Pädagogik mit Hunden

Mölkauer Verein schult Kinder / Spenden für neues Gelände gesucht

Um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen, lernen Schüler beim Hundesportverein Leipzig-Mölkau den richtigen Umgang mit Hunden. Und erfüllen damit zugleich einen Teil ihres offiziellen Lehrplans.

„Schaut euch mal den Hund hier an. Will der spielen?“, fragt Dagmar Apitz, während sie auf eine Zeichnung eines Schäferhundes zeigt. „Nein, der hat die Ohren nach vorn gelegt und fletscht die Zähne, der ist wütend“, ruft ein Junge und wird für seine richtige Erklärung gelobt. Rund 50 Schüler der Klassen 2a und 2b der Theodor-Körner-Schule aus Paunsdorf sind an diesem Vormittag zu Gast beim Hundesportverein Leipzig-Mölkau. Der Verein ist, wie viele andere Ortsgruppen in ganz Deutschland, dem Verein für Deutsche Schäferhunde angeschlossen und bildet nicht nur seine Vierbeiner aus, sondern schult auch Kinder im Umgang mit den Fellträgern.

„Etwa fünfmal im Jahr kommen Schulklassen und Kindergärten zu uns, denen wir direkt am Tier zeigen, dass ein Hund kein Monster ist, vor dem man Angst haben muss“, sagt die Ausbilderin. Vor allem im Elternhaus werde viel falsch gemacht, ist sie der Meinung. „Es existieren noch immer Missverständnisse, Mama und Papa meinen es gut, verbreiten aber oft Panik, wenn es um Hunde geht. Das merken wir immer wieder, schon allein daran, wie sich die Kinder den Tieren nähern“, schildert die engagierte Hundefreundin. Darum sei eine gute Vorbereitung auf den für viele Schüler ersten Kontakt mit einem Schäferhund auch so wichtig.

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Diesen ersten Kontakt gibt es für die Zweitklässler ein paar Minuten später auf dem Hundeplatz. „Nicht von oben“, sagt Trainerin und Vereinsmitglied Angelika Wolf zu einer Schülerin, die eine Hündin streicheln will. „Sie könnte denken, du willst ihr etwas Böses. Lass sie lieber kurz an deiner Hand schnuppern, zeig ihr, dass du sie magst und keine Angst hast“, rät sie dem Mädchen. Und tatsächlich: Davina, die Berner Sennenhündin riecht an der Hand, leckt sie kurz und lässt sich dann geduldig streicheln.

Ins Schwitzen kommen die Schüler danach beim Wettrennen Hund gegen Mensch. „Ich glaube, der Hund ist schneller, wir haben ja Gummistiefel an“, vermutet Noah. „Das wird nicht nur an den Schuhen liegen“, lächelt Dagmar Apitz und lässt drei Kinder auf der Wiese gegen einen Schäferhund-Rüden antreten. Doch egal, wie schnell die ehrgeizigen Schüler auch rennen – der Vierbeiner fliegt ihnen geradezu davon. „Alter, ist der schnell!“, entfährt es den Klassenkameraden, die vom Rand aus das Geschehen verfolgen.

„Der Vormittag hier bringt uns unheimlich viel. Den Kindern macht es Spaß und wir können ihnen anschaulichen Unterricht bieten“, sagt Janet Kogler, Klassenlehrerin der 2b. Denn immerhin gehöre der Hund zum Lehrplan. Körperbau, Verhalten, artgerechte Haltung und so weiter würden im praktischen Umgang mit den Vierbeinern viel besser aufgenommen als im trockenen Sachunterricht. „Etwa vier- bis fünfmal im Jahr bieten wir solche Kurse an, die meisten Ausbilder nehmen extra Urlaub dafür oder tauschen ihre Dienste. Das lohnt sich aber. Die Kinder sind dankbar und wir können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen“, so Dagmar Apitz, die sich bewusst ist, dass diese Aufklärungsarbeit „nur punktuell hilft, aber irgendwo muss man ja anfangen“. Im Juni sei der Verein zu Gast im Leipziger Sportgymnasium. „Die Lehrer kamen auf uns zu und baten um Unterstützung, weil die Schüler dort im Park beim Joggen oft auf Hunde treffen, die ihnen hinterher rennen und nicht wissen, was sie tun sollen“, sagt Apitz.

Und so gern die Vereinsmitglieder ehrenamtlich helfen – so sehr sind sie derzeit selbst auf Hilfe angewiesen. „Wir müssen leider Ende des Jahres runter von unserem schönen Platz, den wir in jahrelanger Handarbeit so hergerichtet haben. Unter uns ist eine alte Müllkippe, die nun laut Gesetzesverordnung saniert werden muss“, erklärt die Ausbilderin. Einen neuen Platz gebe es schon, auch in Mölkau, im Gewerbegebiet Am Bahndamm. „Dort fangen wir wieder bei Null an. Das ist Brachland, es gibt keine Wiese, einfach nichts“, bedauert sie und hofft, das pädagogische Angebot aufrecht erhalten zu können. Wer helfen wolle, sei es mit Sach- oder Geldspenden, sei jederzeit willkommen.

Erschien am 29. Mai 2010 in der Leipziger Volkszeitung.