Merkwitz. Ein sicherer Arbeitsplatz, eine intakte Familie, vielleicht ein eigenes Haus – solche oder ähnliche Ziele für die Zukunft hat wohl jeder für sich definiert. Nur wenige blicken dabei in die Vergangenheit und ergründen, woher sie kamen und warum sie so sind, wie sie jetzt sind. Der Merkwitzer Achim von Feilitzsch allerdings hat das getan. Und vermag darum allerlei Geschichten zu erzählen. Von Rittern, Martin Luther und Freiherren.
Ein schlichtes Einfamilienhaus im Tauchaer Ortsteil Merkwitz. Ein Mittelklassewagen parkt in der Einfahrt. Dahinter ein gepflegter Garten. Dass hier ein Freiherr mit seiner Frau residiert, ahnt wohl keiner, der an dem Grundstück an der Seegeritzer Straße vorbei läuft. Achim von Feilitzsch trägt den Adelstitel auch nicht aktiv. „Das erzeugt doch nur Neid. Außerdem werden dadurch irgendwelche Erwartungen aufgebaut, die man gar nicht erfüllen kann“, so der 80-Jährige.
Dabei ist der Familienstamm derer von Feilitzschs nicht irgendeiner. Überspitzt könnte man sagen, dass es ohne die Feilitzschs keine Reformation gegeben hätte. Denn Fabian von Feilitzsch, der zu Lebzeiten Martin Luthers Ritter und dessen Beschützer war, rettete dem späteren Reformator zwei Mal das Leben. Achim von Feilitzsch besitzt Abschriften von Briefen Luthers, in denen dieser sich lobend über seinen Freund Fabian äußert: „Er ist ein einfacher Mensch, der aber Dinge gut erklären kann, besser als ein Studierter.“
In der Schlosskirche Wittenberg, direkt über Luthers Grab, ist das Wappen Fabian von Feilitzschs angebracht, was auf eine enge freundschaftliche und ideelle Verbundenheit schließen lässt. Auch sein Cousin Phillip von Feilitzsch war mit Luther verbunden: Er war Rat des Kurfürsten und bei der Hochzeit Luthers 1525 dabei.
Diese bewegte Geschichte seiner Vorfahren begeistert Achim von Feilitzsch. Akribisch sammelt er jeden Schnipsel über die Familie, bekommt dabei Unterstützung von seiner Tochter, die viel im Internet recherchiert. Im Jahr 1980 begann er damit, die Geschichte und Genealogie aufzuschreiben. Seinen Anfang nahm demnach alles im 12. Jahrhundert. Damals waren die Feilitzschs noch unter dem Namen Veilcz bekannt. Im Laufe der Entwicklung wurde daraus dann Feiltzsch und später Feilitzsch. Der Urstammsitz der Familie trägt heute deren Name: Der bayerische Ort Feilitzsch bei Hof mit knapp 3000 Einwohnern war das Rittergut der damaligen Freiherren.
Bedeutend ist das Engagement für die Kirche. Die Kapelle Sankt Clara im vogtländischen Heinersgrün und die Kirche im bayerischen Trogen wurden von Feilitzschs gebaut. Die Salvatorkirche in Kürbitz baute Urban Caspar von Feilitzsch. Im Jahre 1626 weihte er diese. In Trogen wurde auch Maximilian von Feilitzsch geboren, der unter anderem bayerischer Innenminister, Leiter der Polizeidirektion München und Präsident der Regierung von Oberbayern war.
