, das lernt man schon früh in der Schule. Dass man bei aller Liebe für Flora und Fauna geltende Gesetze nicht aus den Augen verlieren sollte, mussten dieser Tage Gudrun Israel und Günter Dietrich lernen. Vor sechs Jahren pflanzten sie zwei Kiefern in der Stadt. Jetzt wurden diese gefällt. Die Aufregung bei dem Paar ist groß, das Recht aber nicht auf ihrer Seite.

Betrübt stehen die Lebenspartner auf dem Parkplatz an der Wurzner Straße. Neben ihnen liegt eine der beiden Kiefern, die der Motorsäge zum Opfer fielen. „Die ist mindestens dreieinhalb Meter hoch und schön gewachsen. Warum muss man denn solch einen Baum zerstören?“, fragt sich Gudrun Israel. Gemeinsam mit Günter Dietrich brachte sie die Bäume 2001 an den Parkplatz. Die Naturliebhaber gruben die Kiefern aus dem eigenen Garten aus und pflanzten sie an den Straßenrand. „Ganz gerade und in der Flucht zu den anderen Bäumen, damit man sieht, dass sich hier jemand Mühe gemacht hat“, so Günter Dietrich.

Vor etwa einer Woche entdeckten sie dann das Malheur: beide Bäume waren abgesägt und lagen neben Ästen anderer Bäume. Derzeit ist dort eine Garten- und Landschaftsbaufirma damit beschäftigt, den Winterschnitt durchzuführen. Beauftragt wurde sie von Axel Teichmann von der städtischen Grundbesitz- und Verwertungsgesellschaft (GBV) Taucha, der das Grundstück gehört. „Ich habe bereits mit der Familie gesprochen und bedauere es, wenn da offenbar Bäume gefällt wurden, die sechs Jahre lang niemanden gestört haben“, so der Geschäftsführer. „Allerdings“, fügt er hinzu, „muss man auch ganz klar sagen, dass nicht einfach jeder nach eigenem Ermessen Pflanzaktionen auf fremden Grundstücken durchführen kann.“

Bestätigt wird Teichmann von Christoph Knappe. Der Tauchaer Rechtsanwalt und Vorsitzende der Nabu-Regionalgruppe Partheland rät, „sich immer mit dem Eigentümer abzustimmen. Bäume zu versetzen, nur weil man im Garten dafür keinen Platz hat, ist nicht der Weisheit letzter Schluss“, sagt er und meint, dass für eine Beschwerde über die gefällten Kiefern jegliche Grundlage fehlt. „Für die Zukunft empfehle ich den beiden Naturschützern, sich mit der Stadt Taucha in Verbindung zu setzen. Die unterhält ein so genanntes Ökokonto und weist Flächen aus, an denen Bäume gepflanzt werden dürfen, die später keiner absägt.“

Diesen Rat werde Gudrun Israel für die Zukunft beherzigen, wie sie sagt. „Ja, das hatte ich schon im Hinterkopf für zukünftige Pflanzungen“, sagt die Frau. Mindestens drei Kiefern wolle sie noch an anderen Stellen einbringen. „Einschüchtern lasse ich mich durch die Fällungen nämlich nicht.“

Erschien am 30.01. 2007 in der Leipziger Volkszeitung.