Kosmetische Anpassungen bei MDR JUMP ab Montag

Am Montag, den 29. August soll JUMP, die Popwelle des MDR anders klingen. In der Radioszene kursieren angeblich seit Monaten Gerüchte um die Neuausrichtung des Senders, der im Jahr 2000 mit viel Elan und schönen Ideen startete, um danach sehr schnell abzubauen. Heute wurden in einer Pressemitteilung die Details mitgeteilt. Eines wird danach klar: Es sind eher kosmetische Änderungen. Und Innovationen kann man wohl nicht erwarten.

Wichtigste Neuerungen: Die Zugehörigkeit zur Dreiländeranstalt MDR wird wieder deutlicher hervorgehoben. Aus JUMP wird MDR JUMP. Und der Sender wird „erwachsener“, wie es Sprecherin Susanne Odenthal formulierte. Künftig werde der Hörer verstärkt mit „Sie“ angesprochen.

Morningshow. Wie alle anderen.
Die Morgenschiene übernehmen Sarah von Neuburg und Lars-Christian Karde, die von RPR1 kommen.
Inhaltlich sind keine Überraschungen zu erwarten – die Pressemitteilung spricht von „gut gelaunten und bestens informierten“ Moderatoren. Neben den Themen des Tages gebe es Comedy, Musik und viel Service, halbstündlich ausführliche Nachrichten mit einem hohen Anteil regionaler Meldungen. Alle 15 Minuten will man Wetter und Verkehrs-Updates bieten. Und prominente Gäste sollen auch zu Wort kommen. Also genau das, was alle anderen Sender morgens auch bieten.

Entsprechend grotesk wirkt da das Zitat von Hörfunkdirektor Jörg-Michael Möller: „Das ganze Redaktionsteam hat in den letzten Wochen und Monaten hart und mit großer Begeisterung an den Veränderungen gearbeitet. Mit dem neuen MDR JUMP haben wir ein Radioprogramm weiterentwickelt, das eine echte Abwechslung bieten soll. Es ist ein klar erkennbar öffentlich- rechtliches Unterhaltungsprogramm für die 20-49-Jährigen. MDR JUMP will der Soundtrack Mitteldeutschlands werden.“

Okay, vielleicht bietet ja der Rest des neuen MDR JUMP etwas, das diesem Zitat gerecht wird.

Sport am Samstag. Wie alle anderen.
Nein, leider nicht. Als weitere Neuerung habe man den Fußball in der Sendung MDR JUMP AM WOCHENENDE (ja, das schreit wirklich so in der Pressemeldung) entdeckt. Ab 16.55 Uhr gibt es die „legendäre ARD-Schlusskonferenz“ live und in voller Länge mit allen Spielen der 1. Bundesliga. Vielleicht interessiere ich mich zu wenig für den Ballsport, um jetzt vor lauter Begeisterung durch die Decke zu gehen. Aber ist es außerdem nicht so, dass MDR Info und andere MDR-Wellen ohnehin schon Fußball live bringen? Mal davon abgesehen, dass Fußball im Radio so ziemlich das nervigste ist, was es geben kann. Und auch davon abgesehen, dass quasi alle anderen Radiostationen am Wochenende außer dem Thema Sport nichts weiter kennen. Innovation am Samstag beim „neuen“ MDR JUMP also auch Fehlanzeige.

Seichtes am Vormittag. Wie alle anderen.
Belanglos Ungefährlich soll der Vormittag werden. Bernadette Hirschfelder kommt von 9 bis 12 Uhr mit Stars und Sternchen, Lifestyle, Ratgeber und Service. Und einem „guten Mix aus Infotainment und Musik.“ Also der perfekte Dudelfunk, den andere auch am Vormittag bieten. Das mag verlässlich und erprobt sein. Man fragt sich allerdings, wo hier die „harte Arbeit“ ist, von der Möller spricht.

Aufgebohrtes „JUMP weltweit“
Mit ein wenig Wohlwollen könnte man das neue Mittagsmagazin MDR JUMP AM MITTAG als Neuerung bezeichnen. Von 12 bis 14 Uhr wollen Matthias Rohrschneider und Marko Ramm (im 14-tägigen Wechsel) von Montag bis Freitag Informationen aus der Region und die wichtigsten Ereignisse in Deutschland und der Welt bieten. Dafür wird das ARD-Korrespondenten-Netzwerk genutzt, wie man das schon von den bisherigen 12-Uhr und 18-Uhr-Nachrichten „JUMP weltweit“ kannte. Jetzt eben aufgebohrt auf zwei Stunden. So ähnlich hatte das Sputnik ja schon mal im Programm. Ein Musikstück, ein Korri, ein Musikstück, ein Korri – ein MDR Info mit Musik.

