Die Leipziger Redaktion der Bild nahm sich bislang eigentlich aus, wenn es um ungereimte Geschichten und unlogische Meldungen ging. Im großen und ganzen stimmte immer, was die Kollegen/innen so schrieben. Heute aber wunderte ich mich dann doch.
Nahezu seitenfüllend berichtet Bild über Rosenköpfchen Susi (3), die „elf lange Monate spurlos verschwunden“ war. Doch: „Jetzt kam sie wieder angeflattert“, so die Unterzeile des Textes, der mit „Dieser Papagei ist ein echtes Wunder“ aufgemacht ist.
Kurz zur Geschichte: Rosenköpfchen Susi und Hansi leben bei Mama Sabine-Birgit und Sohn Manuel. Eines Tages, vor elf Monaten, ging Mama auf Arbeit und ließ das Fenster angekippt. Bild zitiert die Mutter:
Als ich wiederkam, hatte Susi, das freche Stück, den Vogelbauer geöffnet – und Hansi war aus dem Fenster geflogen.
Hier wundert man sich das erste mal. Sie kam zurück und wusste, dass Susi es war, die den Bauer geöffnet hat? Wenn sie weiß, dass das Tier den Bauer öffnen kann, warum verhindert man das dann nicht?
Mutter und Sohn suchten wohl nach dem Verschwinden Hansis das „ganze Viertel“ ab – mit Käfig und Susi darin. Aber die Rosenköpfchendame wollte ihren Hansi wohl nicht rufen. Die Suche blieb erfolglos. Bild zitiert den Sohn:
Da habe ich schweren Herzens auch Susi fliegen lassen. In der Hoffnung, dass sie ihren Hansi findet und ihn zurückbringt.
Ja, nee, iss klar. Rosenköpfchen gehören zwar zur Familie der Papageien und auch zur Gattung der Unzertrennlichen, wie Bild richtig schreibt. Dass Käfigvögel, die noch nie die Freiheit kennenlernten, Fähigkeiten wie Brieftauben besitzen, war mir allerdings neu. Verwunderlich erscheint die Story auch, wenn man – wie Bild – annimmt, ein Rosenkopfpärchen würde 600 Euro kosten. Keine Ahnung, wo die Kollegin diese Preise aufgeschnappt hat. Und selbst wenn es so wäre, würde man ein Rosenköpfchen, das 300 Euro kostete, sicher nicht einfach so fliegen lassen, in der Hoffnung, es kommt mit dem Mann zurück, den es gerade rausgeschmissen hat.
Mal davon abgesehen, dass ich es bereits als Tierquälerei empfinden würde, einen Papagei in Deutschland frei zu lassen, der als Käfigvogel gar nicht wissen kann, wie man sich draußen selbst ernährt.
Aber es geht weiter: jetzt, nach elf Monaten nämlich, sei Susi zurückgekehrt. Ihren Alten, also Hansi, hatte sie nicht dabei, von den Rufen der Sabine-Birgit wollte sie sich auch nicht anlocken lassen. Nunja, wenn es denn wirklich Susi ist, die da jetzt auf Bäumen sitzt oder sich an Hauswänden festkrallt, („Männchen und Weibchen lassen sich äußerlich nicht unterscheiden“) wird sie wohl schlichtweg die Besitzerin vergessen haben.
Aber jetzt wird alles besser, denn jetzt hilft Bild! Und rät den Lesern, Susi mit Weißbrot in die Wohnung zu locken. Dazu wurde das Redaktionstelefon in „Susiphon“ umgenannt, mit der Bitte, mal solle sich melden, wenn man das Tier gefangen hätte. Bin auf morgen gespannt, wenn man sicher ein Foto präsentiert, auf dem fünf Bild-Leser mit Weißbrot in der Hand zu sehen sind, die vergebens einen desinteressierten kleinen Papageien rufen.
Ob das eine Auswirkung des Klimawandels ist? Dass das Sommerloch bereits Anfang Mai beginnt, meine ich….
🙁 wie kann man nur die BILD lesen 🙄
Mein Blog liest Du doch auch. Viel schlimmer ist die Bild auch nicht. 😉 Aber viel interessanter finde ich, dass Du ein Blog hast, lieber Olaf. Du kennst mich sicher nicht mehr, aber ich Dich. War ne schöne Zeit damals in der Nonnenstraße. 😉
lol – hatte ich doch so etwas im Hinterstübchen 😉
Jo, seitdem ich bei den Leipziger Bloggern registriert bin – schau ich überall mal vorbei. Dann dachte ich, den Namen hast Du schon mal gehört – und wenn dann noch Journalist da steht 😉
Grins. Damals war ich ja noch keiner. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder, du bist ja öfter hier im schönen Taucha, wie ich der regelmässigen Beschilderung an den Straßen entnehmen kann. 🙂
JUP – CU 😎
Ha das ist ja eine dämliche Geschichte,ich hatte auch mal Rosenköpfchen und einer hat vom Züchter 25 € gekostet.In einer Tierhandlung bezahlt man maximal 50€ für so einen kleinen Papagei ❗
Sag ich doch. 😉
Echt super der Beitrag!:-) Lese normal nicht viel im internet aber hiervon konnte ich meine augen nicht abwenden– habe 2 nymphensittiche und interessiere mich zurzeit auch sehr für Agaporniden— Glg alexandra
quatsch ein rosenköpchen kostete doch nich 300 euro !! ❗ ich habe selber rosenköpfchen und einer hat nur 42€ gekostet!
Ja, nichts anderes hab ich ja geschrieben. 🙂