Sommer ohne Spielplatz: Tauchaer sind sauer


taucha_spielplatz_ahornsiedlung.jpgTaucha. Ein großer Innenhof mit Schatten spendenden Bäumen, einer Wiese und Wäschestangen. Die Anwohner zwischen Goethe- und Friedrich-Ebert-Straße haben es eigentlich gut. Eigentlich: Für ihre Kinder fehlt ein Spielplatz. Während der Sanierungsarbeiten an den Häusern und der anschließenden Gestaltung der Außenanlagen fiel das einzige Klettergerüst dem Trennschleifer zum Opfer. Einen Ersatz gab es bislang nicht.

Ein Umstand, der den Mietern nicht gefällt, wie etwa Katja Steinke. Der zweifachen Mutter wurde während der Sanierung telefonisch zugesichert, dass der Innenhof einen neuen Spielplatz erhalte. „Vor einigen Tagen habe ich bei der Hausverwaltung Sachsengrund in Holzhausen angerufen und musste erfahren, dass nun doch kein neues Klettergerüst geplant ist.“ Die Eigentümergemeinschaft habe sich dagegen entschieden. „Eine Frechheit“, so Steinke. Bei der Sachsengrund Hausverwaltungs GmbH will man von Zugeständnissen nichts wissen. „Wir können so etwas nicht gesagt haben, denn wir sind vom Eigentümer nur zum Verwalter bestellt worden. Finanzielle Entscheidungen treffen wir nicht“, so Mitarbeiterin Jeannette Döring. Wer am Ende die Entscheidung trifft, ist undurchsichtig.

Die Wohnungen der Anlage, die den Namen Ahornsiedlung trägt, gehören einer Eigentümergemeinschaft. Laut Sachsengrund habe nahezu jede Wohnung einen anderen Eigentümer. Vermietet werden die Wohnungen über Maklerbüros, die im Internet mit unterschiedlichen Exposés für die Anlage werben. Es werden sogar „Spielmöglichkeiten für Kinder“ erwähnt. Eben jene Spielmöglichkeiten, die Neumietern nach der Sanierung auch versprochen wurden. Melanie Sonnberger und Matthias Fichtler beispielsweise berichten, dass bei der Wohnungsbesichtigung vom zuständigen Makler die Errichtung eines Spielplatz in Aussicht gestellt wurde. „Das war ein wichtiges Kriterium, die Wohnung zu nehmen“, so die Eltern. Unverständnis auch bei Marion Wolfram: „Als wir vor zwei Jahren hier einzogen, habe ich bei der Hausverwaltung gefragt, ob ich einige Spielgeräte aufstellen dürfe. Das wurde mir erlaubt, allerdings nur, wenn die Dinge transportabel seien, weil definitiv ein Spielplatz gebaut werde.“

Einen Ansprechpartner für dieses Thema zu bekommen, erweist sich als schwierig. Verkauft wurden die Wohnungen von der Wohnpark Taucha GmbH. Diese wiederum ist eine Tochter der Leipziger Megaron Bauprojekt GmbH, ebenso wie die Sachsengrund Hausverwaltungs GmbH. Trotz mehrfacher Nachfrage bei Megaron und den beteiligten Tochterfirmen war am Freitag keine Stellungnahme oder Erklärung zu bekommen. Auch die Stadtverwaltung Taucha ist für den fehlenden Spielplatz nicht zuständig. „Es handelt sich dort um privaten Grund. Dieser liegt damit nicht in unserer Verantwortung“, so Bauamtsleiterin Barbara Stein. Zudem handele es sich bei der Ahornsiedlung um eine Bestandsimmobilie, die von der Megaron erworben wurde. „Wenn diese oder die Eigentümergemeinschaft entscheiden, dass es besser wäre, kein Klettergerüst mehr zu errichten, müssen sich die Mieter an die Eigentümer wenden.“

Das allerdings dürfte schwer werden: Die nächste Eigentümerversammlung sei laut Sachsengrund bereits in drei Wochen. Um in Sachen Spielplatz eine Entscheidung treffen zu können, reiche die Zeit nicht mehr aus. Die Mieter hoffen, dass sich die Eigentümer doch noch ein Herz fassen. „Hier leben so viele Kinder und jahrzehntelang stand hier auch ein Klettergerüst“, so Katja Steinke.

Erschien am 23.07.2007 in der Leipziger Volkszeitung.

Ein Gedanke zu „Sommer ohne Spielplatz: Tauchaer sind sauer

  1. Das ist nicht das Einzige, was in Bezug auf Familienfreundlichkeit in Taucha klemmt.

    Jugendamt bzw. Bürgermeister verwehren auch Unterstützung bei der Etablierung der dringend nötigen Kindertagespflege (Betreuung unter 3 Jahren).

    Lt. Gesetz (KJHG) ist Pflegeerlaubnis pro Tagesmutter/Tagesvater bis 5 Kinder bei entsprechender Eignung möglich. Aktuell werden mehrere Tagesmütter mit der Zahl 3 abgespeist. Dies bedeutet für die (eigentlich) wirtschaftlich selbstständigen Unternehmerinnen nicht mal 1.000 Euro für 9 Stunden Montag – Freitag, Krankenversicherung selber zahlen u. kein Urlaub und keine Krankheitsvertretung.

Kommentare sind geschlossen.