Lokalberichterstattung: Was BILD Leipzig richtig macht

Wer im kränkelnden Zeitungsmarkt überleben will, muss sich anpassen. Anpassen an veränderte Lesegewohnheiten, an veränderte Ansprüche. Was sich im Lokalzeitungsmarkt wohl nie ändern wird, ist der Anspruch der Leser an ihre Zeitung, zu erfahren, was vor der Haustür passiert. BILD macht in Leipzig nun vor, was eigentlich die andere Zeitung tun sollte: Sie baut ihren Lokalteil aus und ordnet die Zeitung neu.

„Ihre Antwort lautet: Eine umfangreiche lokale Berichterstattung mit mehr Übersicht. Dafür haben wir die Struktur der Zeitung neu geordnet!“

bild_lokalDas schreibt BILD heute im neuen Lokalteil, der auf Seite 11 in einem eigenen „Buch“ beginnt. „Viel Spaß mit ihrer neuen, aufgeräumten BILD Leipzig“, schreiben die Kollegen weiter. Und wirklich: Der Leipzig-Teil wirkt aufgeräumter als vorher. Der lokale Titel behandelt die wichtigsten Ereignisse des Wochenendes, in gewohnter kurzer, knackiger Manier, ohne zu langatmig zu werden. Das Stadtfest beschäftigte trotz oder gerade wegen des Hochwassers die Leipziger. BILD-eigene Aktionen spielen natürlich eine Rolle, dazu kommen Besucher zu Wort und Stadtfest-Macher Bernd Hochmuth wurde befragt, inklusive kleinem, verständlichen Seitenhieb an die Stadt Leipzig, die nur bis 23 Uhr Programm erlaubt.

Auf der zweiten bis vierten Lokalseite wird es zugegebenermaßen mit Berichten über Torgau und Magdeburg sehr regional – aber immer mit Bezug auf die lokalen Ereignisse, gerade zum Hochwasser 2013 und der Hilfswelle für die Flutopfer. BILD hat verstanden, dass regional und lokal durchaus zusammengehören und man den Regionalteil nicht zwangsläufig in einem anderen „Buch“ verstecken muss. Insofern macht BILD hier vor, wie guter Lokaljournalismus mit Boulevard vereinbar ist.

Warum dieses Loblieb auf die BILD? Weil die Kollegen es verdient haben, trotz aller Vorbehalte. Und weil es immer unverständlicher wird, was die andere Zeitung täglich produziert – auch wenn die heutige Ausgabe weitgehend okay ist. Wenn man von der montäglichen Einsparung von Papier durch Eindampfung der Scheuditz/Taucha- und Markkleeberg-Markranstädt-Seiten auf den Einseiter „Rund um Leipzig“ mal absieht…

2 Gedanken zu „Lokalberichterstattung: Was BILD Leipzig richtig macht

  1. Schön, dass es wenigstens eine Tageszeitung kapiert hat. Lokaljournalismus ist in meinen Augen auch nur die einzige Möglichkeit, das Produkt Zeitung noch ein wenig am Leben zu halten (siehe Link). Vielleicht klappt’s ja auch irgendwann mal mit der LVZ…

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