Taucha. Bei Kinofilmen ist der dritte Teil oftmals eine schlechte, langatmige Kopie der Fortsetzung. Auf die dritte Silvesterparty des Tauchaer Heimatvereins lässt sich diese Regel ganz und gar nicht anwenden. Denn nachdem die zweite Auflage zum Jahreswechsel auf 2007 viele Gäste zur Kritik veranlasste, stimmte diesmal fast alles.
Das Motto der diesjährigen Feier war „Wild Wild Taucha“. Im Westernstil wurden die Mehrzweckhalle eingerichtet und die Speisen arrangiert. René Werner, Vorsitzender des Heimatvereins, freute sich zu Beginn auf eine „kleine, aber ordentliche Veranstaltung“. Klein deshalb, weil statt der anvisierten 450 Karten nur 220 verkauft wurden. Diese gewisse Intimität tat der Party aber keinen Abbruch – im Gegenteil. Durch eine Neuordnung der Tische wurde alles etwas kompakter und die Gäste kamen leichter untereinander ins Gespräch. Verwirrend war lediglich der auf den Eintrittskarten für 19 Uhr versprochene Start der Feier. Denn damit war nicht der Beginn, sondern offenbar die Einlasszeit gemeint. Entsprechend zeitig standen die ersten Gäste vor der Tür. Die Situation wurde aber von den Veranstaltern souverän entschärft, indem bereits 18.30 Uhr die Begrüßungsgetränke gereicht wurden. René Werner ließ es sich danach nicht nehmen, jede Gruppe persönlich zu ihrem Platz zu begleiten.
So gut, wie bereits das klappte, so unnötig war die vorweggenommene Entschuldigung, die Werner in der Begrüßungsrede aussprach: „Nehmt es uns nicht übel, wenn etwas nicht so gut läuft. Wir sind ein Verein und nicht so professionell wie beispielsweise der Caterer.“ Dieser, die Fantastic Restaurant-Gruppe, gab den Gästen keinerlei Grund zur Beanstandung. Axel Thier und sein Team hatten, wie für eine Western-Party typisch, die Speisen auf Amerika und Texas abgestimmt. So gab es etwa Bostoner Kartoffelsalat, Schnitzel, Spare Ribs, Fleischbrocken vom Spieß, Kanadischen Lachs, Texanischen Kesselgulasch, höllisch scharfe Hähnchenflügel und schmackhaften Papageifisch und Seelachs, um nur einige Beispiele zu nennen. „Einfach wunderbar, alles schmeckt wirklich prima und ist gut aufeinander abgestimmt“, lobte Regina Vetter aus Leipzig-Lößnig, die bereits zum dritten Mal der Einladung des Heimatvereins gefolgt war und Silvester auf dessen Party verbrachte. Beim Bullriding, an dem sich mit viel Spaß Frauen, Männer und Kinder beteiligten, gewannen zwei Besucher jeweils einen Sonntagsbrunch.
Für den musikalischen Rahmen dieser „wilden“ Western-Veranstaltung sorgte die Band Backside aus Leipzig. Diese zeigte den Gästen nicht ihre Rückseite, sondern spielte Countrymusik. Für manche zu viel, für andere zu wenig. Edith Opitz konnte sich an den Klängen nicht sehr erfreuen. „Darum ist es schön, dass auch andere Musik gespielt wird“, sagte die 69-Jährige. Olaf Thiemann dagegen hätte sich noch mehr Bands gewünscht. „Für eine Westernparty fand ich die Musik etwas mager“, meinte der 44-jährige Tauchaer. DJ Roland Kohler aus Markkleeberg legte von Discoklängen aller Genres über Walzer bis zu Swing alles auf.
Ins neue Jahr starteten die Gäste dann eine halbe Minute zu zeitig. Denn weil die Uhr in der Mehrzweckhalle mehrere Minuten vorging, entschied der DJ, wann es Mitternacht war. Offenbar zu früh – während die ersten bereits ihr Sektglas leerten und sich in den Armen lagen, tönte von einem anderen Tisch ein weiterer Countdown. Dafür konnten dann alle zeitgleich das große Feuerwerk genießen. Dieses bestach durch seine rund zehn Minuten Länge und atemberaubende Effekte. „Besser kann es am Brandenburger Tor auch nicht sein“, hörte man einen begeisterten Gast rufen. Insgesamt eine gelungene Feier, die in Erinnerung bleiben wird. Und für die es diesmal keinerlei Entschuldigung bedarf.
Erschien am 2. Januar 2008 in der Leipziger Volkszeitung