Taucha. Der Verein Lasergame Leipzig will ein von ihm gepachtetes Areal in Taucha als Trainingsgelände nutzen, stößt aber auf behördlichen Widerstand. Es geht um eine fehlende Baugenehmigung und den Flächennutzungsplan der Stadt. Während das Landratsamt Nordsachsen immer wieder Ablehnungsbescheide verschickt, läuft dem Verein die Zeit davon.
Stefan Huss, Vorsitzender des Vereins Lasergame Leipzig, versteht die Welt nicht mehr. Eigentlich wollte er seinen Mitgliedern in dem Waldstück am Veitsberg in Taucha eine Trainingsstätte schaffen. Beim Lasergame wird nicht mit Munition, sondern mit Licht „geschossen“. Schutzkleidung, etwa wie bei Paintball, ist nicht erforderlich. „Vorrangig geht es um Strategie und Taktik. Die selbst gebauten Lasergewehre registrieren Treffer. Am Ende des Matches kommen alle Spieler zusammen und werten die Ergebnisse freundschaftlich aus“, so Stefan Huss. Lasergame ist an Computerspielen orientiert, einen militärischen Bezug gibt es nicht. Europaweit erlebt das Spiel einen Boom. Huss und seine Mitglieder holten den Sport nach Sachsen, gründeten in Leipzig den bislang einzigen eingetragenen Lasergame-Verein Deutschlands. Das Gelände der ehemaligen Fliegerschule, das zuletzt als Asylbewerberheim und Trainingsgelände für die Polizei genutzt wurde, sieht Huss als perfekt an. „Es gibt zahlreiche Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten in den Gebäuden. Zudem ist das Grundstück groß genug für Wettkämpfe“, meint er.
Doch so einfach ist das nicht. Im Flächennutzungsplan der Stadt Taucha ist für dieses Gebiet Wald vorgesehen. Ausnahmegenehmigungen gebe es für das DRK-Altenheim und die Bürgerschützengesellschaft, teilt Tauchas Bauamtsleiterin Barbara Stein mit. Für das nun vom Verein zu nutzende Gelände gab es diese Genehmigung auch. „Weil das Grundstück und die Gebäude aber mehr als drei Jahre nicht genutzt wurden, ist der Bestandsschutz erloschen. Nutzungsänderungen müssen daher wieder neu beantragt werden“, so Stein.
Genau dies tat der Lasergame-Verein im August vergangenen Jahres. „Und das, obwohl wir baulich nichts verändern wollen. Wir haben also einen faktisch leeren Bauantrag beim Landratsamt abgegeben, der nur die Nutzungsänderung für unseren Sport vorsah“, so Stefan Huss. Um darüber entscheiden zu können, forderte das Amt umfangreiche Grundrisse an. „Wir haben einen Architekten beauftragt und für das Aufmaß etwa 2000 Euro ausgegeben. Später wurde uns lapidar mitgeteilt, das wäre gar nicht nötig gewesen“, sagt der 27-Jährige. Im September wurde dem Verein die Nutzung des Geländes untersagt, unter anderem, weil der Spielbetrieb bereits begonnen hatte, obwohl über den Bauantrag noch nicht entschieden wurde. 230 Euro kostete Huss dieser Bescheid. Im November erreichte ihn die Ablehnung des Bauantrages, für die weitere 100 Euro fällig wurden. Huss reichte mit seinem Anwalt Widerspruch ein. Eine Entscheidung des Landratsamtes steht noch aus.
Währenddessen läuft dem Verein die Zeit davon. „Der Pachtvertrag besteht, wir haben monatliche Kosten. Einige verärgerte Mitglieder kündigten bereits an, Beiträge nicht mehr zu zahlen, weil ihnen die Trainingsstätte fehlt“, sagt Huss. Inzwischen spielen einige schon auf einem Interimsgelände in Pröttitz.
In der Stadt Taucha wurde über eine Genehmigung noch nicht abschließend beraten. „Wir wollen dem Verein helfen, doch der Flächennutzungsplan lässt dies nicht zu“, so Barbara Stein. Das Landratsamt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Wird dort dem Einspruch des Vereins nicht stattgegeben, geht die Angelegenheit zur Landesdirektion nach Leipzig – und noch mehr Zeit ins Land.
Erschien am 22. Februar 2010 in der Leipziger Volkszeitung.