Doppelmoderation am Nachmittag.
Von 14 bis 18 Uhr moderieren dann Miriam Schittek und Chris Derer MDR JUMP AM NACHMITTAG. Die Doppelmoderation hat man sich vielleicht von Sputnik abgeguckt, das vor einigen Jahren damit begonnen hatte, quasi jede Sendung mit zwei Moderatoren auszustatten. Inhaltlich sind keine Überraschungen feszustellen: „Die beliebten und bekannten Moderatoren informieren unterhaltsam, geben Updates zu den Themen des Tages und sind intensiv mit ihren Hörern im Gespräch. Außerdem gibt’s Veranstaltungstipps für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – und wie gewohnt den verlässlichen Verkehrsservice von MDR JUMP.“

Rockenberg jetzt am Abend
In die Abendschiene hat man Jörg Spranger alias Tino Rockenberg, den bisherigen Morgenmann, versteckt. Montags bis freitags von 18 bis 22 Uhr will er sich auf die Musik und die Stars konzentrieren. „Es geht um Musik!“, ruft die Pressemitteilung. „Starnews aus aller Welt“ wolle man bieten, dazu das „Album der Woche“ (hey, genau wie Energy!) und vieles mehr. Außerdem soll es Donnerstags eine „interaktive Radioshow mit spannenden Themen und Gästen geben“. Was ein bisschen klingt wie „Eine Stunde mit…“, das einst Julia Janke bei Energy moderierte.

Warum?
So. Und warum nun dieser launige Blogbeitrag? Weil ich es nicht verstehe. Man versucht aus JUMP, das seit Jahren bei um die 110.000 Hörer dahindümpelt (und das bei DER Reichweite), wieder etwas zu machen und spricht vom „neuen“ MDR JUMP. Letztlich sind es aber kosmetische Änderungen, von denen die Pressemitteilung spricht. Innovationen, wie es sie einst bei Sputnik gab, sind Fehlanzeige. Stattdessen springt man auf das, was alle machen, auf und bietet Dudelfunk mit seichten Informationen vom Feinsten. Ja nicht auffallen, der Hörer hat sich doch grad so schön dran gewöhnt, dass Radio nur ein Begleit- und kein Einschaltmedium ist.

Es mag ja sein, dass die Pressemitteilung nicht alles verrät und wir am Montag vollkommen überrascht werden. Was aber wohl eher unwahrscheinlich ist. JUMP soll laut der Sprecherin übrigens auch kein neues Logo bekommen, auch wusste sie nichts von einer neuen Verpackung. Und von der Musik steht auch nichts in der Pressemitteilung.

Da hofft man ja irgendwie, dass das Ganze nicht so klingen wird wie dieser informationsleere Trailer:
Trailer für die neue JUMP Morningshow by radiowoche

Update, 29.August, 8.54 Uhr:
Der erste Eindruck bestätigt die obigen Interpretationen der Pressemitteilung. Das Jinglepaket wurde ein wenig angepasst, die neue Station-Voice Jan Garcia bzw. die Jingles sind viel zu leise und kraftlos. Die Musikbetten plätschern vor sich hin. Die neuen Morgenmoderatoren Sarah von Neuburg und Lars-Christian Karde sagen in gefühlt jedem Take, dass sie die Neuen seien, klatschnass geschwitzt sind (wie appetitlich am Morgen) und man sich wohl erstmal an sie gewöhnen muss. Souverän ist etwas anderes. Als Claim, oder besser gesagt Floskel, wurde „Echte Abwechslung für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen“ auserkoren. Die Sie-Ansprache klingt ungewohnt, aber das war zu erwarten.
Im Gesamtbild mit der Musikmischung aus Aktuellem, 80ern und deutscher Musik ergibt das „neue MDR JUMP“, für das das Team laut Hörfunkdirektor Möller so lange und hart gearbeitet habe, genau das, was bereits auf anderen Wellen aus dem Äther kommt. Nur eine Spur langweiliger. Auch auf der Facebook-Seite des Senders machen Hörer ihrer Verwunderung bis Verärgerung Luft und drohen mit Senderwechsel. Außerdem scheint sich ein Kommunikationsproblem abzuzeichnen. Diverse Hörer sind verwundert, welche Stimmen sie da seit heute begrüßen und warum ihr Sender so sehr anders klingt als vorher. Rockenberg mag mit seiner teils rotzigen Art umstritten, aber eben doch mehr geliebt zu sein. Und das „Sie“ verstehen nur wenige. Hier hätte man womöglich statt auf den Überraschungseffekt doch auf Aufklärung im Vorfeld setzen müssen. Dafür gibts jetzt Erklärungsversuche und Durchhalte-Parolen der Moderatoren.
Das einzige, was wirklich schick ist, ist die neue Website. Klar strukturiert, sehr aufgeräumt. Gefällt.

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