Nabu-Regionalgruppe kritisiert Verwaltungen

Taucha. Zu ihrer Jahreshauptversammlung kam diese Woche die Regionalgruppe Partheland des Naturschutzbundes (Nabu) Sachsen zusammen. Als Arbeitssitzung hatte Vorsitzender Christoph Knappe das Treffen geplant: „Wir wollen uns hier weniger auf die Schulter klopfen, sondern viel mehr einen Rückblick auf 2007 halten und uns kritisch mit dem Erreichten auseinandersetzen“, sagte er.

Fünf Jahre alt wird die Gruppe in diesem Jahr. „Wir sind also im Vorschulalter, von uns kann man einiges erwarten und die Ansprüche derjenigen steigen, die mit uns zu tun haben“, meinte Knappe. Gewachsen, ähnlich wie ein Vorschulkind, ist die Regionalgruppe Partheland im vergangenen Jahr durchaus. „Wir konnten unsere Mitgliederzahl verdoppeln – von 100 auf 200“, berichtete der Vorsitzende. Viele Mitglieder würden die Aktionen wohlwollend begleiten, wenn auch nicht immer alle anwesend seien. So seien die Reaktionen auf den aktiven Naturschutz durchweg positiv. „Es wird uns anerkannt, dass wir nicht nur reden, sondern auch tätig werden“, resümierte Knappe.

Als großer Erfolg wird beim Nabu der Kampf gegen den Kiesabbau am Wachberg gewertet. Zwar konnte der nicht verhindert werden. Immerhin wurde aber ein Vergleich erzielt, der dem Landesverband des Nabu als Kläger rund 20000 Euro einbrachte. Dieses Geld kann von der Regionalgruppe gezielt abgerufen und für Maßnahmen verwendet werden. Positiv werteten die anwesenden Vorstandsmitglieder dabei die Zusammenarbeit mit dem Kiesunternehmer Franz Rösl. „Mit ihm kann man reden, er unterstützt uns wirklich gut“, lobte Heiko Thonig. Eine ähnlich laufende Kooperation wünscht sich der Verein auch mit den Stadt- und Gemeindeverwaltungen. Während dies in Borsdorf klappen würde, hake es vor allem in Taucha und Jesewitz. „Im Sommer sind uns zahlreiche Bäume verdorrt, weil sich die Stadt Taucha nicht zuständig fühlte und der Stadtrat entschied, dass gespendete Bäume von den Spendern zu gießen sind“, führte Knappe aus. Auch bei der Baumpflanzaktion am Schwarzen Berg mit der Stiftung Wald für Sachsen wäre der Nabu gern dabei gewesen. „Ich frage mich, warum wir da nicht wenigstens mal angesprochen wurden“, so Knappe. In Jesewitz kam indes noch überhaupt keine Zusammenarbeit zustande. „Kontaktversuche mit der Gemeinde wurden immer abschlägig beschieden, dort will man mit uns gar nicht sprechen“, sagte Knappe. Ralf Tauchnitz (FWG), der derzeit die erkrankte Bürgermeisterin Martina Koschnick vertritt, sieht das anders. „Wenn es Probleme oder Fragen gibt, können die gern an uns herangetragen werden. Und der Nabu ist ja auch schon aktiv in Jesewitz, beispielsweise mit Baumpflanzungen. Eine Veranlassung zu einer engeren Zusammenarbeit sehe ich aus Sicht der Gemeinde nicht“, so Tauchnitz auf LVZ-Anfrage.

Fester Bestandteil der Nabu-Vertretung in Taucha ist die Kindergruppe. „Wir freuen uns, regelmäßig etwa ein Dutzend Kinder bei unseren Aktionen begrüßen zu können“, sagte Annett Koch, eine von drei Organisatorinnen der Gruppe. Besuche im Tierpark Eilenburg, Erkundungen an der Parthe oder Schatzsuchen in Cunnersdorf waren Höhepunkte 2007, die allen Beteiligten Spaß gemacht hätten. Aufgrund der guten Erfahrungen planen nun auch die Borsdorfer Vorstandsmitglieder Angela Neubert und Jens Frenkel eine solche Kindergruppe im Muldentalkreis.

Vorhaben im Jahr 2008

Die Regionalgruppe Partheland des Naturschutzbundes Deutschland hat sich für 2008 viel vorgenommen. So werde demnächst ein ehemaliges Trafohaus in Pönitz zur Artenschutzstation umgebaut. Ebenso ist vorgesehen, ein Stück Weg in der Nähe des Schwarzen Berges wieder begeh- und befahrbar zu machen. Des Weiteren soll der Zustand von Wegrändern in einer noch zu bestimmenden Gemeinde aufgenommen werden. Hintergrund sei, dass durch das zunehmende Fehlen von natürlichen Wegrändern Rückzugsgebiete für Tiere fehlen. Ein Biologe soll nach der Bestandsaufnahme feststellen, welche Möglichkeiten es gibt, mit Wegrandbegrünungen dem langsamen Aussterben von Vogelarten Einhalt zu gebieten. Diese Maßnahmen sollen aus dem „Rösl“-Topf bezahlt werden, also dem beim Vergleich mit dem Kiesunternehmer erstrittenen Geld.
Außerdem unterstützt die Regionalgruppe weiterhin die IG Nachtflugverbot. So wurde beschlossen, dass der Nabu dort Mitglied wird. Vorangetrieben werden soll auch die Bio-Zertifizierung für Früchte der Streuobstwiese hinter dem Tauchaer Schloss. Dadurch soll es möglich werden, die dort wachsenden Äpfel beispielsweise zu Säften zu verarbeiten.

Erschien in der Leipziger Volkszeitung vom 25. Januar 2008.