Kurzbericht: Christoph Maria Herbst liest Vollidiot

Der Applaus gehört ihm nicht. Denn er hat das Buch nicht geschrieben, aus dem er liest. „Vollidiot“ ist von Tommy Jaud, nicht von Christoph Maria Herbst. Und trotzdem beklatscht ihn das ausverkaufte Steintor Varieté in Halle.

Zu Recht. Denn Herbst liest nicht, er spielt geradezu. Und gibt so jeder Figur des Buches ihren ganz eigenen Charakter. Simon Peters, dem 30-Jährigen T-Punkt-Verkäufer, der sich selbst nicht annimmt. Dem IKEA-Verkäufer, der ihm den Single-Sessel Jennylund verkauft. Lala, Simons kroatischer Putzfrau. Marcia P. Garcia, der Milch aufschäumenden Schönheit aus dem Starbucks, die sich später als Zicke entpuppt. Und so weiter.

Die urkomischen Situationen, etwa als Simon im Starbucks steht „wie ein Ossi beim ersten McDonalds-Besuch fünf Minuten nach Öffnung der Mauer“, bringt der Schauspieler blendend rüber. Und als ob er sich für die Formulierung entschuldigen wolle, zeigt er immer wieder auf das Blatt, von dem er abliest und zuckt dabei mit den Schultern.

Wer an diesem Abend fehlt, ist eindeutig der Autor. Ihm würde wohl mancher Besucher gern applaudieren. Am Ende lässt es sich Herbst nicht nehmen, auf den kompletten Roman hinzuweisen. Und das Hörbuch, das er selbst eingelesen habe, sei „auch ganz gut geworden“, schmunzelt er. Zudem wirbt er für „Resturlaub“, das „Zweitbuch“ von Tommy Jaud und verrät abermals, dass Jaud derzeit am dritten Roman arbeiten würde. „In seinem kleinen, unbeheizten Arbeitszimmer in Köln.“

Der Kinofilm startet am 19. April. Wie schon berichtet mit Oliver Pocher als „Vollidiot“. Das mag passen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Etwas Skepsis bleibt aber dennoch, wenn man Herbst erlebt und weiß, was Pocher so treibt.

Als Leckerli hab ich hier noch einen sehr vielseitigen Stromberg. Viel Spaß! 🙂