Erst gab es gar keine offizielle Präsenz der Stadt Leipzig bei Facebook, seit heute gibt es gleich zwei. Nachdem die Leipzig Tourismus- und Marketinggesellschaft (LTM) im März 2011 die bis dahin privat betriebene Facebookseite leipzigcity übernahm, ist nun auch die Stadtverwaltung mit einer eigenen Facebook-Seite präsent. Diese glänzt mit einer sehr gut gefüllten Timeline, welche die Historie der Stadt abbildet. Auch wolle man sich um Dialog bemühen – allerdings nur an Werktagen.

Zunächst produzierte die neue Facebookseite der Stadtverwaltung Leipzig Verwunderung: Wieso gibt es nun eine zweite Seite, die von sich behauptet, die „offizielle Seite der Stadt Leipzig“ zu sein? Auch die leipzigcity begrüßt ihre Fans mit „Willkommen auf der offiziellen Facebook-Seite der Stadt Leipzig“. Ist die neue Seite ein Fake? Ein Schnellschuss gar? Nein, mitnichten ist sie das. Das wird bereits an der sehr gut gefüllten Chronik deutlich. Von der Gründung der Stadt im Jahre 1015 bis zur Eröffnung der Tropenhalle Gondwanaland im vergangenen Jahr wurden diverse Meilensteine der Stadtgeschichte eingefügt und mit Bildern versehen.

Aufklärung zur neuen Präsenz kommt von Volker Rasch, stellvertretender Sprecher der Stadt Leipzig: „Es war die Forderung der Politik, auch aus dem Stadtrat, dass sich die Verwaltung stärker im Web 2.0 beteiligt. Nachdem die LTM ihre Seite eher mit touristischen Inhalten füllt, sehen wir den Fokus stärker auf Themen der Stadtverwaltung“, sagt er. Die zweite Leipzig-Seite sei aber nicht als „Gegenangebot“ zu verstehen, auch sei die Etablierung der Stadtverwaltungs-Seite keine Negativwertung gegenüber dem, was die LTM und ihre beauftragte Agentur Westend PR auf leipzigcity veranstalten. „Im Gegenteil: Wir ergänzen uns, kommen in den jeweiligen Redaktionsplanungen auch vor“, so Volker Rasch. Themenüberschneidungen werde es immer mal geben, so sei geplant, auch auf der Stadtverwaltungsseite Veranstaltungen zu thematisieren, um den Servicecharakter herauszustellen. In der Masse seien es aber Themen, die die Stadt bewegen. Letztlich ginge es um eine höhere Flexibilität für die eigenen Themen, aus diesem Grund habe man eine eigene Seite gestartet.

Die Erstellung der Facebookseite und die Kommunikation über diese wird komplett inhouse erledigt. „In unserem Social Media Team sind sieben Leute beschäftigt, die natürlich nicht nur Social Media zur Aufgabe haben. Wir haben also keine neuen Leute beschäftigt, sondern nutzen die Ressourcen aus der bekannten Onlineredaktion, die auch für leipzig.de arbeitet“, sagt Rasch und wirbt für die neue Seite: „Man sollte Fan der Seite werden, weil hier Themen der Stadtverwaltung transportiert werden, die alle Einwohner direkt betreffen und dies die erste Quelle ist neben leipzig.de und dem Amtsblatt, um erste Informationen zu erhalten“.

Auch die Kommunikation mit den Fans wolle man pflegen. In der Netiquette der Seite ist von einer werktäglichen Betreuung der Seite innerhalb der Arbeitszeiten der Mitarbeiter zu lesen, ohne dass diese Zeit näher benannt ist. Da kann man nur hoffen, dass eine Diskussion nicht gerade am Sonntagnachmittag aus dem Ruder läuft…

So richtig zufrieden mit dem neuen Angebot ist die FDP-Fraktion im Leipziger Stadtrat noch nicht. „Es fehlt nach wie vor ein Konzept“, so Geschäftsführer Oliver Dorausch. Im Jahr 2011 reichten die Liberalen einen Antrag ein, in dem vorgeschlagen wurde, dass die Stadt eine eigene Facebook-Seite unterhalten solle – zu diesem Zeitpunkt war die LTM bereits dabei, sich mit dem privaten Eigentümer der Seite zu einigen. „Der Beschlusspunkt 2 des Antrages wurde nie zur Abstimmung vorgelegt. Dort ging es um die Ausarbeitung eines Konzeptes, das nach Aussage der Statdverwaltung aber bereits in Arbeit sei und bis Ende 2011 vorgelegt werden sollte“, so Dorausch. Auf erneute Nachfrage im März hieß es, bis Ende Mai diesen Jahres solle es dieses Konzept gehen. Bis heute gibt es kein solches öffentliches Konzept“, bedauert Dorausch. Vor der Etablierung der neuen Facebook-Seite der Stadtverwaltung wäre es zudem „sinnvoll und richtig gewesen, die Akteure der Stadt einzubinden, etwa im Rahmen eines Webmontags, um sich Feedback zur inhaltlichen und gestalterischen Ausrichtung zu holen“, meint er. Immerhin würden in Leipzig diverse Agenturen und Einzelkämpfer existieren, deren täglich Brot die Kommunikation über Social Media sei.

Unterdessen sammelt die Seite fleißig Fans. Waren es heute Morgen noch knapp 50, so steht der Zähler derzeit auf knapp 390. Werdet Ihr Fan? Und was haltet Ihr von der neuen Seite?

Links zum Thema:
08.03.2011: Leipzig braucht eine Facebook-Seite. Oder?
24.03.2011: Trotz Ablehnung: Leipzig hat nun eine Facebook-Seite
05.04.2011: Webmontag: Leipzigs Facebook-Seite zwischen Tourismus und Politik
15.06.2011: Leipzigs Facebook-Vater heißt Oliver Röpke
02.09.2011: Leipzig bei Facebook: Schwachbrüstig und beschämend