Schnitzeljagd auf Französisch

Taucha. Kinder und Jugendliche lernen, so heißt es oft, im Spiel am schnellsten. Insofern waren die beiden Veranstaltungen am Montag im Tauchaer Geschwister-Scholl-Gymnasium ausgezeichneter Lernstoff. Doch zum Spiel kam auch harte Arbeit bei den Aktionen in der Bildungseinrichtung. Das war zum einen das Jolkafest der Russisch-Schüler, das bereits zum vierten Mal durchgeführt wurde. Und zum anderen kam als Premiere eine Schnitzeljagd der Französisch-Schüler hinzu. Quer durch Taucha führte diese, auf dem Weg mussten Fragen beantwortet werden.

Anlass der etwas anderen Französisch-Stunde war der Deutsch-Französische Tag, der seit 22. Januar 2003 in beiden Ländern groß gefeiert wird. Im Jahr 1963 wurde an diesem Tag der deutsch-französische Vertrag geschlossen, der als Meilenstein auf dem Weg zum vereinigten Europa gilt. Unter dem Motto „Bringt Französisch ins Spiel“ wollte auch das Gymnasium diesen besonderen Tag begehen. Die Idee für die Schnitzeljagd kam dabei von Albine Bessire. Die 22-Jährige aus Paris ist derzeit als Fremdsprachenassistentin im Gymnasium tätig. „Das besondere ist, dass hier Schüler für Schüler arbeiten“, erklärte sie. Die Schnitzeljagd wurde von den Zehntklässlern für die Sechstklässler organisiert. Im Französisch-Unterricht wurden die Strecke ausgearbeitet, die Wegbeschreibungen und die Fragen ausgedacht. Keine Angelegenheit von ein paar Minuten – immerhin mussten 13 Gruppen mit je fünf bis sechs Schülern eingeplant werden.

So dauerte die Schnitzeljagd auch mehrere Stunden, die Gruppen starteten im Abstand von zehn Minuten, für die Strecke durch Taucha benötigten die Schüler etwa 45 Minuten. In der ersten Gruppe starteten drei Mädchen und zwei Jungen der sechsten Klasse, begleitet von Sarah Armonies aus der Zehnten.

„Es gibt acht Stationen“, hatte Französisch-Lehrer Mario Matthias vorher erklärt. Diese Stationen zu finden war die erste Aufgabe. Keine leichte, wie sich herausstellte, denn die Wegbeschreibung war natürlich auf französisch. „Vor Zimmer 21 gehen und dann links umdrehen?“, fragten sich Alexandra und Antonia. Auch Friederike, Marcel und Thomas wussten sich keinen Rat. Also musste das Wörterbuch zu Rate gezogen werden. Schnell war klar, dass ihr Weg in die Bibliothek im Keller führte. Hier warteten zwei Schülerinnen der zehnten Klasse und stellten den fünf Französisch-Neulingen, die erst seit diesem Schuljahr die Sprache lernen, eine Frage – natürlich auch wieder nicht auf Deutsch. Die Nachbarländer von Deutschland und Frankreich mussten gesucht und auf einen Lösungszettel eingetragen werden. Die zweite Station war an der Bushaltestelle gegenüber der Mehrzweckhalle. Direkt unter dem Schild „Rondell Chadrac-Espaly“ wurde die Frage nach den französischen Partnerstädten Tauchas gestellt. Dass die Lösung so nah liegt, bemerkten die Schüler in der Anspannung nicht. Weitere Stationen waren unter anderem das Lebensmittelgeschäft am Markt, wo französische Käsesorten benannt werden mussten, oder der Friedhof, auf dem es um Napoleon ging.
„Mir macht das Spaß, das ist mal was anderes“, sagte Thomas, während er im Wörterbuch blätterte. Und auch Sarah Armonies, die wie ihre Mitschüler auf der Schnitzeljagd für ihre Gruppe verantwortlich war, konnte der Hatz nur Gutes abgewinnen: „Ich finde das gut, die Schüler lernen die Stadt kennen, kommen spielerisch mit Französisch in Berührung und uns hilft es natürlich auch.“ Nach der letzten Außenstation warteten weitere zwölf Aufgaben in der Aula auf die Bewältigung durch die Schüler. Die Sieger des Tages bekamen Medaillen und Büchergutscheine.

Ähnlich anstrengend wurde es für die Russisch-Schüler der sechsten Klasse, die ein Jolkafest, also das russische Weihnachten, feierten. Auch hier waren die Zehntklässler für die Gestaltung verantwortlich. „Es gibt Basteleien, Märchen, aber auch ein spielerisches Quiz“, erklärte Russischlehrerin Sabine Görting. Seit Dezember liefen die Planungen und Vorbereitungen. Am Ende des Jolkafestes wurde es aber noch gemütlich – mit Keksen und Tee aus dem standesgemäßen Samowar.

Erschien am 22. Januar 2008 in der Leipziger Volkszeitung.