Im August 1904 wurde Maximilian von Feilitzsch in den Grafenstand erhoben, bereits zu seinen Lebzeiten wurde in München eine Straße nach ihm benannt. Aber auch in der Gegenwart sind die von Feilitzschs noch berühmt und erfolgreich. „In Budapest wohnt einer, der im Staatsdienst tätig war. Der durfte aufgrund seines Amtes den Adelstitel nicht behalten und musste das ,von‘ ablegen“, so Achim von Feilitzsch. Sein Cousin Manfred von Feilitzsch aus Nauen in Brandenburg bekam im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz überreicht. Genützt oder geholfen hat Achim von Feilitzsch diese bewegte Familiengeschichte nie, wie er sagt. Aus dem Kreis Oelsnitz, in dem er als Besamungstechniker tätig war, wurde der Name sogar verwiesen. „Die haben uns nach 1945 einfach enteignet“, erinnert sich von Feilitzsch. So zog es ihn von Zwickau über Wildenfels nach Merkwitz. 1951 zog er ins Haus seiner jetzigen Frau, mit der er am 1. Juni dieses Jahres Goldene Hochzeit feierte. Gearbeitet hat Achim von Feilitzsch vorwiegend in der Landwirtschaft. Er war als Milchleistungsprüfer tätig, wechselte dann in den Bereich Tierproduktion. Später machte von Feilitzsch noch seinen Meister der Tierzucht, das Staatsexamen und wurde Ingenieur für Betriebswirtschaft.
Seit 1960 Mitglied der LPG Merkwitz leitete der heutige Senior in Seegeritz den Aufbau einer Großanlage für Viehwirtschaft. Über viele Jahre war er dort Betriebsleiter. Nach der Wende verkaufte er einen Teil der Schweine an Bekannte in Bamberg. „Bei denen erregten unsere Tiere ganz schön Aufsehen, weil sie so groß und kräftig waren. Das kannten die gar nicht“, erinnert sich von Feilitzsch. Heute bedauert er es, dass die Landwirtschaft der Region keine Tierproduktion mehr umfasst.
Sein Hobby ist und bleibt aber die Erkundung der Familiengeschichte. 95 männliche Mitglieder stehen bereits im Stammbaum. Die weiblichen und angeheirateten Mitglieder sollen demnächst noch aufgenommen werden. Für Zusammenhalt unter den von Feilitzschs sorgt ein Familienverband, der Freiherr von Feilitzsch und von Feilitzsch e.V.. Auf den Merkwitzer kommt auch in den nächsten Jahren noch jede Menge Arbeit zu, denn noch sind nicht alle geschichtlichen Ereignisse erfasst und dokumentiert.
Und auch, wenn Achim von Feilitzsch nicht öffentlich zeigt, dass er dem Adelsgeschlecht angehört, so gibt es doch ein Ritual, das er vollzieht: Wer von ihm einen Brief erhält, kann sicher sein, dass darauf ein Siegel in Form des Familienwappens prangt.
Erschien am 30.06.2007 in der Leipziger Volkszeitung.
Keine Lust, Dich adoptieren zu lassen ?
Daniel, Freiherr von Feilitzsch, das wäre doch was. Insbesondere bei der Anrede *Herr Baron* . Oder *Herr Graf* 😛
Andererseits: welchen Titel(!) hat von Feilitzsch denn. Ist *von* ein Titel ? 🙄
@derherold. Artikel nicht richtig gelesen?
http://de.wikipedia.org/wiki/Freiherr
Das sollte ein Herold…aber wissen. 😉
Wichtig ist das in heutiger Zeit sicher nicht, interessant unter historischem Aspekt allemal.
Axt, du bist offiziell eingestellt als Kommentarmoderator. 😉
Ich hatte den Satz „Daß hier ein Freiherr wohnt …“ übersehen. 😳 Ansonsten war es doch richtig, Herr Baron. 🙂
Meine Urgroßmutter ist Louise Freifrau von Feilitzsch und lebte von ca. 1880 bis ca. 1965 in Schloss Achberg nahe Esseratsweiler am Bodensee. Ihre Tochter, meine Großmutter, war Frau Herta Hammerbacher, geb. von Feilitzsch, geb. 1900, gest. 1984 in Starnberg. Sie war als Gartenarchitektin sehr erfolgreich. Ich würde gern mehr über die Familie von Feilitzsch erfahren und bitte um Kontaktaufnahme: Johann Zimmermann, Hölleweg 3, 37077 Göttingen, Tel. 0551-21400 (Bürotelefon, nur wochentags 8-17 Uhr), info@proventura.de