Pony stirbt im Abendverkehr

Schon komisch, dass einem der Tod eines Pferdes ans Herz geht. Da wird man plötzlich vom Berichterstatter zum Helfer, schenkt den Beteiligten sogar noch eine Warnweste, damit sie ohne Probleme den Verkehr regeln können. So ein Zwischenfall ist aber auch ein guter Indikator für einen selbst. Gut zu wissen, dass man noch keine gefühlslose Recherchemaschine ist.

Am 3. August in der Leipziger Volkszeitung:

Pony Max stirbt auf Zweinaundorfer Straße

„Max, was machst Du nur für Sachen?“ Steffen Unger streichelt zärtlich den Bauch seines Shetlandponys, legt eine wärmende Decke über den Körper des Hengstes. Doch Max spürt die liebevollen Gesten nicht mehr. Das Pony ist gerade gestorben.

Es ist kurz vor 20 Uhr, als Steffen Unger gestern mit seinem Pferdegespann auf der Zweinaundorfer Straße in Richtung Panitzsch unterwegs ist. Der vierjährige Max und die Stute Susi (17) ziehen wie immer den Wagen, auf dem Unger zahlreiche Holzkisten aufgestapelt hat. „Die brauche ich zur Eingrenzung ihrer Koppel und hole sie bei Gemüsehändlern in ganz Leipzig ab“, erklärt der 39-Jährige.

So auch gestern. Unger kommt vom Connewitzer Kreuz, stärkte sich dort an einer Imbissbude. „Dort traf ich eine Bekannte, ein junges Mädchen. Sie meinte es wahrscheinlich gut mit Max und gab ihm Kraftfutter.“ Doch Max, so seine Vermutung, hat das mit chemischen Stoffen versetzte Essen wahrscheinlich nicht vertragen. „Sie hat vor kurzem bereits Susi damit gefüttert, der es darauf übel wurde. Das habe ich dem Mädchen auch gesagt, aber wahrscheinlich dachte sie, die Warnung gelte nur für die Stute“, vermutet der derzeit arbeitslose Fuhrunternehmer, der seine Tier sonst nur mit Gras, Gemüse, Obst und Heu füttert.

In Anger-Crottendorf verhält sich Max plötzlich komisch. „Er trampelte, wurde unruhig“, berichtet Steffen Unger. Mit einem Mal sackt das Tier zusammen, schnaubt und schaut ängstlich. Passanten helfen dem Pferdefreund, regeln den Verkehr, beruhigen Susi und Max. Die herbeigerufene Tierärztin Dr. Damaris Raab von der Uni-Tierklinik hört die Herztöne ab, untersucht Max rektal. Zwei Minuten später hört Max auf zu atmen, seine Augen schauen ins Leere. Sein Besitzer kann es nicht begreifen, klopft dem Tier auf den Hals, als wolle er es beruhigen.

Susi bekommt von all dem nur wenig mit, sie knabbert an einem Brotstückchen. Das Futter kann sie gut gebrauchen, schließlich ist sie trächtig – von Max. Den will Unger nun pathologisch untersuchen lassen. „Vielleicht habe ich ja auch etwas falsch gemacht.“ Egal was die Obduktion ergebe – das Mädchen hätte keine Konsequenzen zu erwarten, sagt Unger. „Sie hat es doch nicht mit Absicht getan.“

2 Gedanken zu „Pony stirbt im Abendverkehr

  1. Zudem habe ich heute folgendes erfahren – morgen auch nachzulesen in der LVZ:

    Totes Pony: Blutung im Gehirn war schuld

    Pony Max ist doch nicht an Kraftfutter gestorben. Laut Aussagen des Besitzers Steffen Unger war ein Abszess im Gehirn schuld. Wie in einem Teil der gestrigen Auflage berichtet, brach das Tier am Dienstagabend auf der Zweinaundorfer Straße zusammen. Unger vermutete die Gabe von Kraftfutter in Form von „Leckerlis“ als Ursache für den plötzlichen Tod. Diese hatte das Shetlandpony von einem befreundeten Mädchen in Connewitz bekommen. „Die pathologische Untersuchung hat jetzt aber ergeben, dass eine Blutung und eine Eiterblase im Kopf schuld waren“, berichtete Steffen Unger gestern. Dass das Ableben innerhalb einer Stunde erfolgte, sei nach Aussagen von Tierärztin Damaris Raab nicht ungewöhnlich.

    Von außen wäre der Abszess nicht erkennbar gewesen, auch ist unklar, wie sich Max das Leiden zuzog und wie lange er schon damit lebte. Das Institut für Veterinärpathologie der Universität Leipzig durfte aus Datenschutzgründen keine Angaben machen. Den genauen Bericht soll Unger in den nächsten Tagen erhalten. „Ich bin aber froh, nun zu wissen, dass das Futter nicht die Ursache war und möchte mich bei dem Mädchen entschuldigen, falls ich ihm Unrecht getan haben sollte“, so der Panitzscher.

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